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Obszön: ICCAT und EU wollen Thunfischbestände erneut niedermetzeln

erstellt am: 09.11.2017 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Kroatien, Reiseziele

Auf dem Meeting der ICCAT und der EU kommende Woche (14.-22. November) in Marokko will die ICCAT, dass die Höchstfangmenge für Blauflossenthune von rund 22.000 Tonnen in diesem Jahr auf obszöne 36.000 Tonnen bis 2020 angehoben werden. Damit wird die Fangmenge von 15.800 Tonnen im Jahr 2015 mehr als verdoppelt!
Quote soll in drei Jahren um 14.000 Tonnen angehoben werden
Von Jürgen Oeder
Die ICCAT genießt nicht nur unter Umweltschützern einen denkbar schlechten Ruf. Dem wird sie nun mit einem offenbar von reiner Geldgier getriebenem Vorhaben wieder einmal mehr als gerecht. Auf dem Meeting der ICCAT und der EU kommende Woche (14.-22. November) in Marokko will die ICCAT, dass die Höchstfangmenge für Blauflossenthune von rund 22.000 Tonnen in diesem Jahr auf obszöne 36.000 Tonnen bis 2020 angehoben werden. Damit wird die Fangmenge von 15.800 Tonnen  im Jahr 2015 mehr als verdoppelt!
Die EU spielt bei dem schmutzigen Deal voraussichtlich nicht nur mit. Sie schlägt darüberhinaus sogar vor, dass der 2007 von EU-Fischereikomisarin Maria Damanaki aushandelte Schutzplan zur Erholung vorzeitig (!) aufgehoben wird. Nach Informationen des WWF soll der Plan mit diesem Jahr enden und nicht erst 2022, wie ursprünglich beschlossen.
 
Verantwortlich für diese Kehrtwendung zugunsten eines blutigen Reibachs in den Taschen der Fischereiindustrie ist der derzeitige EU-Fischereikommissar Kamenu Vella. Mich wundert das nicht: Der Mann war früher Industrieminister auf Malta, der Insel im Mittelmeer, die für ihre Korruption, die Vermarktung illegal gefangener Blauflossenthune und heute für die Ermordung der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizi berüchtigt ist.
In Wikipedia heißt es über Vella, er sei als Fischereikommissar bei der Vergabe der Fangquoten für das Jahr 2015 „federführend für die Abkehr der durch Nachhaltigkeit geprägten Politik seiner Vorgängerin Maria Damanaki, hin zu einer unnachhaltigen Fischereipolitik“. Die Fangquoten für Blauflossenthun im Mittelmeer und Ostatlantik stiegen mit Vella von 2015 mit 15.800 Tonnen auf 18.900 Tonnen im Jahr 2016 und 22.700 Tonne in diesem Jahr.
Zudem hatte sich Vella, der auch für Naturschutz zuständig ist, bei Plenardebatten im Europäischen Parlament trotz mehrfacher Aufforderung der Abgeordneten nicht eindeutig für die Erhaltung der EU-Naturschutzrichtlinie Natura 2000  ausgesprochen, obwohl die Erholung von Flora und Fauna für den Erfolg der Richtlinie sprach. Im vergangen Jahr entschied die die Kommission dann trotzdem, die Naturschutzrichtlinie Natura 2000 weiterzuführen. Die ICCAT, die International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas, wird von Kritikern auch „Internationale Kommission zur Konspiration gegen Atlantische Thune“ genannt und wurde vor 42 Jahren gegründet. Ihr gehören 48 Fangnationen an. Die ICCAT hat deren Mandat, Thune im Mittelmeer und Atlantik etwa durch die Festlegung von Höchstfangmengen, oder Mindestmaßen „nachhaltig zu managen“.
 
Nun will Vella zudem erreichen, dass auch Betriebe der kleinen Berufsfischerei Fangquoten bekommen.  Was diese enorme Erhöhung der Quote für Folgen haben wird, ist nicht abzusehen.  Vor Kroatien könnte dies womöglich dazu führen, dass etwa weitere Ringwadenfischer Quote bekommen und der Konkurrenzkampf beim Erfüllen der Quoten noch härter werden könnte. – Allerdings könnte auch die Zahl der Lizenzen für Charterbetriebe wie Skipper Patrick Baier eine hat, deutlich erhöht werden.
Folgende WWF-Experten geben gerne weitere Auskunft:
Alessandro Buzzi, WWF Mediterranean, Fisheries Projects Manager, abuzzi@wwfmedpo.org,
Marco Costantini, WWF Mediterranean, Fisheries Projects Manager,
mcostantini@wwfmedpo.org