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Blauflossenthun-Larven verhungern ab 28 °C
Marine Hitzewellen um Mallorca können gefährlich werden
Blauflossenthune sind faszinierende Tiere. Sie wandern aus dem Nordatlantik über 5.000 km weit bis ins Mittelmeer, um dort vor Mallorca zu laichen. In einem schmalen Gewässerstreifen, in dem es aus menschlicher Sicht kaum Nahrung für ihre Larven gibt. Warum tun sie das? Antworten haben nun Wissenschaftler um Patricia Reglero gefunden, die am Ozeanographischen Zentrum der Balearen forscht.
Aber zunächst zur Entwicklung der Thune: Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich in weniger als 2 Wochen 5 mm große Larven mit besonders großen Augen, einem Magen und einem Körperbau, der die Larven mit der vergleichsweise hohen Geschwindigkeit von 3 Körperlängen pro Sekunde vorantreibt.
Die Sehschärfe der Augen und damit die Entfernungserkennung von Beute ist schon in diesem ersten Stadium extrem gut. Die Larven konzentrieren sich beim Scannen der Umgebung vor allem nach oben und nutzen den Forschern zufolge die helle, klare Meeresoberfläche als Hintergrundkontrast, um Beute zu erkennen.

Zu dieser Beute zählen zunächst sogenannte Nauplien, winzige 0,15 mm große Organismen. Sie werde schnell ersetzt durch 0,8 mm große und äußerst nahrhafte Wasserflöhe (Cladoceren) und später durch 1 mm große Ruderfußkrebse (Copepoden). Beide Arten kommen in den Laichgewässern mit 5-10 Organismen je Kubikmeter zwar nur in kleiner Zahl vor, doch das ist für die Larven wegen ihrer guten Augen und des schnellen Vortriebs kein Problem wie folgende Modellrechnung zeigt:
Angenommen, eine Thunfischlarve entdeckt im klaren Wasser vor Mallorca ein Beutetier in 3 cm Entfernung, während dies in den dunkleren und trüberen Gewässern des Nordatlantiks nur in 1 cm Entfernung möglich ist, dann bedeutet dies einen 9-fachen Unterschied im Suchvolumen und der erforderlichen Beutekonzentration für die gleiche Erfolgsrate beim Beutemachen.
Mit anderen Worten: Die Sehschärfe im klaren Wasser und die hohe Schwimmgeschwindigkeit machen das geringere Nahrungsangebot mehr als wett. Und ein weiterer, gewichtiger Vorteil: In dem nahrungsarmen Wasser gehen nur wenige Raubfische auf Beutezug, die den Thunfischlarven gefährlich werden könnten.
Allerdings hat die Anpassung an die nährstoffarmen Gewässer auch ihren Preis: Bei höheren Oberflächentemperaturen beschleunigt sich auch der Stoffwechsel der Larven und sie brauchen deutlich mehr Energie (Nahrung), um sich zu erhalten. Die Wissenschaftler fanden nun heraus, dass die Larven ab einer Temperaturschwelle von etwa 28 °C ihren Stoffwechselbedarf nicht mehr mit der verfügbaren Nahrung decken können und verhungern. Immer mehr und stärkere marine Hitzewellen um Mallorca hätten dann schwerwiegende Folgen für den atlantikweiten Bestand der Bluefins.
Quelle:
Bluefin tuna (Thunnus thynnus) larvae exploit rare food sources to break food limitations in their warm oligotrophic environment. Journal of Plankton Research, Volume 47, Issue 2, March/April 2025, fbaf006. https://doi.org/10.1093/plankt/fbaf006