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Mittelmeer: Mit Fliegenden Augen gegen Schwarzfischer

erstellt am: 20.05.2018 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Reiseziele, Spanien

Die EU bekämpft nun die Schwarzfischerei im Mittelmeer mit hitech Drohen. Krotien mahcte den anfang gefolgt von Spanien, Italien und Griechenland. Beweisfotos können aus 6000 m Höhe gemacht werden schießen.
67 Millionen Euro für Überwachungsdrohnen
 
Die USA bekämpfen Terroristen in Afghanistan mit Kampfdrohnen, die über tausende Kilometer hinweg von Ramstein in der Pfalz aus gesteuert werden. Die EU bekämpft nun die Schwarzfischerei im Mittelmeer ebenfalls mit Drohen. Bewaffnet sind die „Orbiter 3 STUAS“-Drohnen des israelischen Herstellers Aeronautics allerdings nur mit extrem hochauflösenden Kameras, die (auch nachts mit Infrarot) Beweisfotos von Gesetzesverstößen schießen.
Die EU nimmt nun viel Geld in die Hand, um dem Problem der sogenannten IUUFischerei (illegal, undokumentiert und unreguliert) im Mittelmeer Herr zu werden. Aber nicht nur dafür: Die federführende European Fisheries Control Agency (EFCA) wird nach Angaben ihres Chefs Reinhard Priebe zu einer Art europäischer Küstenwache ausgebaut. Sie soll demnach neben der Überwachung der Fischerei im Mittelmeer auch illegale Aktivitäten wie Menschen-, Drogen-, oder Waffenschmuggel sowie Umweltverbrechen erfassen.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation statewatch.org hat die EU mittlerweile 67 Millionen Euro für den Kauf von Drohnen bereitgestellt. Kroatien hat nun laut einem Bericht der total-croatia-news.com in einem gemeinsamen Projekt des Fischerei- und Verteidigungsministeriums sechs Orbiter-Drohen inklusive Startrampen und einer Kommandozentrale im Wert von 4,87 Millionen Euro angekauft, 70 % des Preises wurden von der EU finanziert.
Die Drohnen werden nach Angaben von Fischereiminister Tomislav Tolusic neben der Überwachung der Berufs- und Freizeitfischerei sowie der Einhaltung von Naturschutz- und Fischereiverbotszonen auch zur Überwachung der Außengrenzen und Aktivitäten ausländischer Fischerboote in kroatischen Hoheitsgewässern genutzt. Die Logistik der Drohnenflüge übernimmt das kroatische Militär, die Datenauswertung das Fischereiministerium.

„Big brother is watching you“, lautet nun also das Motto auf dem Mittelmeer und die Orbiter 3-Drohne leistet dazu Beeindruckendes:
Mit einer Flügelspannweite von 4,4 m fliegt sie bis zu 6000 m hoch, 70 Knoten schnell, kann 7 Stunden in der Luft bleiben und hat eine Reichweite von 150 km. Sie startet von einer Rampe auf einem Auto oder Boot, sie übermittelt hochauflösend Bilder und Videos in Echtzeit und landet an einem Fallschirm oder im Fangnetz eines Schiffes auf See.

Nun werden zunächst drei der Drohnen an der kroatischen Küste stationiert. Bei der Übergabe der Drohnen am 15. Mai in Zagreb durch den Aeronautics-Chef Dany Eshchar konnten sich auch Abgesandte aus Spanien und Italien (den nächsten Einsatzländern) von der Effizienz der fliegenden Augen überzeugen. Dazu wurden einer Orbiter-Drohne die GPS-Signale von drei mit Bluetrackern ausgerüsteten Fischerbooten übermittelt. Bei dem ersten Boot flog die Drohne dann minutenlang unbemerkt über dem Boot und lieferte so gestochen scharfe Video-Bilder, dass man sogar sah, wie ein Fischer eine Zigarettenkippe über Bord warf, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Beim zweiten war dann  ein (legal) angelnder Berufsfischer im Drill zu sehen.
Wie bei unseren „Blitzern“ auf den Straßen reichen künftig die Beweisfotos der Drohnen für empfindliche Geldstrafen in bis zu fünfstelliger Höhe aus. Die Aufnahmen gehen von den Auswertern in der fernen Kommandozentrale an die Justizbehörden und Wochen oder gar Monate später flattert dann ein Strafbefehl ins Haus. Das schwierige Ertappen „auf frischer Tat“ durch ein Polizeiboot wird damit überflüssig.
Vor Kroatien sollen übers Jahr bei 70 Prozent der Flüge Ringwandenfischer, Longliner und andere Berufsfischer kontrolliert werden, heißt es. In den Sommermonaten seien dann aber auch die Touristen im Visier, die etwa in großer Zahl vor Jezera fischen. Überwacht werde zudem, ob etwa illegal im Nationalpark vor der Küste gefischt wird (derzeit viel), ob Thunfischangler den Abstand von 800 m zu Sardinenfangbooten einhalten (eigentlich nie), oder ob illegal an Thunfischkäfigen geangelt wird. Zudem werden die Fischereiverbotszonen vor den Inseln Jabuka und Palagrusa (wo italienische Boote illegal fischen) überflogen.

Allein die Ankündigung der Programms zeigt schon nach wenigen Tagen an der kroatischen Küste einen ersten Erfolg: Die Angst der einheimischen Schwarzfischer vor den unsichtbaren fliegenden Augen ist so groß, dass viele von ihnen aufgeben werden. Andere meinen noch, auf der sicheren Seite zu sein, wenn sie das Top ihrer Boote mit Strahlen reflektierender Alufolie überkleben, oder beim Fischen einen Sonnenschirm aufstellen, um nicht erkannt zu werden…
Weitere EU-Mittelmeeranrainer werden ebenfalls mit fliegenden Augen aufgerüstet. Spanien bekommt Ende des Jahres gleich 5 (!) Orbiter-Drohnen: Vier davon werden die Mittelmeerküste kontrollieren – und könnten bei Überflügen an Mastkäfigen wie am Ebro-Delta prüfen, ob dort die Fangverbotszonen von 200 m jenseits der gelben Tonnen eingehalten werden.
Besonnene Skipper finden das gut. „Wenn wir alle in 200 m Entfernung zusammen chummen, ziehen wir die wilden Thune von den Käfigen weg. Dann reißen dort auch nicht mehr so viele Fische ab und gehen kaputt“, sagt ein Charterbootkapitän am Ebro.
Eine weitere Drohe soll auf den Balearen stationiert werden. Sie wird unter anderem die Langleiner beim Schwertfischfang im Süden um die Unterwasserbänke der Inseln Horadada, Cornills und Cabreira im Blick haben, aber auch die Charterboote auf Mallorca und Ibiza. 2019 soll dann Italien und im Jahr danach Griechenland ebenfalls mit Drohnen aufgerüstet werden. An der italienischen Adriaküste von Pesara über Ancona bis Pescara wird dann Schwarzfischerei auf Thun zu einem unkalkulierbaren Risiko, auch die Popperfischer um die Gas- und Ölplattformen bekommen ein Problem, wen sie die Sicherheitsabstände nicht einhalten.

90 Prozent der Bestände im Mittelmeer sind überfischt, sagt Fischereikommissar Karmenu Vella. Vielleicht sind die unbestechlichen fliegenden Augen und die Furcht vor unbestechlichen Kontrolleuren fernab der Küsten die richtige Antwort auf das Problem.