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Sensor misst Überleben von Haien nach Drill
Rund um Florida ist Freizeitangeln im Salzwasser ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Rund sechs Milliarden Dollar werden damit jedes Jahr umgesetzt. Auch mit dem „Catch and Release“ von unzähligen Haien. Wie viele Haie nach dem Vorfachkappen trotzdem sterben, war bislang schwierig zu ermitteln. Wissenschaftler des Mote Marien Laboratory in den USA haben deshalb einen neuen Bewegungssensor entwickelt: Er misst an releasten Haien, den Flossenschlag, das Auf und Ab des Fisches, seine Beschleunigung, oder ob die Schwanzflosse aufgehört hat, sich zu bewegen und der Hai, weil tot, bewegungslos am Grund verharrt. Laut der im Wissenschaftsjournal Fisheries Research veröffentlichten Studie können mit dem Sensor (der 100 Daten pro Sekunde registriert) nun erstmals harte Fakten zum Verhalten von Haien nach dem Releasen etwa auch von Langleinenfischern ermittelt werden.
Als erstes Studienobjekt nahmen sich die Biologen den Schwarzspitzenhai vor. Er wird vor Florida häufig gefangen. Angler dürfen einen pro Tag entnehmen, alle anderen müssen zurückgesetzt werden.
Für die releasten Hai ist der Überlebenskampf aber damit noch nicht zu Ende. Wie die unnormalen Schwimmbewegungen ergaben, brauchten die Haie durchschnittlich elf (!) Stunden, um sich von dem Stress zu erholen. Knapp jeder zehnte der Schwarzspitzenhaie schaffte es aber nicht und starb innerhalb von zwei Tagen an Übersäuerung des Blutes!
Zu dieser sogenannten Laktazidose kommt es durch eine Überbelastung der weißen Muskeln, die für kurzfristige Höchstleistungen gemacht. Sie ziehen sich sehr viel schneller zusammen als rote Muskeln, benötigen dafür aber auch sehr viel mehr Energie. Diese Energie beziehen weiße Muskeln überwiegend durch die Zuckerverwertung ohne Sauerstoff. Dabei entsteht als Abfallprodukt Laktat (Salz der Milchsäure), das in größeren Mengen nicht mehr über die Atmung abgegeben werden kann. Das Laktat führt dann zu einer Übersäuerung des Blutes bis hin zum Nierenversagen.
Dem Studienleiter Nick Whitney zufolge erwiesen sich die Schwarzspitzenhaie als sehr robust. Whitney will nun die Überlebensfähigkeit anderer Hai-Arten systematisch erforschen. Dass etwa Hammerhaie extrem empfindlich sind und bereits nach einer Drillzeit von nur 20 Minuten in Lebensgefahr geraten, habe ich hier vor zwei Jahren berichtet. („Totgedrillt: Viele Haie sterben nach dem Releasen“)
Die damaligen Studien mit an einer sogenannten Drum Line können nun sehr viel präziser mit den Bewegungssensoren durchgeführt werden. Für Charterboot-Kapitäne und Hai-Angler ist das keine erfreuliche Nachricht. Für gefährdete Haie schon: Mit den harten Daten könnte der Fang vor allem von Hammerhaien eingeschränkt oder Schutzzonen ausgewiesen werden. Etwa, wenn die Haie in den Golf von Mexiko und an die Westküste Floridas zeigen, um ihre Nachkommen zu gebären.