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Bluefin taggen vor Dänemark

erstellt am: 10.09.2019 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Blauflossenthun, Dänemark, Umwelt

Skagen am nördlichsten Ende von Dänemark könnte wieder ein Ziel zum Angeln auf große Blauflossenthune werden. Das hoffen zumindest Big Gamer vor Ort.  „Wieder“ heißt, dass es schon einmal ein exzellentes Fischen auf Bluefins im Skagerrak, Kattegat und Öresund gab. Hotspot vor Dänemark war das südliche Kattegat, wo in den 1930er Jahren der Däne Kai Möller einen 314 kg schweren Thun fing, 11 Stunden dauerte damals der Drill.  Im Öresund, dem Gewässer zwischen Kattegat und Ostsee begann die Thunfisch-Bonanza 1945. Derr schwedische Big Gamer Arvid Carlander fing dort in einer Woche 6 Thune mit einem Gesamtgewicht von 1239 kg.  In der Zeit um 1950 wurden dann je Saison 300-400 Thune gefangen, und der Däne Knud Kyvsgaard stellte dann den bis heute ungebrochenen Rekord mit einem 372 kg schweren Fisch auf.

Diese glorreichen Zeiten könnten womöglich zurückkehren – wenn sich die Population der atlantischen Bluefins weiter so gut entwickelt und nicht wieder wie ab Mitte der 1950er Jahre überfischt wird.  Dass die Hoffnung berechtigt ist zeigen die Markierungsprogramme von Dänen und Schweden seit 2018.

Satellitensender lösen sich nach einem Jahr von den Bluefins und geben wertvolle Informationen über die Wanderwege

In diesem Jahr begann das Markierungsprogramm Ende August, musste dann aber wegen schlechtem Wetter unterbrochen und bis zum 9. September verlängert werden. In den ersten fünfeinhalb Tagen wurden 38 Bluefins gefangen, mit einem großen Maulgaff an ein Markierungsboot übergeben und dort dann mit Sattelitentags, akustischen Sendern und Beschleunigungsmessern versehen. Die Fische waren alle groß und wogen alle über 200 kg, sehr viel größere gingen verloren.

Für die Aktion hatten sich 70 Bootsteams gemeldet, wovon in der ersten Woche etwa 40-50 aktiv waren. Mit weniger als einem Fisch pro Boot war der Erfolg allerdings schlechter als im Jahr zuvor. Das hatte verschiedene Gründe.

Noch guter Dinge: Rene Kempf im Drill.

Ein großes Handicap war das grüne Wasser mit einer Sichtigkeit von nur etwa 2-3 m. Viele Thune sahen am Ende des Drills das Boot offenbar als Schutz und wollten sich darunter einstellen. Mit fatalen Folgen.

Das Team mit Skipper Lars Schrader, Angler Rene Kempf und Meeresbiologe Sven Hille hatten in den 5 Tagen nur einen Strike: Rene drillte den etwa 250 kg schweren Thun mit harter Bremse im Stand Up in etwa 35 Minuten ans Boot. Was womöglich zu schnell war: Der noch fitte Fisch flüchtete unhaltbar unter das Boot, scheuerte dort die Schnur an und ging dann trotz weicherer Bremse durch Schnurbruch verloren.

Geschätzte 350 kg verlangten Jörn-Henrick Haselhorst alles ab, am Ende vergeblich

Ähnliches Pech hatte Jörg-Dieter Haselhorst, der seine Rodman aus der Ostsee in einem 12 Stunden Törn nach Skagen verlegt hatte. Sein Sohn drillte im Kampfstuhl einen von J.-D. auf 350 kg geschätzten Fisch ans Boot. Auch der wollte dann darunter, Jörg-Dieter gab kurz Gas – und weg war der Fisch.

Ein dänisches Team hatte einen geschätzten 3,5 m (!!!) langen Fisch am Boot – und verlor ihn beim Versuch, das Maulgaff zu setzen.

Ein weiterer großer Nachteil der geringen Sicht im grünen Wasser: Die Köder, lebende Makrelen, mussten den Fischen im eigentlichen Wortsinn vor die Nase gesetzt werden, damit überhaupt die Chance auf einen Biss bestand. Dazu mussten sich die Boote aber vor den Schwarm der – nicht immer – springenden Thune setzten. Kein leichtes Unterfangen, wenn 40-50 Boote in einem vorgegebenen Planquadrat umherkurven.

Erfolgreich war das Team um Jan Svenstrup (Foto: svenstrupsportfishing.dk)

Die Thune wurden überdies sehr selektiv und der „Schnapp“ nach der Makrele wohler eher Zufall. Ihre Hauptbeute waren Atlantic Saury (Scomberesox saurus). Der Verwandte der Hornhechte ist ein Schwarmfisch und wird von den Bluefins auch vor Irland gejagt. Daisy Chains mit den Fischen könnten also erfolgreich sein.

Noch unbestätigten Gerüchten zufolge wollen die dänischen Behörden die Sportfischerei auf Bluefin künftig beschränkt zulassen. Wie in Norwegen könnten dann einige wenige Boote auf Thun im Rahmen von Markierungsprogrammen fischen und würden eine Totfangquote von einer Tonne erhalten.

Der Thun wird an einem Maulgaff an das Boot der Wissenschaftler zum Besendern übergeben. (Foto: svenstrupsportfishing.dk)

Allerdings hat das (von Hamburg rund 500 km entfernte) Revier einen Haken: Die offene See macht das Fischen ab Windstärke 4 fast unmöglich. An guten Tagen könnten dort dann aber Giganten gefangen werden wie vor La Gomera im Frühjahr oder Kanada im Herbst.