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Stephan Kreupl: Salzwasser im Blut
Ich erinnere mich noch ziemlich genau: Als Sechsjähriger war ich mit meinem Vater auf einer Alm bei Villach (Österreich) zum Angeln losgezogen. In aller Früh, mit Handleine, Angelhaken und selbst gefangenen Würmern bewaffnet. Ein herrlicher Wildbach durchkreuzte dort die Alm-Wiesen und Waldinseln. Und ich habe heute noch den frischen Duft von blühenden Wiesen und wildem Rhabarber in der Nase. Der Duft eine intakten Natur inmitten der Alpen – außer uns keine Menschenseele weit und breit. Ich erinnere mich noch ziemlich genau: Als Sechsjähriger war ich mit meinem Vater auf einer Alm bei Villach (Österreich) zum Angeln losgezogen. In aller Früh, mit Handleine, Angelhaken und selbst gefangenen Würmern bewaffnet. Ein herrlicher Wildbach durchkreuzte dort die Alm-Wiesen und Waldinseln. Und ich habe heute noch den frischen Duft von blühenden Wiesen und wildem Rhabarber in der Nase. Der Duft eine intakten Natur inmitten der Alpen – außer uns keine Menschenseele weit und breit.
Wir setzten uns an den Bach, fingen eine Regenbogenforelle nach der anderen und kamen als die glücklichsten Menschen der Welt zurück zur Pension. Dort fragte uns dort Koch, wo wir denn die tollen Forellen gefangen hätten? Wir beschrieben ihm den Bach und die Stelle und er runzelte mit einem verschmitzten Lächeln die Stirn und sagte: „Oh mein lieber Heiland! Ihr habt im Bach unseres Pfarrers seine geliebten Forellen rausgewildert. Oh mein lieber Heiland!“ – Nach diesem Kommentar haben uns die Forellen am Abend dann noch besser geschmeckt. Und von da an begann für mich die große Leidenschaft des Fischens.
Ende der Siebziger Jahre besuchten wir (meine Frau Martina und ich) Florida und landeten irgendwann in Key West. Dort standen die schönen weißen Yachten in der Marina und brachten Fische mit langen Schwertern und großen Segeln an die Stege.
Als ich das sah, war für mich sofort klar – so einen Fisch will ich auch mal fangen. Ich charterte deshalb mit noch einigen Touristenanglern ein Boot, und am Ende des Tages lag eine bunte Palette an Snappern, Groupern und Makrelen in der Eisbox, einen Segelfisch hatten wir jedoch nicht gefangen.
Wieder Zuhause angekommen war ich völlig im Bann, einmal im Leben so einen Segelfisch fangen zu müssen. Zu dieser Zeit war es schwierig, in Deutschland gute Informationen über das Hochseefischen zu bekommen. Internet und Mobiltelefone kannte man noch nicht. US-Magazine und Bücher mussten also her. Wir sogen jegliche uns zur Verfügung stehenden Informationen auf – danach blieb uns nur: „Learning by doing“.
Anfang der 80er Jahre besuchten Martina und ich Freunde auf Hawaii, dem ultimativen Platz des Big Game Fischens. Leider waren wir zur falschen Zeit an diesem tollen Ort. Wir fingen Wahoos, Dorados und Yellowfins, doch ein Schwertträger war auch dort wieder nicht dabei. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt (sagt man), aber nach dem vierten Urlaub und über fünfzig Ausfahrten ohne Marlin-Kontakt war dann auch meine Frustrationsgrenze erreicht: Niemals mehr zum Marlin-Angeln nach Hawaii?
Im nächsten Jahr landeten wir dann doch wieder dort. Und dieses Mal klappte es endlich mit meinem ersten hart erkämpften Marlin. Bei Ausfahrt Nr. 61 und wohl am tiefsten Frustrationspunkt meines damaligen Anglerlebens kam endlich mein erlösender Marlin-Strike und Hookup. Es war ein kleiner Gestreifter mit ca. 120 lb – mein erster Marlin nach all den vielen Jahren. – Mensch war ich glücklich…
Über einen deutschen Reiseveranstalter buchten wir 1992 eine Angelsafari nach Kenia und wurden dort reich mit dem Fang von dutzenden Segelfischen und tonnenweise Beifang belohnt. Von da an ging es stetig aufwärts mit den Fangerfolgen. Von Afrika bin ich bis zum heutigen Tag noch begeistert – ein toller Kontinent. Nach dem letzten Angelurlaub 1998 am Pemba Channel mit erneut sensationellen Fangergebnissen brachte ich aber eine Malaria tropica mit nach Deutschland. Deshalb sollte das dann bis zum heutigen Tag auch die letzte Reise nach Afrika gewesen sein.
