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Autobahnen des Lebens im Meer entdeckt

erstellt am: 12.02.2021 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Umwelt

Jeder Meeresangler hat sie schon gesehen, einige Meter breite Bänder auf der Wasseroberfläche, meist so glatt, wie ein Rennreifen ohne Profil. „Slick“ heißen diese Reifen im Englischen, und dieses Phänomen deshalb auch „surface slicks“. Ich dachte bislang, dass es sich vielleicht um Spuren von Schiffen handelt, die da vor einiger Zeit vorbeigefahren sind. Weit gefehlt! Wie nun Wissenschaftler vor Hawaii herausfanden, handelt es sich um strömungsgedingte Konzentrationen von pflanzlichem Plankton, die Fischlarven in allen Weltmeeren als erste Kinderstube nutzen!

Bänder im Meer, glatt wie ein Rennreifen ohne Profil

Bei der vor Hawaii durchgeführten Studie fanden die Meeresbiologen der NOAA um Dr. Johnatan Whitney heraus, dass diese Slicks etwa nur 8 % des etwa 1000 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebietes bedeckten. In diesen 8% waren allerdings erstaunliche 39% aller an der Meeresoberfläche vorhandenen Fischlarven konzentriert.

8% der Küstengewässer sind von Slick Lines bedeckt

Dort fanden sich zudem 25 % des Zooplanktons, das Fischlarven als Nahrung benötigen und es fanden 75 % aller im Untersuchungsgebiet umhertreibenden organischen Abfällen, wie Blätter oder Federn, die den Larven als Schutz dienen.

Über 100 Arten dienen die Slick Lines als Kinderstube und „Autobahn“

 Die Wissenschaftler fanden in den Slicks vor Hawaii die Larven von 112 verschiedenen Arten, darunter Riffbewohner wie Jacks oder Triggerfisch, Tiefwasserfische wie Laternenfische oder Hochseefische wie Mahi Mahi, Marlin oder Fliegende Fische, aber auch die Larven von Kalmaren und Shrimps. Sie alle leben im selben Habitat knapp unter der Wasseroberfläche, und ziehen dann ab einer bestimmten Größe ihres Wegs, zu Riffen, zum Meeresboden oder auf die hohe See!

Wie die Slick Lines entstehen

Slicks sind laut Hydrologen mäandernde Linien, die von sich einander annähernden Strömungen hervorgerufen werden, vor allem in der Nähe großer pelagischer Inseln. Ursachen für die Lines können interne Wellen sein, Tiden oder Erhebungen im Meeresboden. Diese konvergierenden Strömungen sammeln dann Plankton und organischen Abfall in einem dichten Band. Wir Angler kennen sie in gröberer Form als sogenannte Weedlines, Bänder mit Seegras, an welchenoft Mahi Mahi gefangen werden können.

Diese Slick Lines habe eine große biologische Bedeutung. „Sie sind mobile Autobahnen voller Plankton und verbinden die Biotope der hohen See mit denen der Korallenriffe“, erklärt Whitney.

Alle Fotos und Grafiken: courtesy NOAA

Mit dieser Entdeckung wird mir nun auch klar, warum pelagische Fische weltweit große Inseln zum Laichen suchen. Es sind die Slicklines, die ihren Larven das Überleben ermöglichen. Im Norden von Mallorca etwa fließt der salzreiche Balearen-Strom entlang, der kaum Nahrung enthält. Auf ihn treffen die großen Eddies mit salzarmem Wasser aus dem Atlantik. Alle Thunarten und auch Schwertfische laichen in diesem Gebiet, weil beide Strömungen Kovergenzen bilden und die Fische offenbar „wissen“, dass ihre dorthin driftenden Larven dort dann auch Futter finden.

Wunderbar bebildert wird dieses Entdeckung hier auf Englisch gezeigt

:https://storymaps.arcgis.com/stories/011265358e924da3bb8497d9a78d46ac