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Mallorca: Amberjack-Bonanza im Spätsommer
Amberjacks fangen, das war bislang ein eher schweres Los. Die Fische sammeln sich im Winter an Riffen zum Laichen und können dann meist nur mit lebenden Kalmaren überlistet werden. Winter im Mittelmeer. Das heißt, mehr Ausfall- als Angeltage wegen stürmischer See, und zudem nachts bei Kälte raus zum Kalmare fangen, die dann lebend gehältert werden müssen. Außerdem braucht man etliche davon, weil alles was am Grunde lebt und Zähne hat, scharf ist auf die weichen Leckerbissen ist. Selbst Petermännchen zerlegen die Kalmare im Nu, wie ich in der Adria leidvoll erfahren musste. Ein Angeltag kann dann mangels Lebendköder schneller vorbei sein als gedacht.
Das Gegenteil davon, Angeln im Warmen, ohne Seegang und mit schnell gefangenen Köderfischen, die nur von Amberjacks und Dentex genommen werden, das ist jetzt im Norden von Mallorca möglich, im Spätsommer mit auch mal 5 der kampfstarken Fische an einem Tag!
„Jürgen komm, Amberjack fangen!“, hatte mich Skipper Vince Riera Ende September auf die Insel gelockt. „Jetzt, in dieser Jahreszeit?“, war meine verblüffte Frage und die Antwort betörend: Dank einer neuen Technik war jeder Trip auf Amberjack seit Tagen erfolgreich, und Johannes, ein gemeinsamer Freund aus Österreich, hatte den neuen Bootsrekord aufgestellt: 52 kg wog sein Fisch!
Nun, das Wochenende drauf war ich auch schon auf dem Wasser, als mir Vince das erste Geheimnis seiner neuen, beständigen Fischerei offenbarte. „No tunny, no honey“, lachte er. Es dauerte einen Moment, bis ich das Wortspiel verstand. Ich kannte: „No money, no honey”, also etwa „Ohne Moos nichts los“; statt ‘Geld’ nun aber ‚Tunny?‘ – Ach so! Vince meinte die Little Tunny! Ohne die, kein Amberjack also.
Mit einer Größe von um die 30 cm sind diese Schwarmfische ohne Zweifel das Beste, was man einem gierigen Jack anbieten kann! Ich habe selbst erlebt, wie Vince beim Ablassen eines Lebendköders die Schnur aus der Hand gerissen wurde, weil ein Amberjack aus 30 m Tiefe hochgeschossen kam, um den Little Tunny zu inhalieren.
Little Tunny zu fangen ist einfach. An einer Seitenarmmontage werden 3-4 Gummifische der Marke Raglou befestigt und etwa 50 m hinter dem Boot geschleppt.
Perfekte Köder für Tunny sind 8,5 und 10,5 cm große Gummifische von Raglou. Die Farben? Jeder Tag hat einen anderen Favoriten.
Wichtig: Die Gummifischlein müssen aber deutlich unter der Wasseroberfläche laufen. Eine 40 gr. schwere Bleiolive am oberen und ein kleiner Jig mit Bleikopf (oder ein schnell laufender Wobbler) am unteren Ende hält die Montage hält sie dazu etwas auf Tiefe.
Die Farbe der Jigs hat keinen Einfluss auf den Fang. Hauptsage, sie halten die Köder unter Wasser
Ist ein Schwarm entdeckt, sind schnell 3-4 Little Tunny gefangen. Die müssen dann aber lebend in die Jagdgründe der Jacks gebracht werden. Und hier nun die zweite Neuerung: Sie heißt „Tuna Tube“. Lebende Thunfische, kann man in einem Tank nicht hältern, sie rasen in Panik umher und sind schnell tot. In einer „Tuna Tube“ aber überleben sie: Sie kommen kopfüber in ein senkrecht stehendes Kunststoffrohr (engl. Tube), durch dessen unteres, ansonsten verschlossenes Ende per Schlauch Wasser gedrückt wird. Der Thunfisch kann sich darin nicht bewegen/verletzen, wird aber zugleich durch den beständigen Wasserstrom zwangsbeatmet!
So mit Ködern versorgt, ging es dann Vollgas zu einem U-Boot-Wrack, wo wir die Tunny mit einem schweren Kielblei am Seitenarm grundnah schleppten.
Kielbleie werden am Übergang von der geflochtenen zur monofilen Schnur (etwa 25m vor dem Köder) an einer Schlaufe eingehängt. Ihr Gewicht variiert je nach Strömung und kann bis zu 1 kg reichen. Ist der Seitenarm dann im Drill an der Oberfläche angekommen, wird er einfach wieder ausgehängt.
War dann eine Sichel auf Fishfinder zu sehen, kam oft genug auch schon der vehemente Biss. Am ersten Tag fing ich Amberjacks mit 22 kg, 15 kg, 2 x 5 kg und ein Fisch mit etwa 40 kg ging mir am Boot verloren. Danach war ich platt. Und auch Robert, der in der Nacht zuvor seinen ersten Schwertfisch landen konnte, fing einen dicken Jack.
Und noch ein Trick. Amberjacks sehen offenbar kein Rot. Gefischt wird deshalb mit roten Oktopushaken von BKK.
Skipper wie die auf Mallorca weithin bekannten Burburin-Brüder fischen sogar mit einem roten Kevlar-Vorfach zwischen den Haken.
Ich habe mit dem Einstellen dieses Artikels bislang gewartet, weil Vince auch noch im November Amberjacks fing. Der Grund: Die Little Tunny sind von August an unter der Küste und ziehen erst bei Wassertemperaturen von unter 24⁰ C in die offene See. In der ersten Novemberwoche lag die Oberflächentemperatur noch immer über der 24⁰ C-Marke und Vince konnte mit einem Gast noch schöne Jacks fangen und releasen. Auf dem YouTube Channel „Capt. Vince Riera” könnt ihr einige beeindruckende Videos sehen.
Mein Fazit: Wenn auf Amberjack, dann nur noch im Herbst, die Winterfischerei mit Ausfalltagen und klammer Kälte ist mir zu anstrengend geworden.