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Licht und Schatten auf Rote-Island/Bali
Die Ausschreibung des Reiseveranstalters Renee Winter (Roger Tours) zum Jiggen und Poppern im Oktober/November um „Rote“ hatte es mir angetan. Die Rote Insel sie liegt rund 1000 km östlich von Bali (oder links unterhalb von Timor), und ihr Name klang für mich ebenso exotisch wie Bali, der Ausgangspunkt der Tour. Die Ausschreibung des Reiseveranstalters Renee Winter (Roger Tours) zum Jiggen und Poppern im Oktober/November um „Rote“ hatte es mir angetan. Die Rote Insel sie liegt rund 1000 km östlich von Bali (oder links unterhalb von Timor), und ihr Name klang für mich ebenso exotisch wie Bali, der Ausgangspunkt der Tour.
Vor allem aber hatte Renees Ausschreibung eine Reise versprochen: „die für Profiangler, aber auch noch ungeübtere Angler bzw. Beginner interessant ist, wir zeigen Euch alles und ihr werdet sicher schnell den ersten großen Fang machen“.
Unser Mutterschiff
Das sprach mich vor allem deshalb an, weil ich auf meinem Konto als tropischer Angler bislang nur eine Kenia-Reise mit Big-Game und Jiggen stehen hatte und mich durchaus aus noch als „Beginner“ verstand. Dazu kam aber auch noch die umfassende Information, die Teilnehmer könnten zum Reisebeginn auf Bali schwere Jigs kaufen und sie bei Nichtgebrauch wieder zurückgeben. Jiggen, das mir auf der Nordkenia-Bank einen Riesenspaß gemacht hatte, sollte auf dem zehntägigen Trip um Rote-Island also offenbar fleißig praktiziert werden – und das wollte ich ja.
montieren und tackle talk – alles an Bord
Startpunkt war nach dem Flug von Bali die Hafenstadt Kupang im Süden der indonesischen Insel Timor. Von Kupang ging es mit einem Mutterschiff dann zu den weit vorgelagerten Riffen der Rote-Insel. Zehn begeisterte Biggamer fanden sich ein, um hier ein Abenteuer fernab der Zivilisation und kaum befischten Spots zu meistern. Wir zehn Gäste plus Guide Renee angelten von vier Beibooten (mit Außenborder und Driver) aus und fuhren über den 10-25 Meter tiefen Riffen entlang. Geangelt wurde überwiegend mit Popper auf GT – gejiggt dagegen kaum.
Unser „Hongkong Team“ vom Gerätehändler PY
Positiv empfand ich unser Fishing-Team: Es war international besetzt und bestand zur Hälfte aus japanischen Vollblutanglern (Gerätehändlern). Mit ihnen entwickelte sich eine tolle Kameradschaft die viel Spaß brachte. Perfekt war auch die Verpflegung an Bord, denn wir hatten einen Spitzenkoch. Zudem fischte das „Team Hongkong“ nachts auf Squid und bereicherte unseren Speiseplan mit zahlreichen japanischen Sushi-Varianten. Genial! (Die Japaner legen sehr viel mehr Wert auf ihre Ernährung, da können wir Europäer noch von lernen.) Und gelernt habe ich auch persönlich von unseren japanischen Kameraden: Sie zeigten mir die nötigen Knotentechniken für die Verbindung von Dyneema mit monofiler Schnur.
Voll vermummt wegen der Hitze
Zum Fischen:
Je zwei Mann teilten sich eines der Beiboote, die von Crew-Mitgliedern gefahren wurden. Renee hatte ein Echolot mit Kartenplotter auf seinem Boot und nahm alle Teams abwechselnd an die von ihm ausgesuchten Spots mit. Die anderen Boote durften ihm aber nicht hinterher. Wir suchten nach einem Blick auf die Seekarte dann selbst eine vielleicht passende Stelle zum Fischen aus oder wurden vom Driver an ein Riff gebracht.
