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Malediven Februar 2016: Für mich noch immer ein lohnendes Ziel
Nochmal auf die Malediven! Robert wäre zwar lieber nach Tansania oder Madagaskar gefahren, ist aber durchaus auch gewillt ein weiteres Mal mitzukommen. Meine Vereinskollegen Jonas und Fabian sind sofort begeistert, also buche ich für Anfang Februar die mir vertraute KandiHibaru bei Eigner Ubey Naif- teurer denn je. Ein wenig besorgt allerdings: Von herausragenden Angelerlebnissen um die Malediven habe ich in den letzten Jahren nichts mehr gelesen. Roberts letzter Trip im Februar 2014 war bestenfalls durchschnittlich, eher wohl unterdurchschnittlich. Die GT-Fischerei wurde schon zusehends schlechter als ich das letzte Mal 2009 vor Ort war. Wir wollen zwar auch poppern, aber auch jiggen, mit Livebait fischen und natürlich trollen.
Auch Rolf Falkenberg, ein erfahrener Maledivenfischer, hat wenig Gutes zu berichten. Er war im Dezember 2015 auf der Kandi. Sein Bericht hier auf dieser Seite und unsere Telefonate stimmten mich ebenfalls bedenklich: Er sagt, es war die schlechteste Tour die er je hatte, insbesondere beim Trolling – die große Flaute.
Nun ja: Zwischen Dezember und Februar liegt ein ganzer Monat, bei uns könnte ja alles viel besser werden, hoffe ich. Die Angelfreunde Andreas und Thorsten leihen uns Gerät und Rolf erlaubt uns, sein Vorortmaterial zu nutzen.
Am 1. Februar landen wir dann morgens in Male und nach weniger als 15 Minuten Fahrt mit dem Wassertaxi erreichen wir die KandiHibaru. Ihr Kapitän Ibrahim (der bei uns nur Ibi 2 heißt, weil der Kapitän der MasHibaru auch Ibrahim heißt und Ibi 1 genannt wird) ist immer noch derselbe. Ansonsten eine neue Crew. Ibrahim erkennt mich sofort und redet mich mit meinem Vornamen an. Ich freue mich, dass er sich nach so vielen Jahren noch erinnert. Er erklärt, dass er soeben von einer Tour aus dem Süden zurückgekommen sei, mit Japanern an Bord, die hätten nur gepoppert und das sei sehr zäh gewesen. Er ist deshalb für eine Tour gen Norden, wir folgen seinem Ratschlag.
Um 11 Uhr laufen wir aus. Als ob Ibrahim meinen Bericht „Der Prof. Brinkmann des Bauchlappenriggens“(https://www.anglerpraxis.de/ausgaben-archiv/januar-2008/malediven-dezember-2007-ende-gut-alles-gut.html)gelesen hätte, liegt im Eimer ein Wahoo-Bauchlappen zum Auftauen. Sailfish-Lures und Wobbler sollen wir montieren. Die Lures werden mit Bauchlappen bestückt und es dauert nicht lange, bis Fabian den ersten Wahoo unserer Tour verhaften kann. Für maledivische Verhältnisse ein stattliches Exemplar, knapp über 10 Kg. Robert kann gleich nachlegen und fängt einen etwas kleineren. Der Nahrungsvorrat ist aufgefüllt und Bauchlappen für die Lures haben wir auch erstmal genug. Zum Nachfischen sind wir zu müde.
Am nächsten Tag ist um 7.00 Uhr Frühstück. Wir sollen wieder Wobbler und Sail-Lures montieren. Über den Channel kommen wir heute nicht, weil es zu windig ist. Ibrahim ist gleichwohl optimistisch, dass wir einen Sail erwischen. Wir laufen zwischen zwei Riffen hindurch zum Außenriff und Robert und ich können den ersten Sail unserer Tour sichten. Er beißt aber nicht, sondern schaut sich die Lures nur an. Am Außenriff ist es sehr wellig, mit der MasHibaru hätte das kaum geklappt. Nach einiger Zeit bekommen wir einen Doppelstike auf Wobbler. Jonas und ich drillen. Mein Wahoo klinkt sich kurz vorm Boot aus, der von Jonas kann sichert gegafft werden.
Es dauert nicht lange und ein Sail hat den kleinen blau-weißen Ilander genommen. Nach einem kurzen Drill kann ich den Fisch sicher zum Boot bringen. Ein schöner Fisch um die 30 Kg. Kaum sind die Ruten wieder im Wasser, fängt Fabian seinen ersten Sailfish. Für ihn hat sich der Trip schon gelohnt. Die Popperei ist dagegen äußerst zäh, erst am Abend bleiben drei kleine GT hängen.
