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Mahi Mahi – my way
Von Reinhold Schwarzwälder
Es war einmal vor langer, langer Zeit, als sich die Prädatoren und Endprädatoren der Sieben Weltmeere noch nicht ausschließlich von Metall, Glas, Plastik, Gummi und sonstigem Müll ernährten… Damals (wie heute noch, wenn welche da sind) konnte ich im Mittelmeer, Atlantik oder Indo-Pazifik Dorados (oder auch Dolphin und Mahi Mahi genannt) auf ganz unglaubliche Art und Weise und in beliebig großer Stückzahl fangen. -Wie das möglich ist, will ich hier erklären.
Aber zunächst noch eine Anmerkung in eigener Sache: Ich bin bekennender Fischesser und esse sie in allen Variationen ob roh, gekocht, gebacken oder gegrillt. Dabei sind mir die schmackhaften Arten aus dem warmen Salzwasser am allerliebsten, weshalb ich auch zum „Filet und Release Club“ gehöre. Das heißt, die schmackhaften Fische werden um ihre Filets erleichtert und der Rest fach- und sachgerecht releast. Auch beende ich meine Fischerei nicht, wenn es beißt und ich genug für ein Essen im Boot habe, sondern ich angele mit Vergnügen weiter und nehme dann auch noch ein paar Filets für gute Freunde mit!
Beim Dorado-Anfüttern (meiner bewährten Methode) sind mir schon wirklich lustige Sachen zu Ohren gekommen. In Costa Rica habe ich Dorados mit Yellowfin-Stücken gefüttert, das hat mich bei den Besatzungen nicht beliebt gemacht. Auch in Mauritius war das Zerschneiden der Skipjacks eine grenzwertige Angelegenheit. Aber: Erstens bezahle ich die Party, da kann ich auch machen was ich will und muss mich nicht dem Willen der bezahlten Besatzung beugen. Zweitens waren, wenn es denn geklappt hat und zwei Zentner Dorados im Boot lagen, alle immer hellauf begeistert.
Gebt der Crew und dem Skipper das nächste Mal eine Angel in die Hand, wenn ihr einen Dorado-Schwarm hinters Boot gelockt habt: Ihr werdet euch wundern was für begeisterte und gute Angler die Jungs alle sind! (Wenn nicht, seid ihr auf dem falschen Boot.)
Aber wie kann ich denn überhaupt so weit kommen?
1. Durch Zufall, wenn ich genug Fisch fürs Anfüttern vorher gefangen habe und dann an einen Dorado Bullen gerate.
2. Gezielt, indem ich ein paar Kilogramm Sardinen mit auf Boot nehme und dann Dorados suchen gehe.
Die erste Variante passiert immer wieder auf den Marlin-Charterbooten weltweit. (Die wollen sich allerdings oftmals das Boot nicht schmutzig machen, setzt da ruhig euren Willen durch, ihr bezahlt schließlich reichlich dafür.)
Die zweite Variante setze ich bevorzugt im Mittelmeer beim Selbstfahren und -angeln ein. Mit der Spinnrute und einer 5000 SW ist das eines der schönsten Angelvergnügen, die ich kenne. Alleine die Luftakrobatik der Mahi Mahi ist einem Marlin weit überlegen, Fotos von springenden Mahis stellen alles andere in den Schatten. Zudem ist das Vergnügen auf dem Teller hinterher noch größer: Frischer Dorado ist einer der allerbesten Speisefische, die ich kenne, egal ob gedünstet, gebraten oder gegrillt. Aber auch als Sashimi ist er eine echte Offenbarung.
Aber vor das Essen hat Petrus bekanntlich die Schwierigkeiten des Fangens gesetzt. – Und so gehe ich dabei vor:
Beim zufälligen Finden eines Dorados hoffe ich, dass ich einen Dorado-Bullen (Männchen), erkennbar an seiner hohen Stirn, gehakt habe und dass die Fischkiste halbvoll mit Bonitos oder kleineren Thunen ist. Wen der Fisch ans Boot kommt, lasse ich ihn im Wasser, denn der mitschwimmende Schwarm wird sich um den Fisch herum aufhalten, solange er im Wasser ist. Nicht aus Mitleid. Die anderen warten darauf, dass der gehakte Fisch seinen Mageninhalt erbricht und sie ihn fressen können!
Von da an muss alles schnell gehen!! Sofort die vorhandenen Bonitos/Thune etc. kleinschneiden und den Mahi Mahi gezielt zuwerfen, dann den Angelhaken mit einem Stück Fisch beködern, sich den schönsten der Dolphins aussuchen und den gezielt anwerfen. Die dann gehakten Fische gehen sofort in die Luft, ein unvergesslicher Anblick, so nahe am Boot und vor allen: beliebig oft wiederholbar!
Die gehakten Mahi Mahi dann schnell ins Boot bringen und immer weitermachen. Solange noch Futter für die freischwimmenden Mahis vorhanden ist, wird der Schwarm auch am Boot verweilen. Mit ein klein wenig Übung sind in solchen Situationen echte Massenfänge möglich. Wenn man allerdings einige Fische im Drill verliert, oder meint die Fänge releasen zu müssen, ist der Spuk sofort vorbei!
Die so ans Boot gelockten Dolphin-Schwärme sind manches Mal wirklich unvorstellbar groß und die Stückzahl der Individuen nur schwer abzuschätzen. Diese grün/gelb/blauen Blitze im klaren tiefblauen Wasser zu beobachten, ist so faszinierend, das ich hin und wieder vergesse, die Angel zu schwingen. Deshalb stelle ich mich meistens zum Füttern zur Verfügung und genieße das wirklich unbeschreibliche Schauspiel, das die Mahis bieten.
Beim gezielten Dorado-Suchen vor Spanien nehme ich immer 2,5 Kg frische Sardinen in der Kühlbox mit. Finde ich keine Dorados (spanisch: Lampuga), werden die Sardinen abends frittiert und ich lasse sie mir selber schmecken. Im positiven Fall habe ich sie gegen eine Kühlbox voller Dorado-Filets eingetauscht und damit keinen schlechten Deal gemacht.
Es gibt 3 verschiedene Möglichkeiten dabei erfolgreich zu sein.
1. Die Dorados beim Schleppen suchen und mit Wobblern langsam oder mit Jigs schneller zu fahren, um Strecke zu machen und hoffentlich einen Mahi Mahi-Schwarm zu finden. Dann nach der oben beschriebenen Vorgehensweise weiterverfahren.
2. Nach jagenden Vögeln Ausschau halten, mit Vollgas dahin und hoffen, dass es nicht nur Thune, Bonitos, Makrelen, Bluefish oder Amberjacks sind, die die Sardinen bejagen. Meistens sind auch einige Mahis darunter, die angefüttert und gezielt angeworfen werden können. Wenn dann allerdings ein Amberjack oder Thun schneller ist, ist die Angelschnur hoffentlich nicht zu dünn. Aber Fun ist das trotzdem!
3. Strömungskanten suchen. Möglichst welche, in denen sich Unrat oder Seetang gesammelt haben. Dann Drahtsetzkescher mit 1-2 kg Sardinen außenbords hängen, ab und zu schütteln und abwarten was passiert. Einige Handvoll Sardinen zum Angeln und Füttern zurückbehalten. Bei dieser Methode können aber auch andere Fischarten angelockt werden; man weiß nie, was dabei hochkommt.
Und nun viel Spaß beim Ausprobieren!