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Ulis Fisch

erstellt am: 17.08.2013 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Rekorde

Die Condor Bank war voll mit gestapelten Schwärmen von Chub Mackerel und einige Marline waren schon gesehen worden, als wir langsam die Nordkante der Bank entlang kreuzten. (Vorbemerkung: Uli Laux fing am 8. August vor den Azoren einen 757 lb schweren Blauen Marlin. Wir haben kurz darüber berichtet. Les Gallagher, Skipper der BRASILIA, lässt uns hier nun ausführlich an seinen Erinnerungen teilhaben.) Die Condor Bank war voll mit gestapelten Schwärmen von Chub Mackerel und einige Marline waren schon gesehen worden, als wir langsam die Nordkante der Bank entlang kreuzten. Die BRASILIA war gerüstet und auf der Suche nach einem Marlin, um unserem Angler Uli Laux die Chance auf einen Weltrekord am 30er Gerät zu geben. Stuart Campbells 872 lb schwerer Rekordfisch war die „Hausnummer“, die es zu schlagen galt, und August und September vor den Azoren Zeit und Ort, solch einen Fisch zu finden. Links: 30er Ian Miller-Rute mit Tiagra und Chub Mackerel an J-Hook als Pitchbait. Mitte: 20er-Gerät für Weiße Marline mit Pitch Bait am Circle Hook. Rechts: Tiagra 50W für nicht rekordverdächtige Marline. Sie zeigte sich zuerst an einem der langen Teaser und folgte dem Brückenteaser bis zur Ecke des Bootes, wo sie direkt unter unseren Füßen für einige Sekunden kreuzte, um dann zu drehen und das Pitch Bait, mit einer spektakulären Attacke zu nehmen. Hook up! Wir waren dran an ihr! Der erste Teil der Drills war perfekt, mit vielen Sprüngen und kurzen Fluchten in verschiedene Richtungen rund um das Boot. Während einer ihrer Darbietungen drehte sie abrupt um, sprang über unser Heck und drehte in der Luft eine Schraube, keine fünf Meter von Wireman Michael Frisch entfernt. Die ersten Minuten eines 7stündigen Drills Nach 15 Minuten beruhigte sich der Fisch und schwamm in südlicher Richtung in einer Tiefe von etwa 30 m. Es war perfekt. Sie tauchte nicht, und wir folgten ihr beständig mit etwa 10 lb Bremskraft und warteten auf einen Gelegenheit, um näher an sie heranzukommen. Wir wussten, dass unsere Chancen gut waren. Wir versuchten die üblichen Tricks mit einem wechselenden Zug aus verschiedenen Richtungen, um sie zum Springen zu überreden, doch ohne Erfolg. Etwa 3,5 Meilen von der Bank entfernt zogen wir auf ihrer Steuerbordseite vor ihr her, als sie plötzlich abdrehte und die Richtung änderte, um dann nach einigen Minuten wieder ihren Kurs Richtung Süd einzuschlagen. Wir griffen erneut in die Trickkiste, öffneten die Rollenbremse völlig und ließen sie vom Boot wegziehen. Diesmal schwamm sie mit der Strömung und als wir wieder langsam die Distanz verkürzten, wurde deutlich, dass sie näher an die Wasseroberfläche gekommen war, ganz so, wie wir es gehofft hatten. Wir gingen nun auf Tuchfühlung für einen Griff nach dem Leader, aber sie war zu stark und zu schnell für einen zweiten Schlag des Vorfachs um die Hand. Der lange Fisch zeigt sein Profil Sie hatte uns gespürt und begann wieder in südliche Richtung und gegen die Strömung zu schwimmen. Nachdem wir dann unsere Taktik vier Mal wiederholt hatten, kam die kurze Doppelleine aus dem Wasser, und wir hatten unsere zweite Chance, das Vorfach zu greifen. Vergeblich. In