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Selbst Mini-Thune wandern weit

erstellt am: 15.02.2015 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News

Vor siebeneinhalb Jahren war der Sender dem damals nur 5 kg schweren Blauflossenthun in die Bauchhöhle eingebracht worden und zeichnete die ersten vier Jahre die Wanderungen des damals knapp über ein Jahr alten Fisches auf. Die Reisen, die er machte, Der Fund des Satelliten-Tags ist einzigartig: Vor siebeneinhalb Jahren war der Sender dem damals nur 5 kg schweren Blauflossenthun in die Bauchhöhle eingebracht worden und zeichnete die ersten vier Jahre die Wanderungen des damals knapp über ein Jahr alten Fisches auf. Die Reisen, die er machte, bestätigen nun erneut den Befund von mindestens zwei getrennten Thunfischbeständen: den Laichern im Mittelmeer und der westatlantischen Population, die zur Reproduktion in den Golf von Mexico zieht.

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Bemerkenswert ist allerdings, dass der damals 65 cm lange und knapp über ein Jahr alte Fisch an Spaniens Nordküste, westlich von Bilbao markiert worden war, dass er in den folgenden vier Jahren mindestens zwei (!) Mal über den Atlantik in das Winterquartier vor den USA zog, und dass er zuletzt vor der Südküste von Malta erneut gefangen wurde. Die Wissenschaftler des spanischen AZTI-Instituts hatten den Fisch im August 2007 den Minicomputer in die Bauchhöhle gepflanzt, und sie bekamen ihn nun aus Malta zurück, um die längsten, jemals registrierten Wanderdaten eines jungen Thuns im Detail auswerten zu können. Hier ein Video, wie die Biologen auf Kuttern mittlerweile arbeiten. Toll! Die Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass junge Bluefins mit einem Jahr aus dem Mittelmeer herausziehen. Sie verbringen dann bis zum Alter von zwei Jahren jeweils den Sommer in der Biscaya und überwintern im zentralen Nordatlantik. Im Alter von 3-4 Jahren treten sie dann ihre erste große Reise über den Atlantik an, um vor der US-Küste gemeinsam mit den dortigen Beständen zu überwintern. Danach kehren sie wieder nach Europa zurück, ziehen aber noch nicht in das Mittelmeer. Das tun sie erst bei Eintritt der Geschlechtsreife. Der nun vor Malta von einem Purse Seiner gefangene und in eine Mastfarm gebrachte Thun war in den siebeneinhalb Jahren in Freiheit 2 m lang und 160 kg schwer geworden und hatte damit vermutlich schon mehrfach im Mittelmeer gelaicht. Etliche dieser Thune ziehen nach dem Laichen übrigens in das östliche Mittelmeer, um sich dort wieder Reserven anzufressen. Die Billfish Foundation berichtete unlängst von einem anderen Thun, der im Juli 2007 vor Virginia/USA von der Anglerin Di Ortiz markiert worden war und 7 Jahre später ebenfalls vor Malta gefangen wurde.

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Dieser Thun war beim Erstfang auf 18 kg (40 lb) geschätzt worden und wog im November 2914, nach einigen Monaten in einem Mastkäfig, rund 280 kg. Ein anderer Fisch, der vor Cape Cod mit einem Gewicht von 100 lb getaggt worden war, wurde sechs Jahre später ebenfalls vor Malta gefangen. Er wog 415 lb und hatte damit rund 23 kg pro Jahr an Gewicht zugelegt Nimmt man diesen und weitere Fische, scheint eine Wachstumsrate von 20-35 kg im Jahr die Regel für Blauflossenthune zu sein. Doch das wirft eine Reihe neuer Fragen auf. Wenn Thune so schnell wachsen, warum werden dann etwa in der Adria mittlerweile nicht auch größere Fische gefangen? Seit Jahren liegt das Durchschnittsgewicht der Thune grob zwischen 30 und 80kg. Bluefins mit deutlich über 150 kg sind aber trotz der Bestandserholungen weiterhin seltene Ausnahmen. Entweder werden die großen Fische alle von Purse Seinern weggefangen, was kaum anzunehmen ist. Oder aber die Adria ist nur ein Refugium für Halbstarke, die andere Routen einschlagen, wenn ihr Gewicht dreistellig wird.

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Doch wohin die Fische wandern, darauf können nur Markierungsprogramme Antwort geben. Dies gilt ebenso für all die Thune, die vor der spanischen Küste oder Mallorca ganzjährig vorkommen sollen. Und mit sogenannten Finclips, einem Stückchen der Rückenflosse, das vor dem Relasen abgeschnitten wird, lassen sich per DNA-Test verschiedene Subpopulationen unterscheiden. Dies können wir Angler tun. Dass wir damit der industriellen Fischerei in die Hände arbeiten, ist eine Mär. Die wissen ja schon längst, wo sie Fische fangen können. Und wenn sie dann dort plötzlich einige mit roten Spaghettis im Rücken fangen, dann wissen sie auch nicht mehr. Aber umgekehrt wird ein Schuh draus: Falls nachgewiesen würde, dass Thune vor Mallorca oder in der Adria eigene Subpopulationen sind, wäre industrieller Fang für sie ein größere Bedrohung und die Quoten müssten gesenkt werden. Berufsfischer wissen das und haben deshalb für das Taggen nichts übrig. – Uns sollte das aber eher anspornen. Die NOAA-Biologen warten auch auf Finclips!