Beim Nachtfischen fangen Robert und Jonas einige kleinere Two-spotted Red Snapper und dazu einige ansehnlichere Grouper. Wir sind begeistert, die wichtige Währung „Besser als erwartet“ ist schon jetzt erfüllt. Der kommende Tag sollte dann den gesamten Urlaub schon rund machen.
Der Skipper befiehlt am nächsten Morgen, Marlin- und Sailfish-Lures auszulegen und Bonita-Wobbler für etwaige Yellowfins. Befehl ist Befehl, und wir gehorchen natürlich gerne einem Skipper, der uns die Fische mit Ansage fangen lässt. Seine Glaskugel (siehe mein Bericht: Der Skipper mit der Glaskugel – https://www.anglerpraxis.de/ausgaben-archiv/januar-2009/malediven-2008-der-skipper-mit-der-glaskugel.html) hat er wohl immer noch nicht ins Pfandhaus gebracht.
Robert ist dran, er sitzt mit Fabian und Jonas hinten und passt auf die Ruten auf. Ich liege vorne auf der Liege und döse vor mich hin. Nach ca. einer Stunde großes Geschrei, ich düse nach hinten. Robert hat schon seine mit einem Moldcraft-Lure bestückte Rute in der Hand. Die Biegung lässt vermuten: da ist ein anständiger Gegner am anderen Ende der Schnur. Ein Marlin, wie ich höre, der gleich zu Beginn mehrfach gesprungen ist. Er macht dann einen großen Run. Ich lege Robert den Black Magic Harnes und Belt an. Im Gegensatz zu unseren Leibchen kann man sich in ihn hineinsetzen und mit dem Körpergewicht drillen. Das spart jede Menge Kraft.
Nach 10 Minuten kommt der Marlin in einem Affenzahn auf uns zu. Robert kurbelt wie ein Weltmeister. Ich hatte schon befürchtet, wir hätten den Fisch verloren. Doch nach einiger Zeit ist wieder Zug auf der Rute. Die Doppelleine kommt auf die Rolle und der Optimismus steigt, doch der Fisch macht noch eine Flucht und nimmt Robert sehr schnell wieder hundert Meter ab. Erst danach ist er ausgepowert. Mohamed kann ihm am Schwert packen und die Badetreppe hochziehen. Sicherheitshalber wird noch eine Gaff gesetzt. Der Fisch ist an Bord, die Stimmung ist ausgelassen. Auch die Crew ist begeistert: Der erste Marlin 2016.
Anekdote am Rande: Das Beiboot wurde, um am Heck Platz zum Drillen zu haben, weiter vorne an der Reling vertäut. Nach kurzer Zeit kam es dann aber hinten vorbeigeschwommen, mit einem Stück herausgerissener Reling-Planke im Schlepp.
Wir laufen die nächste Insel an für ein Fotoshooting mit dem Marlin am Strand. Es wird gemütlich gegessen, alle sind begeistert.
Dann nimmt der Wind zu und es ist nicht klar, ob wir über den nächsten Channel übersetzen können. Ibrahim will es probieren. Lures werden wieder ausgelegt und keine halbe Stunde später kreischt Roberts 30 VSW los. Doch gleich ist wieder Ruhe. Das Spiel geht drei Mal hin und her. Beim letzten Alarm schiebe ich die Bremse zu – und fange den zweiten Marlin unserer Tour. Mit 50 Kg ist er deutlich kleiner, gleichwohl ein toller Drill. Zwei Marline an einem Tag, das hatten wir noch nie und auch Ibrahim nicht.
Der Urlaub war insoweit gelaufen, bevor er richtig angefangen hat. Wir übernachten im Heimathafen der Crew, Kurendhoo. Die Jungs können zu ihren Familien und wir sind hoch zufrieden.
Auch das Nachtfischen war diesmal sehr erfolgreich. Wetterbendigt konnten wir nachts häufig an guten Stellen in Außenkanälen ankern. Es ging teilweise bis auf 60 Meter runter. Jonas und Fabian fangen große Rochen und beim nächtlichen Jiggen kommen immer wieder kleinere Bigeye Trevally nach oben.
Beim Fischen mit Naturköder fängt insbesondere Robert diverse Snapper und Grouper. Auf dem größeren Gerät können wir am ganzen Bigeye einen schön gezeichneten Grouper landen, der sich zunächst im Riff festgesetzt hatte. Jonas fängt am Rainbowrunner-Kopf einen stattlichen Hai. Fabian zwei kleinere.
An einem Abend liegen wir zwei Channels von Kurendhoo entfernt. Um das Boot herum tobt das Leben im Wasser. Plötzlich scheint sich ein großer Jäger in Bootsnähe zu tummeln: Barrakudas springen weit aus dem Wasser. Einer schießt kerzengerade hinaus, wir schätzen gut 5 Meter hoch.