Nun kann man zwar in dem 15-25 m flachen Wasser die Abbruchkanten ins Tiefe bei Sonnenschein gut sehen und braucht zu Finden der Kanten kein Echolot. Doch mit dem Wetter hatten wir kein Glück: Nach dem ersten Tag frischte der Wind sehr auf. Das ließ die unglaubliche Hitze zwar erträglicher werden. Doch nun hatten wir mit hohem Wellengang zu kämpfen und eine Sicht auf Grund war kaum noch möglich.
Im Stehen zu werfen war schwierig für mich
Für mich, der ich nicht in einem kleinen Boot „aufgewachsen“ bin, wurde das Stehen, Balancieren und stundenlanges Poppern mit Gewaltwürfen in der kabbeligen See eine Herausforderung, die mich an meine Leistungsgrenze brachte. Wegen des hohen Wellengangs wurde für die Boote ohne Echolot das Auffinden der Spots zum Glücksspiel! Auch ein vorheriges Studieren der Seekarten an Bord des Mutterschiffs brachte nicht viel. Zudem wurden die Driften mit bis zu 5 km/h extrem schnell.
Der junge Denny Schaller fischte alle aus
Pech war auch, dass am dritten Tag ein kleiner der zahlreichen Riffhaie unseren „Lippengreifer“ mit einer Körperdrehung zerstörte. Ersatz bekamen wir keinen und auch keinen Gaffhaken. Wir, mein Bootspartner Ralf und ich, bastelten uns deshalb aus einer dickeren Schnur eine Schwanzschlinge, um damit zumindest GT halten und abhaken zu können. Doch gut funktionierte das nicht und bei einem geschätzt über 30 kg schweren Barrakuda, den Ralf bis an die Bordwand gedrillt hatte, schon gar nicht. Er hätte sicher gerne ein Foto von sich mit dem riesigen Fisch gehabt. Außer diesen Arten attackierten auch Spanische Makrelen unsere Popper, teils mit solcher Vehemenz, dass die Fische samt Köder im Maul zwei Meter hoch aus dem Wasser schossen.
Der Autor mit noch funktionierendem Lip Grip
Mein Popper-Bilanz war allerdings mager: Ich fing in den 9 ¼ Tagen (der letzte wurde wegen Spritmangels der Beiboote vorzeitig beendet) beim Poppern neben einigen Red Snapper und anderem Kleinzeug insgesamt nur drei GT, der schwerste, ein schwarzer, wog etwa 25 kg.
Der Autor mit Red Snapper
Wegen der geringen Wassertriefe mussten wir die GT halten, damit sie nicht am Grund in den Korallen verloren gehen. Das war nicht einfach und einige von uns mussten Lehrgeld zahlen. Meine Taktik bestand darin, dem Fisch nach dem Strike eine erste kurze Flucht zu ermöglichen und dann sogleich die Bremse meiner Dogfight 7000 bis aufs Maximum zuzumachen. Das funktionierte einwandfrei und hat mich auch von der Daiwa-Rolle voll überzeugt!
Bis zum Horizont und weiter
Andere von uns hatten beim Poppern sehr viel mehr Glück als ich: Denny Schaller aus Hallstadt etwa. Er hatte das Poppern voll drauf, fischte sogar Renée aus und landete an Bord von Renées Dhingi die schönsten Fische der Tour. Darunter ein GT mit über 50 kg sowie einen Dogtooth Tuna mit 20-25 kg. Mein Beibootpartner Ralf fing einen GT mit 40 kg und unsere japanischen Freude hatten auch einige gute Fische.
Hundszahnthun an Popper
Aber auch beim Jiggen konnte ich bei weitem nicht so viel fangen, wie erhofft, denn mein Beiboot-Buddy wollte eigentlich nur poppern. Bei einer Drift kamen wir einmal in tieferes Wasser. Während Ralf erfolglos weiter den Popper zum Horizont katapultierte, ließ ich einen Jig als Lot auf Grund und kam auf eine Tiefe von etwa 50 m. „Tief genug“, dachte ich und fing auch schon einen Gelbflossenthun mit etwa 15 kg. Ich freute mich darüber sehr und wollte ihn aufs Mutterschiff für ein gemeinsames Sashimi-Essen mitnehmen. Unser Driver band ihn deshalb hinten am Heck außenbords fest – und verlor ihn zu meinem großen Ärger bei einer Verlegungsfahrt ans nächste Riff. Beim Jiggen fing ich dann noch einen Cobia in 90 m Tiefe. Der Cobia ist ein guter Fighter und mit ihm hatte ich richtig Spaß an einer Xzoga-Rute und 20.000er Stella.
