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Von guten und bösen Anglern – Unsere ökonomische Bedeutung wird entdeckt
Zwei Studien und eine politische Leitlinie zur ökomischen Bedeutung von uns Hobbyanglern in den USA, der Ostsee und im Mittelmeer zeichnen ein Bild, das neben Zuversicht auch reich an Düsternis ist.
Zunächst zu den USA: „Glückliches Amerika. Dort möchte man Angler sein“, das war mein Gedanke, als ich die „National Saltwater Recreational Fisheries Policiy“ der US-Fischereibehörde National Marine Fisheries Service (NMFS) zugesandt bekam. Bereits der erste Satz der dreiseitigen Leitlinie macht klar, welchen Stellenwert dort das der „Erholung dienende Angeln“ hat: Es ist eine „traditionelle, wichtige und wachsende Faser im sozialen, kulturellen und ökonomischen Geflecht der Küstengemeinden der USA“. Immer mehr Hobbyangler „verändern die traditionellen wirtschaftlichen Gegebenheiten. Sie geben jedes Jahr Milliarden Dollar-Beträge aus und bringen damit der Wirtschaft nachhaltige Vorteile auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene“, heißt es weiter.
Die NMFS sieht zunächst seine Aufgabe darin, dem amerikanischen Volk gesunde Ökosysteme an den Küsten zu sichern, die eine nachhaltige und produktive Fischerei auf hohem Niveau ermöglicht. Diese Politik zielt aber nicht mehr auf die Berufsfischer, sondern nun „weitgehend auf Hobby-Angler und den dazugehörigen Handel und die Industrie“. Und jetzt kommt ein Satz, der es in sich hat: „Die staatliche Unterstützung der Hobby-Angler schließt auch die Charterboot-Unternehmen sowie die von ihnen veranstalteten Tournaments“ mit ein!
Staatlich geförderte Angelwettbewerbe zum Wohle Erholung suchender Angler? Davon können wir nur träumen!
Ein erstaunlicher Lichtstreif in der hiesigen Finsternis moralinsaurer oder vom Verfolgungswahn getriebener Tierrechtler ist nun eine Studie zur Bedeutung der Hobby-Angler in der Ostsee, die, und das ist wichtig, von dem bundeseigenen (!) Thünen-Institut für Ostseefischerei erstellt wurde.
Demnach fingen Hobby-Angler und Berufsfischer im Jahr 2013 mit jeweils knapp über 3200 Tonnen gleich viel Fisch. Institutsleiter Christopher Zimmermann zufolge gaben die rund 163.000 Angler, die im Schnitt 7,5 Tage auf der Ostsee waren, viel Geld aus für Angelzubehör, Bootsmieten oder Übernachtungen aus. Die damit erwirtschafteten Erträge könnten laut Zimmermann durchaus an die der kommerziellen Fischerei heranreichen. „Beide Gruppen haben ihre Daseinsberechtigung, beide sind für die Gesellschaft wertvoll“, sagt Zmmermann. Und auf der Homepage des Instituts heißt es inzwischen auch: „Die Freizeitfischerei (besitzt) auch eine große sozioökonomische Bedeutung. Insbesondere für die Küstengebiete und strukturarme Regionen ist nämlich Angeltourismus eine beachtliche Einkommensquelle.“
Diese Erkenntnis ist erstaunlich und stimmt mich hoffnungsfroh. Und sie wäre auch ein gewichtiges Pfund mit dem unsere Verbandsfunktionäre in der Politik zu unseren Gunsten heftig wuchern könnten.
Deprimierend ist dagegen eine Studie, wonach Freizeitangler die Fischbestände im Mittelmeer weit mehr schädigen, als bislang gedacht.
In dem Papier “Biological and Ecological Impacts Derived from Recreational Fishing in Mediterranean Coastal Areas” von Toni Font und, Josep Lloret (Erschienen in: Reviews in Fisheries Science & Aquaculture, 2014; 22 (1)) heißt es, dass Hobbyangler für etwa 10 – 50 % der küstennahen Gesamtfangmenge im Mittelmeer (ohne Trawler und Seiner) verantwortlich sind.
Je nach Region und Fischart könnten Hobbyangler ebenso viel Fisch oder gar mehr als Berufsfischer entnehmen. Der Druck, der von beiden Gruppen auf die bereits zu 90% überfischten Bestände ausgeht, könne deshalb gleich groß sein.
Die Ursachen: „Catch & Release sei unter den Mittelmeer-Anglern von Spanien bis in die Türkei „völlig unpopulär“ und unter den entnommenen Fischarten seien 45 bedrohte Spezies, die teils unter internationalem Schutz stünden, weil sie etwa langsam wachsen oder geringe Vermehrungsraten aufweisen, heißt es in dem Papier. Zudem sei die Kontrolle der Hobbyangler mangelhaft. Die hielten sich kaum an Fangverbote, Schonzeiten, Mindestmaße oder andere Beschränkungen.
Wer schon mal vor Kroatien geangelt hat, weiß allerdings, dass die ‚Policija‘ mit Vorliebe Touristen-Angler kontrolliert. Die Einheimischen, die um die Thunfischmastfarmen tagtäglich schlimmen Raubbau treiben, müssen dagegen kaum Angst haben. Berufsfischer, die untermaßige Bluefins anlanden, offenbar noch weniger. Und selbst in Jezera wird etwa auf der Speisekarte eines Konoba ganz offen „Blauhai“ angeboten, obwohl Fang und Handel damit verboten sind.
Die Wissenschaftler verlangen mit Blick auf die hemmungslosen Hobbyangler nun „schärfere Kontrollen“. – Toll.
Was an Positivem bleibt, ist das Leitlinien-Papier der NMFS und die Studie des Thünen-Instituts. Mit den Erkenntnissen zur ökonomischen Bedeutung des Hobbyangelns sollten nun die Verbände in Kroatien und Spanien weiter Druck machen, damit wir Hobby-Angler endlich eine verlässliche Quote für Blauflossentun bekommen. Auch nur EINEN Fisch im Jahr entnehmen zu dürfen, wäre ja für die meisten von uns schon genug. Dafür würden wir uns gerne kontrollieren lassen.
Dass unsere deutschen Verbandsfunktionäre mit den Papieren nichts anzufangen wissen, steht zu befürchten: Die kreisen vor allem um sich selbst.