Auf die hintere Hälfte eines kleinen Rusty Jobfish bekommt Jonas einen sehr starken Biss, der leider nur wenige Sekunden andauert. Der Gegner nimmt in einem irren Tempo Schnur und hat den 8mm-Stahl nach nur wenigen Sekunden durchgebissen. Dergleichen habe ich noch nicht erlebt. Wir verstehen nun, warum andere auf Hai mit teilweise 2mm starkem Stahldraht fischen.
An einem Tag trollen wir Offshore mit zwei kleinere Marlinködern, zwei Sail-Ilander und dem Magic Candy (Bluewaterfishinglures), dazu einen Wobbler und einen Bonita. Als Ibrahim Treibgut an der Oberfläche sieht, kreuzt er umher. Am Magic Candy fangen wir den ersten kleinen Yellowfin, dann einen zweiten und einen kleinen MahiMahi. Fabian meint, so einen kleinen Dorado habe er noch nicht gesehen. Die erfahreneren Kollegen sehen das Positive und ich vereinbare, dass wir mittags Sahimi von Yellowfin und MahiMahi serviert bekommen.
Nach dem Mahi gibt es einen Doppelstrike mit kleinen Yellowfins. Für Unterhaltung ist gesorgt. Ein Boot mit einheimischen Fischern gesellt sich zu uns.
Ibrahim meint, wir sollten jiggen. Ich halte das zunächst für blanken Aktionismus. Habe meinen Jigg aber noch nicht zwei Mal angezogen, da hängt auch bereits der erste Yellowfin am Haken. Sicher, es sind keine Riesen, aber das Gewimmel am Boot macht Laune. Nicht nur kleine Yellowfins sind da, sondern auch Dorados und Rainbowrunner. Als mein zweiter gejiggter Yellowfin sich der Oberfläche nähert, wird er von zwei stattlichen Haien verfolgt. Sie sind zwischen 1,5 und 2 Meter und haben es ersichtlich auf meinen Fisch abgesehen. Weil er nicht sehr groß ist, kann ich ihn noch schnell vor den Haien retten.
Danach versuchen wir unser Glück auf Marlin. Bei so vielen kleinen Yellowfins und Skipjacks sollten auch diese nicht weit sein. Ibrahim hat auch bereits welche springen sehe. Später kommt uns dann – 10 Meter vom Boot entfernt – ein Marlin entgegen. Seine Heckflosse zeigt aus dem Wasser. Als er dann etwa in Höhe der Köder ist, taucht er ab. – Doch das ersehnte RRRrrr der Rolle bleibt aus.
Nachdem wir noch mehrere kleinere Fische gefangen haben, kehren wir nochmals zu der Stelle zurück, an der wir morgens gejiggt haben. Mein Köder wird in ca. 30 Meter tiefe mehrfach attackiert, am Ende bleibt ein guter Rainbowrunner hängen. Robert jiggt seinen ersten Yellowfin. Ums Boot herum wimmelt es von Dorados, Yellowfins, Rainbowrunnern und auch Amberjacks sind da.
Die Jungs von der Crew fangen alles mit der Handleine und sind viel schneller als wir mit der Angel.
Robert montiert eine 20 cm große Gummiforelle (eigentlich für Hecht gedacht) auf die Popperrute, mit dem Ziel, einen Dorado zum Biss zu überreden. Nicht weit vom Boot raubt es, Ibrahim ruft sein bekanntes: „Cast, cast“ und Robert wirft in die Richtung. Was dann kommt, wird keiner glauben, der nicht dabei war: Ein Marlin attackiert Roberts Gummiforelle und bleibt tatsächlich hängen. Nach ca. 5 Minuten ist das Stahlvorfach der Gummiforelle leider am Ende und reißt. Die Bremse der Saltiga war bombenfest angezogen, doch der Marlin war für das Gerät zu stark. – Robert ist schwer aus der Puste, gleichwohl freuen wir uns über das Erlebte.
Die drittletzte Nacht verbringen wir im Hafen von Kurendhoo, wo bis tief in die Nacht für die Erweiterung des Hafens gebaut wird. Während wir am Essen sind, besucht uns Kapitän Ibi 1. Herzlich werden Robert und ich begrüßt.
Ibrahim freut sich ersichtlich uns zu sehen. Er hat tschechische Gäste an Bord. Mit ihnen sei es nicht einfach, weil zwei von den fünf Fliegenfischer wären und die anderen wollten Poppern, zudem hätten sie vom Trolling keine Ahnung. Mit uns wäre es da immer einfacher gewesen, scherzt Ibrahim. Wir stellen fest, dass unsere erste Tour derweil 11 (!) Jahre zurückliegt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir langsam alt werden.
