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Kaltherzige Blauflossenthune

erstellt am: 25.05.2015 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Mexiko, Reiseziele

Die Herzen von Blauflossenthunfischen verkraften einen Temperatursturz, der unsere Herzen zum Stillstand bringen würde. Wie das möglich ist, haben nun Wissenschaftler um Holly Shiels und Molly Luctavage herausgefunden. Wenn Bluefins auf der Jagd in tiefere und damit kältere Schichten vorstoßen, halten sie ihre Kernkörpertemperatur zwar um einige Grad über der des Wassers, weil warme Muskeln effizienter arbeiten als kalte. Allerdings kühlt das Herz selbst dabei sehr schnell aus, da das kalte Wasser das durch die Kiemen strömende Blut sehr schnell abkühlt. Innerhalb von wenigen Minuten kann dann die Temperatur des Herzmuskels um bis zu 15 °C absinken. Für uns wäre das tödlich. Die Biologen stellten nun fest, dass der Adrenalinspiegel mit den sinkenden Temperaturen des Herzmuskels ansteigt. Das Adrenalin hält dann die Zufuhr an Kalzium aufrecht, die der Muskel braucht, um sich zusammenziehen zu können. Die Wissenschaftler suchen jetzt nach dem oberen Ende der Temperaturtoleranz von Bluefin-Herzen. Bislang steht die Skala bei 28 °C. Diese Temperatur kann das Wasser im Golf von Mexiko erreichen, wenn die Bluefins dort laichen. Sollte sie mit der Klimaerwärmung weiter ansteigen, könnte es eng werden für dieses Laichgebiet. Wegen der hohen Temperaturen sterben dort bereits Bluefins sehr schnell den Herztod an Langleinen, die für Gelbflossenthune ausgelegt werden. Berufsfischer wurden deshalb verpflichtet, dünndrähtige Circle-Hooks zu verwenden, die von den großen Bluefins aufgebogen werden können. Mein bislang größter Bluefin mit 853 lb starb auch an einem Herzinfarkt. Ich hatte ihn im Sommer 1997 vor der Azoren-Insel Faial gehakt, wo er in einem ersten Run laut Echolot über 750 m nahezu senkrecht hinunter rauschte. Ich konnte den Thun danach zwar auf 400 m hochdrillen, dort wurde er aber zu einem sprichwörtlich toten Gewicht. Nach viel anstrengendem „Planning up“ und Winschen konnten wir ihn an die Oberfläche bringen und stellten fest, das die Kiemen voller feinem Schlamm waren: Der Fisch hatte sich im ersten Run in den Grund gebohrt. Kälte und Sauerstoffmangel waren dann zu viel Stress für sein Herz. Wir haben ihn dann entnommen und – wir unter Anglern dort üblich – dem Waisenhaus auf der Insel gespendet. Mehr über die Biologie, das Artverhalten und den Fang von Thunen findet ihr in meinem Buch. Es ist nun als App für alle IOS- und Android-Systeme erhältlich. Eine Leseprobe findet ihr hier: www.ultimatefishingbooks.com