der vierten Stunde des Drills, die anderen Boote waren schon auf dem Heimweg, brachte uns die XACARA ein drittes Gaff und Wireman Marty Bates an den Bug unsers Bootes als Verstärkung für die weitere Jagd. In den folgenden Stunden schwamm unser Fisch dann tiefer, etwa auf 60 m und wieder nach Norden, zurück zur Bank, bis ganz in die Nähe, wo wir sie gehakt hatten. Sie führte uns dann aber vier Meilen darüber hinaus in Richtung Nordwest. Uli Laux zeigte unterdessen allerbestes Können – er war stabil und beständig und kam nie ins Schwanken während des gesamten Drills. In der sechsten Stunde des Kampfes, der Fisch schwamm langsam und etwa 70 m tief, erhöhten wir die Bremskraft auf 15 lb, um eine Reaktion zu provozieren. – Wie bekamen sie prompt: Der Fisch beschleunigte und sprang ein Mal in einiger Entfernung vor uns. Nachdem wir den Druck auf knapp über 10 lb hielten, blieb der Fisch näher an der Wasseroberfläche und begann, in verschiedene Richtungen zu schwimmen. Michel Frisch am Vorfach Kurz nach Sonnenuntergang und schon in der Dämmerung beschleunigte der Fisch dann, kam an die Oberfläche und erlaubte Marty Bates einen Griff nach dem Vorfach. Mit einem Doppelschlag um die Hand kam Marty fest! Der noch immer starke Fisch änderte so plötzlich die Richtung, dass Marty quer über das Deck und in die Ecke des Cockpits geschleudert wurde. Der Fisch, der unterdessen sprang, kollidierte deshalb mit dem Boot. Wir erholten uns schnell davon, und weil der Fisch noch immer an der Wasseroberfläche war, hatten wir die vierte Chance, ihn zu wirern. Doch die volle Kraft der BRASILIA und 7 Knoten im Rückwärtsgang reichten nicht aus, die Distanz zwischen Marty, der sich das Vorfach wieder um die Hand gewickelt hatte, und dem Fisch zu verringern. Unser nächster Versuch kam Sekunden später: Marty kämpfte wie ein Tiger und wir kamen etwas näher, aber nicht nahe genug, um ein Gaff setzen zu können, bevor der Fisch wieder beschleunigte. Ein weiterer schneller Angriff von uns, und wir waren wieder dran. Diesmal änderte der Fisch seine Richtung, nachdem Marty ihn am Vorfach hatte. Zu unserem Glück: Wir konnten nahezu auf ihn drauf fahren und nutzen unsere Chance. Inmitten einer weißen Gischt von Wut und lautem Gebrüll flogen die Gaffs von Michel Frisch und unserem zweiten Mate Marco Canu endlich in den Fisch. Nach sieben Stunden und 15 Minuten hatten wir sein Schwert mit einigen halben Schlägen eines Seils am Boot gesichert. Der Fisch peitschte mit seiner Schwanzflosse noch immer das Wasser, doch die Schlacht war vorüber. Sein Anblick an Deck sagte uns zwar weiterhin, dass er ein Rekordfisch war. Er war auf jeden Fall lang genug dafür. Er war aber auch ziemlich schlank, und wir wussten, dass das entscheidend sein könnte. Der bemerkenswert lange Fisch unterlief dann unsere Erwartungen, als die Waage 758 lb anzeigte. Was bleibt, sind die enorm großen Erfahrungen, die wir machen konnten und die Feststellung, dass unser guter Freund Uli Laux ein begnadeter Angler ist, der sein Fischen extrem schätzt! (Zum Zeitpunkt dieser Niederschrift frage ich mich, ob der Fisch womöglich der zweitschwerste ist, der jemals in dieser Schnurklasse gefangen wurde: Ich habe leider kein IGFA-Rekordbuch von vor 1995, dem Jahr, in dem Stewart Campbell seinen Rekord aufstellte.)