Autor mit Cobia
Irgendwann kamen mir auch Zweifel, wie fischreich die Destination ist. Ich hatte deshalb die Crew befragt und erfahren, dass bei einer Tour zuvor die ersten vier Tage überhaupt kein Fisch gefangen worden war.
Ich kann mir aber mittlerweile gut vorstellen, dass der Fischerfolg über den flachen Riffen ganz extrem mit dem Wind, den Gezeiten und den dadurch verursachten Strömungen zusammenhängen könnte: Bei auflaufendem Wasser hatten wir wie gesagt Driften von bis zu 5km/h. Die Fische könnten auf solche starken Strömungen mit häufigen Stellungswechseln reagieren und sich zu unterschiedlichen Zeiten an Spots konzentrieren, die Stunden später womöglich wieder völlig leer sind.
Mein Bootspartner Ralf mit GT
Diese Hot Spots beim Popperfischen ohne Seekartenplotter und Echolot zu finden, setzt Ausdauer voraus, aber auch ein gutes Quantum Glück. Beides fehlte mir. Ausdauer, weil ich an zwei Nachmittagen wegen Seegangs und Dauerpoppern aufs Angeln verzichtet hatte. Und es setzt Glück voraus, weil bei schnellen Driften ein Riff oft bereits nach 20 Minuten abgefischt war und ein zweiter Durchgang in der Regel sinnlos ist, denn GTs sind dann zumeist vergrämt und wollen nicht mehr beißen.
Amberjack gejiggt – und gut fotografiert
Es wäre sicherlich interessant zu wissen, inwieweit die Beißzeiten der Fische dort von der Vollflut abhängig sind. Da die ja nur etwa alle 12 Stunden und 25 Minuten stattfindet, kann es gut sein, dass die Flut mal auf den zeitigen Morgen und Abend fällt und damit außerhalb der eigentlichen Angelzeit. Dies würde auch erklären, warum auf dieser früheren Tour in den ersten vier Tagen nichts gefangen wurde, danach aber schon.
Fazit:
Nur Popperfischen ist nicht mein Ding. Zum Jiggen hätte ich einen Partner gebraucht und empfehle allen, die eine Tour nach Rote erwägen, unbedingt ein Echolot mit Kartenplotter mitzunehmen!
Auch von dem vielgepriesenen Bali bin ich persönlich enttäuscht. Ein wirkliches Flair konnte ich nicht entdecken! Viel Menschen und viel Verkehr trotz Nebensaison, und auch die Freundlichkeit hielt sich in Grenzen. Wohl eine Folge des Massentourismus.
Denny mit gutem Dogtooth
Dies war nach Kenia erst meine zweite Tour zum tropischen Fischen. Vor Rote-Island hat sich mir aber gezeigt, dass meine Leidenschaft das Jiggen ist, weil dabei immer mit Überraschungen gerechnet werden muss. Vielleicht fühlt sich der eine oder andere von euch nun angesprochen und sucht noch einen Partner für eine Jigging Tour. Ich bin offen für alles.
Feedback würde mich freuen! rschelli(at)web.de
Am Ende möchte ich noch „Danke“ sagen:
Meiner Frau Doris für ihre wochenlange Unterstützung in jeder Hinsicht bereits im Vorfeld
Jürgen Oeder für die professionellen Tipps zu Equipment, Knotentechnik und mehr
Robert Kopp für das Kontakteknüpfen
Sven Neumann, Kai Häffner und Nicola Zingarelli für Ausstattung, Ruten und sonstiges Equipment