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Australischer Problem-Wurm in der Ostsee

erstellt am: 18.11.2021 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Ostsee, Umwelt

Diesen invasiven Problem-Wurm braucht kein Mensch: Ficopomatus enigmaticus heißt er, breitet sich nun laut einer Studie unseres Freundes und Meeresbiologen Sven Hille in der Ostsee aus und ist auch für Bootseigner ein Ärgernis: Der „Rätselhafte“ (enigmaticus) besiedelt Schiffsrümpfe, Z-Antriebe, Propeller sowie Wasserein- und -auslässe mit seinen Kalkröhrenso schnell, dass empfindliche Schäden entstehen können. 

Die Würmer bilden mit ihrern Kalkröhren sehr schnell meterdicke „Riffe“.

Der Studie zufolge sind auch die Biologen besorgt. Der meist bis zu 10 cm lange Australische Röhrenwurm bildet mit seinen Kalkröhren Riffe, die über ein Meter dick und Dutzende von Quadratmetern groß werden können. Sven Hille und seine Kollegen fanden Wurmkolonien vor allem in der Mündung der Warnow in der westlichen Ostsee. Dort fühlen sich die invasiven Würmer wegen des niedrigen Salzgehalts offenbar besonders wohl: Die Forscher entdeckten Kolonien mit bis zu 28.800 Individuen pro Quadratmeter.

Die Würmer haben der Studie zufolge „das Potenzial, das Ökosystem erheblich zu verändern“, denn die Würmer filtern Phytoplankton, Zooplankton und Pflanzenpartikel aus dem Wasser und werden so zu Nahrungskonkurrenten etwa von heimischen Muschelarten. Der Wurm wurde schon vor Jahrzehnten vermutlich mit Schiffen aus dem Indischen Ozean nach Europa eingeschleppt.  In europäischen Gewässern wurde er erstmals 1921 aus Nordfrankreich und 1922 aus den Londoner Docks gesichtet, aber auch Dänemark (2005), dem Mittelmeer (1996), dem Marmarameer (2014), dem Schwarze Meer (2012), dem Kaspischen Meer (1991), 2015 erstmals in der Ostsee und 2020 in den Küstengewässern der deutschen Nordsee. De Problem-Würmer können innerhalb weniger Wochen Schiffsrümpfe oder Spundwände von Hafenanlagen massiv bewachsen.

Das Bild zeigt den Rumpf eines Motorbootes, das 2 Monate im Wasser lag. Die linke Seite wurde bereits von der Wurmkolonie gereinigt, das kleine Bild zeigt eine Nahansicht des Bewuchses.Folgendes Foto eignet sich zum Rätselraten nach dem Motto “Was ist das?“: Hier hat der Wurm mit seinen Kalkröhren den Z-Antrieb eines Motorbootes bereits völlig überwuchert.

Zur Studie von Sven Hille und Kollegen geht es hier: https://www.reabic.net/journals/bir/2021/4/BIR_2021_Hille_etal.pdf