WWF harkt Geisternetze aus der Ostsee

Die Umweltschutzorganisation WWF hat ihre Bergungsarbeiten von herrenlosen Geisternetzen in der Ostsee mit einer neuen Methode fortgesetzt. Mit einer speziell konstruierten Harke konnten nun vor Rügen ein großes Schleppnetz und Stellnetzreste mit einem Gewicht von etwa 1,5 Tonnen an Bord eines Kutters gehievt werden. M Die Umweltschutzorganisation WWF hat ihre Bergungsarbeiten  von herrenlosen Geisternetzen in der Ostsee mit einer neuen Methode fortgesetzt. Mit einer speziell konstruierten Harke konnten nun vor Rügen ein großes Schleppnetz und Stellnetzreste  mit einem Gewicht von etwa 1,5  Tonnen an Bord eines Kutters gehievt werden.  Mit der Harke lassen sich bekannte Areale großflächig und verträglich absuchen und gefundenes Fischereigerät gleich entfernen, erläutert Philipp Kanstinger, WWF-Meeresschutzexperte.
Der WWF hatte in den vergangenen Jahren zunächst Taucher eingesetzt, um Schiffswracks von abgerissenen Netzen zu befreien. Nun können mit der Harke größere Areale abgesucht werden.  Die Idee dazu kam aus Polen, wo der WWF erfolgreich mit Fischern zusammenarbeitet. Diese wissen am besten, wo ihnen oder ihren Kollegen Netzteile durch Unterwasserhindernisse oder Stürme verloren gegangen sind. So konnten durch diese Kooperation allein vor der polnischen Küste rund 270 Tonnen Netze  mit den über den Boden gezogenen Netzharken eingesammelt werden.
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Die Bergungsaktionen in Deutschland profitieren ebenfalls von den Erfahrungen der Berusfischer. Der am Projekt beteiligte Fischer Karl-Heinz Neumann wird während der fischereifreien Zeit weiter nach Netzen fischen und kann dabei auf langjährige Erfahrung zurückgreifen: „Keinem Fischer geht sein Arbeitsgerät ohne Grund verloren. Aber wenn Hindernisse am Boden einem das Netz zerhacken, meidet man solche Stellen in Zukunft. Wir wissen also, wo wir suchen müssen“, sagte Neumann. Im Juli wurden die Bergungsfahrten des Projekts vor Usedom fortgesetzt.
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Allein in der Ostsee gehen jährlich etwa 10.000 Netze oder Netzteile verloren. Etwa ein Zehntel des weltweiten Kunststoffmülls im Ozean besteht aus  Geisternetzen. Bis zur vollständigen Zersetzung der Kunststoffe können bis zu 400 Jahre vergehen.
Wie viele Fische in den Geisternetzen im Lauf der Jahre verenden ist unklar. Vermutlich sind es viele. So fanden sich in 144 Quadratmeter Netz acht verschiedene Fischarten. Fünf Skelette, die Arten nicht mehr zugeordnet werden konnten, zeigten, dass diese Netzteile über längere Zeiträume fischen können. Bei der Bergung konnten von Fischer  Neumann noch vier lebende Flundern und Dorsche aus dem Netz befreit und zurückgesetzt werden. Der Muschelbewuchs der Netze deutete darauf hin, dass sie sich schon längere Zeit im Wasser befanden.
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Die WWF-Aktionen sind Teil eines internationalen Projekts „MareLitt Baltic“ das mit Partnern in Schweden, Polen, Finnland und Estland die Problematik der Geisternetze von Verlust, über Bergung und Möglichkeiten der Wiederverwertung untersucht. 
Das Projekt wird auch von der Tönsmeier Gruppe unterstützt – die Recyclingspezialisten entwickeln derzeit Verfahren für eine möglichst nachhaltige Verwertung der geborgenen Netze.
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Die Fischernetze bestehen meist aus PE (Schleppnetze) oder Nylon (Stellnetze). Aus den PE-Netzresten  sollen etwa Teppiche und  Plastikcontainer entstehen und Nylon-Netze zu Outdoor-Kleidung wiederverarbeitet werden.

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