Neue Reiseziele mussten also erkundet werden. Ich war wie besessen, kaufte meine erste Big Game Ausrüstung, bastelte Tage an Angelknoten und Doppelleinen, praktizierte Belastungstests und Trockenübungen. Ich wollte immer mehr selber machen können und versuchte, immer mehr zu perfektionieren. In der Theorie funktionierte vieles besser als später in der Praxis. Die ersten Abrisse beim Strike wegen Fehlern beim Doppelleinenflechten folgten, und der Frust und vor allem die Peinlichkeit den lokalen Skippern gegenüber war groß.
Getreu dem Motto: „Andere Länder, andere Sitten“, begann ich bei jedem Angeltrip die besten Tricks von all den Skippern und Bootsmännern herauszufiltern. Und über die Jahre bekam ich immer mehr Sicherheit und vertraute immer mehr meinen Knoten und Montagen; Schweißausbrüche beim Strike blieben aus. Mit der inneren Ruhe und Gelassenheit fanden die Drills und heiklen Situationen schließlich fast alle ein gutes Ende.
Auf Rodrigues am 30. Januar 2007 folgte dann der absolute Höhepunkt meiner damaligen Anglerkarriere. Mit einem Zyklon im Rücken und 4 Meter hohen Wellen schnappte sich ein Marlin meinen Köder. Es war der Marlin meines Lebens: ein 1238 lb schwerer pazifischer Blue und gleichzeitig ein IGFA Weltrekord in der 80 lb Klasse.
Der Marlin hatte auf einen meiner namenlosen Lures gebissen, den ich viele Jahre mit im Gepäck hatte. Diesen Köder konnte und wollte ich danach auf keinen Fall mehr verlieren und beschloss, ihn in die Vitrine zu legen.
Danach begann ich, Bücher zum Bau von Marlin-Lures zu studieren, denn ich wollte genau diesen Köder nachbauen. Es wurden Skizzen angelegt, technische Zeichnungen erstellt und im Keller auf der Drehbank Lureköpfe gedreht. Danach wurden die Musterlures im Urlaub getestet. Einige landeten im Müll, andere kamen in die Serie.
So entstanden unsere BluewaterFishing Lures, mit denen ich im Mai 2011 auf den Kap Verden meinen zweiten gewogenen Grander, einen Atlantik Blue Marlin mit 1150 lb, fangen konnte. Die BluewaterFishing Lures sind mittlerweile weltweit im Einsatz und eine meiner größten Freude ist es, wenn andere Angler mit diesen Ködern Fische fangen und glücklich werden.
Neben der Jagd auf Großfisch fand ich in den letzten Jahren immer mehr Interesse am Popper- und Fliegenfischen. Dieses Interesse steht auch bis jetzt im Vordergrund. Es geht mir beim Angeln nicht mehr um die ultimative Größe, das ultimative Gewicht, es geht mehr um die Atmosphäre um einen herum – bis auf eine einzige Ausnahme. Da noch kein Angler auf der Welt den gewogenen Marlin-Grander-Slam fangen konnte, habe ich mir dieses Ziel vor Augen gesetzt und versuche, mein Anglerglück am Great Barriere Reef mit einem Black Marlin im Grander-Format zu vervollständigen.
Danach hab ich mir vorgenommen, nicht mehr auf Marline zu fischen und mich ausschließlich dem Popper- und Fliegenfischen zu widmen. Mal sehen wie es ausgehen wird.
Stephan Kreupl gibt Rat zu Trips nach Rodrigues, Australien und die Malediven.
Kontakt: s.kreupl(ad)typodrom.de