Am nächsten Morgen geht es dann zurück Richtung Nordmale-Atoll. Die Überfahrt ist die beste Chance für Marlin. Bis zur nördlichen Insel des Gaafaru Atoll bleiben wir ohne Attacke. Auch unserer Popper verschmähen die GT. Nach dem Mittagessen, als wir über den nächsten Kanal fahren, bekommen wir dann aber doch den ersehnten Marlinbiss, wieder auf den links außen laufenden weiß-pinken Moldcraft. Ich schiebe den Bremshebel auf volle Last, doch als ich die Rute aus dem Rutenhalter nehmen will, erstirbt der Widerstand. – Es gibt Tage da verliert man und es gibt Tage da gewinnen die anderen. Wenig später taucht ein kleinerer Marlin auf. Er schnappt sich ebenfalls den weiß-pinken Moldcraft, schüttelt ihn aber auch genauso schnell wieder ab.
An der zweiten Insel des Gaafaru Atolls jiggen wir. Kaum sind die Jigs auf Grund, sind die Ruten von Jonas, Fabian und Robert krumm. Alle fangen mittelprächtige GT. Bei mir bleibt der Biss leider aus. Jonas fängt einen zweiten GT. Dann kommt, wofür man eigentlich gekommen ist, und von dem jeder weiß, dass es bestenfalls ein Mal im Urlaub vorkommt: Ich bekomme beim Jiggen einen Hammerbiss. Der Fisch zieht Schnur von der 16.000er Stellaals ob es keine Bremse gäbe. Dabei ist sie so hart eingestellt, dass man mit bloßer Hand keine Schnur runter bekommt.
Gimbal und Leibchen werden mir angelegt. Zwar hat der Fisch zwei bis drei kleine Pausen eingelegt, doch danach zieht er im Riesentempo weiter. Die anderen haben das Jiggen derweil eingestellt, alle wissen, dass da ein Ausnahmefisch am anderen Ende der Schnur kämpft. Ich stehe fast in der Spitze des Bootes, Ibrahim fährt dem Fisch hinterher. Plötzlich ist der Zug weg. Die Vorfachschnur wurde – wie sich bei genauem Hinsehen ergab – durchgebissen. Ein Hundezahnthun vermuten wir und Ibrahim sieht das genauso. Den hätte ich zur Abrundung der Tour natürlich noch gerne der Fangliste hinzugefügt. Es sollte nicht sein. Es gibt halt Tage da verliert man und…
Was war sonst noch? Die Popperfischerei war – das kann man nicht anderes sagen – grottenschlecht. Ob es am warmen Oberflächenwasser lag oder an der Überfischung der Einheimischen für die vielen Touris in den vielen Lodges? Wer weiß. – Ich selbst hatte im ganzen Urlaub nur eine (!) Attacke auf meinen Popper.
Einen brauchbaren GT haben wir nicht erpoppert – nur zwei beim Trolling auf Wobbler – wobei auch dies keine Riesen waren. Beim Trolling haben ich noch einen 14 Kg Wahoo erwischen können, der sich bei einem Stopp den wohl abtaumelnden Ilander schnappte. Für die Malediven ist das bei Durchschnittsgrößen von 8-12 kg schon ein Ausnahmefisch. Fabian erwies sich als Rochenschreck, insgesamt fing er vier Stück.
Zum Thema Marlin: Der eine oder andere Moralapostel aus der Fraktion der radikalisierten Releaser wird sich möglicherweise darüber mokieren, dass wir die beiden Marline – obschon keine Ausnahmefische – nicht releast haben. (Ob sie überlebt hätten, steht auf einem anderen Blatt.) Wir hatten ein reines Gewissen: Die Fische wurden von unserer Crew fachgerecht zerlegt und an Bord eingefroren, bevor sie am nächsten Tag an Freunde und Verwandte verteilt wurden. Wir selbst haben mehrfach Marlin in verschiedenen Varianten gegessen. Er hat uns durchaus geschmeckt.
Geflogen sind wir mit Emirates über Dubai. Die Strecke Frankfurt-Dubai jeweils mit einem A 380 und den Rest mit einer Boeing 777. Die Preise sind gut und der Service an Bord ebenfalls. Man hat mehr Beinfreiheit als bei Condor und Lufthansa und vor allem: Emirates nimmt als zweites Gepäckstück das Rutenrohr ohne Aufpreis mit, wenn man insgesamt die 30 Kg-Marke nicht überschreitet!
Fazit: Die Malediven sind für mich nach wie vor ein sehr lohnenswertes Ziel. Sie sind aber sicher nicht der Ort für Rekordjäger, für Angler, die sich mal eine Auszeit nehmen wollen, aber schon.