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Gefunden!!! -Hunderte Laichthune vor Mallorca entdeckt

erstellt am: 26.05.2021 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Blauflossenthun, Mallorca, News

Die Freude und Erleichterung in den Stimmen von Peter und Rene waren trotz der schlechten Telefonverbindung nicht zu überhören. „Wir haben sie gefunden“ und „Peter hat seine Feuertaufe bestanden“, verstand ich bruchstückhaft zwischen Wind- und Motorlärm. Die beiden wollten im Kanal zwischen Mallorca und Ibiza auf die Giant Bluefins auf ihrer Laichwanderung angeln und hatten gleich bei der ersten Ausfahrt Erfolg. Der Screenshot des Fishfinders kam per WhatsApp und machte mich sprachlos. Er zeigte Dutzende Echos enorm großer Fische unter dem Boot. „Nicht nur dort“, sagte mir Rene dann am Abend des ersten Angeltages, es seien überall Thune gewesen, Hunderte und Aberhunderte.

Vier davon konnten sie an jenem denkwürdigen Tag an den Haken ihres Wobblers bekommen und auch erfolgreich releasen.  „Es war alles eine Einheitsgröße, so um die 2,50m lang und laut Tabelle etwa 280 kg schwer. Der erste war etwas größer und dürfte 300 kg gehabt haben“, berichtete Rene.

Gefangen haben die beiden mit einem „Tonita“-Wobbler, dem spanischen Nachbau eines „Bonita“-Wobblers von YoZuri.  Wie das alte Original, wird der „Tonita“ oft noch mit zwei Zwillingshaken ausgeliefert. Die führen aber zu üblen Wunden bei den Bluefins und oftmals auch zu deren Verlust im Drill, weil sich die Fische aushebeln können. Rene und Peter haben deshalb die Zwillinge ersetzt durch nur einen Einzelhaken am Ende des Wobblers.

Mit 26 cm ist der Tonita fängig

An jenem Tag fingen sie ‚nur‘ 4 Fische, weil ihr Crew-Mann aus familiären Gründen erst ab 13.00 Uhr rauskonnte. Ren hatte eigens spezielle Stand-Up Ruten aus Calstar Blanks mit parabolischer Aktion bauen lassen. Mit 1,7 m Länge waren sie perfekt und ermüdeten im Drill mit einer Hollow Core Schnur und 130er Mono-Topshot die beiden Angler kaum. Der erste und größte Thun forderte bei schlechtem Wetter 1,5 Stunden ab, der zweite brauchte im Drill eine Stunde und 20 Minuten und die beiden andere jeweils 45 Minuten. Den letzten Fisch mussten Rene und Peter dann zum Schluss mit Gewalt ans Boot winschen, um noch vor Einbruch der Nacht in den Hafen zu kommen.

Dass die beiden den Schwarm gefunden haben und später noch einmal 2 Giants fangen konnten, ist ein seltener Glücksfall. Die Thune schwimmen über 100 km in 24 Stunden und keiner kann vorhersagen, wo genau sie am nächsten Tag sind. Ihr generelles Ziel ist allerdings klar: Es sind die Fronten zwischen dem salzreichen Balearen-Strom, der vom spanischen Festland kommend, im Norden der Balearen von West nach Ost entlangzieht. Auf ihn trifft das salzarme frische Atlantikwasser mit all den Bluefins darin. Dieses Wasser fließt in ungeheuren Mengen zunächst über Gibraltar ins Mittelmeer. Dann wandert es an der nordafrikanischen Küste entlang und bildet dort sogenannte Eddies, riesige Wirbel, die nach Norden ziehen und über die Kanäle zwischen dem Festland, Ibiza und Mallorca auf den Balearenstrom treffen. Ist dort das Wasser deutlich über 20 ⁰C warm, laichen die Bluefins (und übriges auch Schwertfisch und viele andere) in dem salzhaltigen „alten“ Wasser des Balearenstroms. Dieser Strom enthält kaum Plankton und deshalb auch keine kleinen Räuber wie etwa Sardinen, die die Thunfischlarven auffressen könnten.

Folgende Grafik zeigt die Fronten zwischen dem roten Atlantikwasser und dem blauen, salzreichen alten Mittelmeerwasser und mit den potenziellen Laichgründen (weiße Kreuze).

All die vielen Thune, die Rene und Peter gesehen haben, werden aber nicht zum Laichen kommen. Am heutigen Mittwoch beginnt der legale Raubzug der industriellen Fischerei. Dutzende Ringwadenfischer aus Spanien, Frankreich, Italien und sogar Malta lauern bereits an den Wanderrouten und werden den Thunen den Weg zum Laichen versperren. Die meisten der Boote arbeiten im Auftrag der berüchtigten spanischen Konzerne Fuentes und Grupo Balfego. Viele gefangene Fische werden dann auf dem quälend langen Weg in die Mastfarmen etwa vor Amletta del Mar am Ebro-Delta sinnlos verenden. – Und das ist das traurige Ende einer eigentlich wunderschönen Geschichte; dem jährlich wiederkehrenden Laichzug der Thune aus den Weiten des Atlantiks zu den Balearen.

P.S.: Heute, am Mittwoch, den 26. Mai, während ich diese Zeilen schrieb, hat Peter einen weiteren Schwarm entdeckt, mit größeren Fischen, mailt er, der erste releaste des Tages wog laut Tabelle um die 300 kg!  Ein noch größerer Giant nahm ihm dann 700 m Schnur in einem Run von der Rolle, unhaltbar! – Neue Tags zum Markieren sind zu Peter unterwegs.

Und hier nun zu den wenigen bewegten Bildern, die die beiden machen konnten.