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Malta entlässt nach massivem Druck 3500 Thune in Freiheit

erstellt am: 18.09.2020 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Blauflossenthun, News, Umwelt

Malta hat auf Druck der Europäischen Kommission 3500 große Blauflossenthune ausgesetzt, die ein Jahr lang in Käfigen auf See treibend vor der Insel gefangen waren. Erst ein Vertragsverletzungsverfahren der Kommission sowie eine Klage vor einem maltesischen Strafgericht brachte die maltesischen Behörden dazu, die Fische in die Freiheit zu entlassen. Die Thune waren von französischen und italienischen Fischern in Ringwadennetzen gefangen und an maltesische Mastfarmen verkauft worden, kamen aber nicht innerhalb der von der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) gesetzten Frist in Malta an. Das machte ihren Fang illegal, wie die maltesische Enthüllungsplattform „The Shift“ berichtete. Die Kommission hatte Malta zudem vorgeworfen, dass ihren Inspektoren „der Zugang zu Gewässern unter maltesischer Gerichtsbarkeit“ verweigert worden war.

Das Vertragsverletzungsverfahren gegen Malta reicht aber über den Fall dieser Thune hinaus. Die EU-Kommission wirft dem Inselstaat insgesamt zu lasche Kontrollen der Thunfischfarmindustrie vor. Die EU beschuldigt Malta, drei EU-Verordnungen sowie zwei Empfehlungen der ICCAT nicht umgesetzt zu haben. Dazu gehört das Versäumnis, „einen Bewirtschaftungsplan für Roten Thun in diesem geographischen Gebiet ab 2019 umzusetzen“. Die Kontrollen der Kommission werden auch schrittweise verschärft, um der Piratenfischerei entgegenzuwirken. Die neuesten Maßnahmen zielen dabei auf zusätzliche Kontroll- und Rückverfolgbarkeitsmaßnahmen in Thunfischmastbetrieben.

Malta verfügt „The Shift“ zufolge über die größte Thunfischzuchtkapazität der Welt, mit einem jährlichen Wert von mehr als 120 Millionen Euro. Das Potenzial der Zuchtbetriebe, Raubfischfänge zu waschen, wurde Ende 2018 deutlich, als die Europol-Operation „Tarantelo“ ergab, dass jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Kilogramm illegal gefangener Thunfisch – doppelt so viel wie der legale Fang – auf den europäischen Markt gelangen. Malta war eine der Hauptquellen für illegal gefangenen Thunfisch.

Laut „The Shift“ wurden im vergangenen Jahr zudem Tausende von Thunfischen illegal um Thunfischfarmen gefangen, die etwa 6 km vor der Küste von Marsascala im Südosten der Insel liegen. Wilde Thune stellen sich an Mastfarmen ein, weil sie von dem Futter für die gefangenen Fische angelockt werden.