Algenöl statt Futterfisch für Aquakulturen

Wegen des explosiven Anstiegs der Aquakulturen (ihr Anteil am menschlichen Fischverzehr liegt mittlerweile bei 52%) steigt der Bedarf an Futterfisch in erschreckendem Ausmaß. Inzwischen wird rund ein Drittel aller Wildfischfänge pro Jahr weltweit zu Fischmehl oder -öl verarbeitet. Dass dies vor allem aus Profitgründen geschieht zeigt laut FAO eine weitere Zahl: 90% dieser Fische (wie etwa Sardinen) wären an sich schon für den menschlichen Konsum geeignet.

Und noch eine erschreckende Zahl: Geht der Raubbau dieser Gammelfischerei etwa von Sandaalen und Sprotten im Atlantik oder Sardinen vor Peru so weiter, sind Analysten zufolge die Weltmeere bis 2037 hypothetisch von kleinen Futterfischen leergefischt. Die letzten Seevögel würden endgültig verhungern und Nahrungspyramiden bis hin zu Großfischen und Meeressäugern endgültig zusammenbrechen.

Peru verarbeitet im Jahr rund 5 Millionen Tonnen Fisch zu Mehl und Öl. Ein Kilogramm Futterfisch ergibt etwa 225 Gramm Fischmehl und 50 bis 100 Gramm Fischöl. Wegen des hohen Preises von etwa 1200 US$ pro Tonne wird das Fischmehl in Aquakulturen mit Sojamehl (20 %), Rapsöl, Weizen, Bohnen und Erbsen gestreckt. Zuchtlachse mögen das nicht, deshalb werden Miesmuscheln als Geschmacksverstärker zugesetzt.

Die Industrie arbeitet wegen der hohen Fischmehlpreise schon seit geraumer Zeit daran, Zuchtfische wie etwa Lachs zu Vegetariern zu machen. Mais und andere für den menschlichen Verzehr geeignete Getreide sollen Fischmehl ersetzen. Das gelingt aber nicht wirklich, denn Fischfutter muss die beiden für die Gesundheit von Mensch und Tier entscheidenden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA enthalten. Sie sind in pflanzlichen Futter nicht enthalten und werden bislang aus Wildfisch gewonnen.

Der US-Firma Veramaris hat hier eine Marktlücke entdeckt und produziert als erste in den USA Omega-3-Öl aus Mikroalgen für die Verwendung in der Haustier- und Fischfutterindustrie. Nur eine Tonne Veramaris-Algenöl liefert so viel Omega-3-Fettsäuren wie 60 Tonnen Futterfisch. Die landgestützte Fabrik in Blair in Nebraska könnte mittlerweile 15% des Omega-3-Ölbedrafs in der weltweiten Lachsindustrie abdecken. Das Produkt der Firma ist nun mit dem ASC-MSC-Zertifikat für nachhaltige Produktion geadelt worden, auch weil damit das Risiko von Überfischung reduziert wird.

Meeresalgen werden in großen Fermentern mit Mais-Zucker gezüchtet und lassen damit das natürliche Nahrungsnetz unangetastet.

Seit 2017 erlaubt die EU-Kommission bereits Insekten als verarbeitetes tierisches Protein in Futtermitteln für Fische. Seitdem wird in Zuchten auch das Pulver aus Mehlwürmern und Soldatenfliegen verfüttert. 

Mehlwürmer sind die Larven des Mehlkäfers.

Mehlwürmer könnten aber bald wieder von diesem Speiseplan gestrichen werden, denn deren besonders proteinreichen Larven sind nun von der EU europaweit auch zum menschlichen Verzehr zugelassen worden. Wegen des Ekelfaktors dürften sie zunächst versteckt als Mehl etwa in Pizzas, Nudeln oder Burgern landen. Mannhafte Angler sind da schon einen Schritt weiter, wie das Foto unten zeigt.

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