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Warmblütiger Gotteslachs

erstellt am: 15.05.2015 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Umwelt

Was vereint Säugetiere, Vögel, Weiße Haie, Thunfische und den Gotteslachs (Lampris guttatus)? Sie sind alle warmblütig. Dass der im Englischen Opah genannte, schöne Fisch seine Bluttemperatur um bis zu  5° C über der Wassertemperatur halten kann, fanden Wissenschaftler um den Meeresbiologen Nick Wegner vom Southwest Fisheries Science Center der US-Behörde NOAA heraus. NOAA-Biologe Nick Wegner mit einem Opah. Foto: Southwest Fisheries Science Center Der bis zu 1,8 m lange Fisch nutzt seine Brustflossen gleich doppelt. Die sichelförmigen Flossen sind nicht nur seien Hauptantrieb. Die mächtigen Muskeln im Schultergürtel, die für den kräftigen Flügelschlag sorgen,  produzieren zugleich auch Wärme. Diesen evolutionären Vorteil haben auch andere Raubfische erkannt, die in tiefen und damit kalten Zonen auf Jagd gehen: Schwertfische beheizen Augen und  Gehirn mit einem dazu umgebildeten Muskel, der eigentlich zur Kontraktion des Pupille diente. Sie dafür zwar weniger scharf, die um bis zu 15°C höhere Temperatur im Kopf ermöglicht es ihnen aber, um bis zu 12 mal  besser als mit unbeheizten Augen zu sehen und Reize bei der Jagd auf ihrer Lieblingsbeute, Kalmare, dementsprechend schneller zu verarbeiten. (Mehr dazu in meinem Buch, auch als App → www.ultimatefishingbooks.com) Bei der Expedition vor Kalifornien wurden Gotteslachse mit Sendern versehen und wieder releast. Foto: Southwest Fisheries Science Center Der Gotteslachs gibt die von den Muskeln produzierte Wärme  über das Blut aber an den gesamten Körper ab, kaum aber an das umgebende Wasser: Die warmblütigen Venen winden sich dazu in den Kiemen wie ein Wärmetauscher um die Arterien. Sie sorgen so dafür, dass das warme, zu den Kiemen strömende Blut, seine Energie an das kalte von dort kommende Blut abgibt und damit möglichst wenig der kostbaren Energie verloren geht. Solch eine Erwärmung nicht nur einzelner Organe sondern des gesamten Körpers war vorher von Fischen nicht bekannt, sagt Wegner. Messfühler registrieren Körpertemperatur, Umgebungstemperatur und Tauchtiefe und senden die Daten später per Satellit an Land. Foto: Southwest Fisheries Science Center Der bis zu 90 kg schwere und in allen Ozeanen vorkommende  Fisch zieht daraus offenbar deutliche Vorteile. Wegen seiner Ganzkörperheizung muss er bei der Jagd in kalten Tiefen (50-400 m) nicht an die Oberfläche aufsteigen, um sich aufzuwärmen, wie das Schwertfische oder Blauflossenthune  tun. Er schwimmt dort unten,  durch seine Körperzeichnung gut getarnt, meist mit Kalmar- oder Fischschwärmen mit und  saugt seine Beute mit dem vorstülpbaren Maul blitzschnell ein. Gotteslachse gehen etwa beim Jiggen per Zufall an den Haken und sind mit ihrem roten fetthaltigen Fleisch eine Delikatesse! Quellen: Nicholas C. Wegner, Owyn E. Snodgrass, Heidi Dewar, John R. Hyde. Whole-body endothermy in a mesopelagic fish, the opah, Lampris guttatus. Science, 2015 DOI: 10.1126/science.aaa8902 https://swfsc.noaa.gov/news.aspx?ParentMenuId=39&id=20466