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Lachsfischen auf Rügen: Mein größter
„Die schlechteste Lachssaison seit langem“, sagten sie, und: „Wind, immer nur Wind!“ – Nun denn. Ich bin trotzdem über Ostern für eine Woche mit meiner Frau nach Rügen gefahren, zum Wandern und Seele baumeln lassen. Angeln wollte ich, wenn es halt ging. Diese „Stand-By-Option“ hatte mir Skipper Patrick Baier ermöglicht: Sein künftiger Kunde Lars fischte mit seinem 7 m Boot und Freund Wolfgang in derselben Woche von Lohme aus und hatte angeboten mich mitzunehmen, „wenn es passt“.
Lohme, das ist ein kleiner Ort im Nordosten der Insel, mit einem kleinen Hafen, der über 100 steile Stufen zu erreichen ist und dem Cafe Niedlich, geöffnet von 13.00-18.00 Uhr, mit „Toast Hawaii“ auf der Speisekarte und zwei Dixie-Klos für die Gäste hinterm Haus.
Das Angeln passte dann zwischen den Stürmen zwei halbe und einen ganzen Tag: Am ersten halben, dem Ostersamstag, hatte zunächst ein knapp maßiger, aber stark blutender Lachs sein Leben gelassen. Einen frischen Sandaal aus dessen Magen montierte Lars dann auf ein Köderfischsystem, auf den der zweite und letzte Lachs des Tages einstieg. „Das ist ein guter!“, meinte Lars bei der ersten Flucht mit Kennermine, schickte Wolfgang ans Steuer und machte an Deck Klarschiff.
„Das ist auf jeden Fall mein größter“, erwiderte ich, als der Fisch an die Oberfläche kam und ich den Abstand zwischen Rücken- und Schwanzflosse registrierte. Spannend wurde dann die Schlussphase des Drills bei Windstärke 6. Weil wir wegen der ausgelegten Ruten weiter fuhren, legte sich der Fisch immer und immer wieder quer zum Schraubenwasser, bis Lars ihn dann doch im Kescher an Bord hieven konnte.
Bei seinem Anblick zitterten mir dann allerdings etwas die Knie vor Aufregung: 115 cm lang und 18 kg schwer, war es der schwerste Lachs den ich bis dahin gefangen habe! Mein persönlicher, aber kein Bordrekord: Wolfgangs schwerster wog 20,5 kg (!). „So hoch wie lang“, witzelte er.
Den zweiten halben Tag blieben wir Schneider. Die letzte Ausfahrt am Freitag nach Ostern bei strahlendem Sonnenschein war dann aber wieder ein Highlight. Mein Freund Jörg-Dieter Haselhorst mit gefühlten Ewigkeiten an Lachs-Erfahrung vor Rügen fischte neben uns und gab mir den Tipp, „Sprotten am System und Flasher auf 60 Fuß“. Es half: Auf Naturköder, aber auch Löffel hatten wir insgesamt 10 Bisse und konnten 5 davon verwerten. Ein untermaßiger Lachs wurde zurückgesetzt, die anderen wogen zwischen 6 und knapp 10 kg.
Lars drillte noch einen Riesen: Der Fisch nahm 200 m Schnur und zog das gelbe Sideplaner-Brettchen unter Wasser wie einst der Weiße Hai die gelben Tonnen in Spielbergs Film. Lars konnte den Fisch bis auf etwa 40 m ans Boot drillen, dann löste sich der Haken.
Gesehen haben wir den Lachs leider nicht, wegen seiner Kraft in dem immerhin noch 4,5° C kalten Wasser schätzte ihn Lars auf „deutlich über 20 kg“. Ein ebenfalls sehr großer Fisch ging auf einem anderen Boot nach halbstündigem Drill durch Schnurbruch verloren. „Ende der Saison sind die größten unterwegs, und immer oberflächennah“, erklärte mir Jörg-Dieter.
Ansonsten: Wandern im Jasmund-Park am Kreidefelsen, durch Buchen-Wälder entlang der Steilküste und mit Blick auf die Ostsee, das hat schon was, selbst bei 4-5° C Lufttemperatur und Wind, wenn die Sonne scheint. Aber auch Hühnergötter (Feuersteine mit Loch) suchen am Strand macht Spaß und vor allem ein Besuch im Stralsunder Meeresmuseum mit den vielen Kaltwasseraquarien.
Besonders beeindruckend ist der große Show-Room mit Wal-Modellen in Originalgröße von einem Pottwal im „Kampf“ mit einem Humboldt-Kalmar bis hin zu einem etwa 30 m langen Blauwal. In dem kreisrunden und abgedunkelten Saal sitzt oder ruht man auf Liegen, schaut von unten zu den Walen und einer grün-blau animierten Wasseroberfläche empor und lauscht Wal-Gesängen. „Die Natur ist beeindruckend, da wird man ganz klein“, sächselte ein Vater neben mir zu seinen Kindern. Mir gingen dagegen die Schautafeln in der Abteilung Ausbeutung der Meere durch den Kopf: