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Vermüllte Meere – Fische zwischen Damenbinden am Meeresgrund

erstellt am: 26.02.2021 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Umwelt

Ob zu Wasser. Lande oder in der Luft: Wir haben unserer Erde ganz offensichtlich den totalen Krieg erklärt. Diesen Eindruck bekam ich beim Anblick von Fotos zur Vermüllung des Mittelmeers. In der nun im Januar veröffentlichen Studie „The quest for seafloor macrolitter: a critical review of background knowledge, current methods and future prospects” heißt es: Die Straße von Messina zwischen Sizilien und Italien liegt die weltweite größte Müllhalde im Meer.  An einigen Stellen fänden sich „mehr als eine Million Müllobjekte pro Quadratkilometer“, heißt es in dem umfangreichen Papier, dass nun im Wissenschaftsjournal Environmental Research Letters veröffentlicht wurde.

Müll in 415 m Tiefe in der Straße von Messina. Die Skala unten rehcts entspricht 20 cm. Foto: Pierdomenico D. Casalbore and F. Chiocci/National Research Council/La Sapienza University in Rome

Nicht nur im Marianen-Graben in 10.9000 m Tiefe, auch am tiefsten Punkt des Mittelmeer findet sich schon Müll. Experten warnen, dass strömungsbedingt an einigen Stellen im Meer Müll in Mengen vorkommt, die großen Müllhalden an Land entsprechen.

Eine Plastiktüte am Grund der Calypso Tiefe in 5109 m, dem tiefsten Punkt im Mittelmeer. Credit: Caladan Oceanic

Den Wissenschaftlern unter Leitung der Universität von Barcelona zufolge ist Müll im Meer eine Gefahr für annährend 700 verschiedene Spezies, 17% davon werden bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten erfasst. Die Gefahr geht nicht nur von verlorenen Netzen aus, in dem Müll finden sich auch Schwermetalle, Pestizide, Herbizide, und sogar radioaktive Substanzen, die all im Meer kaum abbaubar sind und lange ihre giftige Wirkung entfalten.

Zum Glück wissen die Besucher von Fischrestaurants an Kataloniens Küsten nicht, in welcher Nachbarschaft die gar so leckeren Krustentierchen oder Fische auf dem Teller zuvor gelebt haben könnten: Zwischen Damenbinden im Meeresgrund!

Schleppnetzfischerei nach Müll. Die Bilder a-c zeigen einen massiven „Fang“ von Müll nach 20-minütigem Schleppfischen in 60 m Tiefe im Jahr 2019 vor der Nordküste Kataloniens, Spanien. Beachtlich ist das große Missverhältnis zwischen Müll und Fisch in Bild a. Ein großer Teil des Müll-Fangs bestand aus Reinigungstüchern und Damenbinden, gefolgt von Kunststoffen und Textilien, wie in (b) und (c) gezeigt.  Fotos von GRC Geociències Marines, Universitat de Barcelona, Spanien.