Ostsee zum Zweiten

Ostsee zum Zweiten

Nun also auf Dorsch. – Das Angeln auf Meerforelle vor Warnemünde mit Sven Hille war (unter anderem mit einem 5kg-Fisch) so erfolgreich und schön, dass ich, kaum zu Hause, schon wieder Lust auf Meer hatte. Zudem hatte mich Freund Lars mit den Worten gelockt: „Jürgen, das Wetter passt. Wir haben Westwind, aber der stört uns nicht“. Lars fischt vor Schönhagen, Eckernförde und südlich der Schleimündung. Westwind kommt dort übers Land und deshalb kann er dort ufernah auch noch bei Windstärke 6 fischen. 

Top-Boot und Top-Skipper: Lars war mit seiner Merry Fisher auch beim Tuna-Tagging vor Dänemark dabei

Lars hatte allerdings eingeschränkt, dass es mit Meerforelle noch „mau“ sei. Keine einzige der schönen Salmoniden seien bislang gefangen worden. „Das Wasser ist mit 5 Grad noch viel zu warm. Dafür laufen aber gute Dorsche“.  Die Prognose passte mir. Nach der wunderschönen 5-kg-Forelle, die mir Sven die Woche zuvor an die Rute gebracht hatte, wäre ich mit Dorsch sehr zufrieden: Ceviche mit Filet vom Winterdorsch, was Besseres gibt es kaum.

Und so kam es dann auch. Am ersten der zweieinhalb Angeltage galt es zunächst, die Fische zu suchen, ufernah in 7 m Wassertiefe fanden wie sie. Die Wahl der Köder war für Lars kein Problem: Die Dorsche fressen hier vor allem Krabben, deshalb haben sie auch einen so einzigartig guten Geschmack“, erklärte er mir. Und weil die Sonne bis auf den Grund der glasklaren Ostsee schien, legt Lars auch einige Wobbler mit Krabbenfarbe aus.

Eine gute Wahl, wie sich bald zeigte, die Dorsche bissen zunächst zwar sehr spitz und etliche kamen ab, aber jene an Bord spuckten immer wieder Krabben aus. Die Bestätigung, mit der Wahl der Köder richtig gelegen zu haben.

Am frühen Nachmittag hatten wir dann unser Soll von maximal 10 Dorschen an Bord, darunter Prachtexemplare mit über 70 cm. Was mich besonders freute: Die meisten Fische hatten keinen Rogen im Bauch, es waren sognannte Sommerlaicher. Die Winterlaicher waren schon von der Küste weggezogen in ihre Hochzeitsgefilde in tieferen Zonen. 

Am Tag darauf war der Morgen noch schön, doch dann zog sich der Himmel zu, es wurde diesig und dunkel, die kupferfarbenen Wobbler brachten keine Fische. „Die Dorsche sehen sie nicht mehr“, sagte Lars und wechselte auf hellere Löffel.

Und schon waren wir wieder im Geschäft. Blau-Gelb mit glänzender Edelstahl-Rückseite war der Bringer.

Auch an diesem Tag hatten wir unser Baglimit nachmittags erreicht. Dass dies dem Können von Lars zu verdanken war, wurde mir erneut im Hafen deutlich. Dort sprach uns ein Angler an, der mit seinem Boot auch den ganzen Tag unterwegs gewesen war, aber nur 2 Dorsche gefangen hatte. Am letzten Vormittag kam er dann in unserer Schleppspur angezischt, stellte sich zwischen uns und das Ufer und trollte neben uns her. Das war deshalb ärgerlich, weil wir unsere ideale Tiefenlinie nicht mehr einhalten konnten. Aber bekanntlich straft der Herr, in diesem Fall über Petrus, die kleinen Sünden sofort. Wir hatten einen Dreifach-Biss und konnten alle drei Fische landen. Das war dem armen Kerl dann doch zu viel. Er gab Gas und wir machten und auf den Rückweg.

Lars vakuumierte mir auch diese Filets und mit einem Koffer voll Fisch machte ich mich mit dem ICE auf den Heimweg – um mir am nächsten Tag selbst ein Ceviche vorzusetzen. Wie das zubereitet wird, findet ihr hier in der Rezeptesammlung.

PS: Einige Tage später rief mich dann Lars an. Mit Gästen aus seinem seiner Ferienhäuser war er am Fischen. „Dir Dorsche beißen wie verrückt“, freute er sich. – Er ist halt ein Guter…  

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