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1200 tote Delfine: EU-Kommissar wird gegen Berufsfischer aktiv
Vor einem Jahr machten schreckliche Fotos von verstümmelten toten Delfinen an den Stränden der französischen Biscaya weltweit Schlagzeilen. Nach Angaben des neuen EU-Kommissars für Fischerei, Virginijus Sinkevičius, wurden zwischen Dezember 2018 bis März 2019 rund 1200 tote Delfine an die Atlantikküste im Südwesten Frankreichs angespült.
Sinkevičius rechnet in diesem Jahr mit noch höheren Zahlen und will nun gegen das sinnlose Sterben der Delfine vorgehen. Dies gilt ausdrücklich auch für den Tod von Schweinswalen, die in Stellnetzen in der Ostsee ertrinken, teilte der EU-Kommissar am 25. Februar mit.
In der Biscaya operierten im vergangenen Jahr 26 (!) sogenannte two-vessel-trawlers beim Raubzug auf Wolfsbarsche. Die Fangtechnik ist effizient: Zwei Kutter ziehen gemeinsam ein Netz mit einer Öffnung von rund 300 m. Die unteren Zugleinen schlagen dabei permanent auf den sandigen Grund und wirbeln so Sediment auf, das für die Fische wie ein bedrohlicher Vorhang wirkt und sie damit vor die Netzöffnung scheucht.
Um Delfine vor dem Ertrinken in den Netzen zu schützen, sind daran sogenannte akustische Pinger angebracht. Deren Warnsignale sollen die Delfine verscheuchen. Die Berufsfischer schalten die Pinger aber oftmals aus, weil sie glauben, dass davon auch Fische verscheucht werden.
Sinkevičius bezeichnet in seiner Mitteilung den Beifang und Tod von Delfinen in EU-Gewässern wie etwa auch in der keltischen See im Süden von Irland als „nicht akzeptabel“. Er habe nun alle 22 Fischerei-Minister der EU angeschrieben und werde „dieses Problem lösen“. Der neue EU-Kommissar will dieses Thema auch in den kommenden Treffen des Umwelt- und Fischereirats zur Sprache bringen und „unter Berücksichtigung aller möglichen Optionen“ die nächsten Schritte ausarbeiten. „Die Höhe der Beifänge, mit denen wir konfrontiert sind, ist nicht akzeptabel. Er kann zum Aussterben lokaler Populationen geschützter Arten führen“, so Sinkevičius.
Das lässt hoffen. – Sinkevičius, Nachfolger des industriefreundlichen Malteser Karmenu Vella, gilt als umweltbewusst. Der Litauer ist nun seit Dezember 2019 im Amt und der jüngste Kommissar der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Der 29-Jährige will die illegale Fischerei bekämpfen und will schädliche Fischereisubventionen abschaffen, die zur Überfischung beitragen.
Dazu hat ihn von der Leyen ausdrücklich beauftragt. In ihrem „Mission Letter“ schreibt sie:
„Wir müssen auch einen Null-Toleranz-Ansatz gegenüber der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischerei verfolgen, indem wir andere bei der Verbesserung ihrer Methoden unterstützen, aber bereit sind, alle uns zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, einschließlich eines Verbots von Fischereiimporten als letztes Mittel.“
Quelle: https://ec.europa.eu/fisheries