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Kenia: Von einem Angler, der lernte, die Savanne zu lieben
Big Game Angler wie ich sind fasziniert von Ernest Hemingways Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Und wer schon selbst große Marline gefangen hat, versteht sehr gut, dass Santiago, der alte Mann mit seinem Fisch spricht und sagt:„Fisch, ich liebe dich und achte dich sehr!“ Und dass er zugleich denkt: „Ich muss ihn kleinkriegen. Er darf nie erfahren, wie stark er ist oder was er tun könnte, wenn er loszöge.“ Big Game Angler wie ich sind fasziniert von Ernest Hemingways Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Und wer schon selbst große Marline gefangen hat, versteht sehr gut, dass Santiago, der alte Mann mit seinem Fisch spricht und sagt:„Fisch, ich liebe dich und achte dich sehr!“ Und dass er zugleich denkt: „Ich muss ihn kleinkriegen. Er darf nie erfahren, wie stark er ist oder was er tun könnte, wenn er los zöge.“
Während seines tagelangen Kampfes mit dem Fisch schläft der alte Mann immer wieder ein und träumt von Afrika und den Löwen: „Sie spielten wie junge Katzen in der Dämmerung und er liebte sie“, heißt es, und dann stellt sich Santiago die Frage: „Warum sind die Löwen das Wichtigste, was übrig geblieben ist?“
Diese Metapher, der friedvolle Traum von den Löwen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Novelle. Verstanden habe ich das Bild aber erst jetzt. – Ich muss es zu meiner Schande gestehen: 29 Jahre lang habe ich vor Kenia auf die Big Five der Meere geangelt, ohne das Land hinter mir zu beachten. Und nun, im 30. Jahr war ich zum ersten Mal in den Savannen von Kenias Massai Mara.
Kurz gesagt: Es war überwältigend. Diese ungeheure Weite der Landschaft zu sehen, die mit ihren unzähligen grasenden Gnus, Antilopen und Elefanten so friedvoll ist, und unter den Tieren zu sein und sie zu spüren, ist ein einzigartiges Erlebnis. So unvergleichlich, wie das Drillen ein Marlins und das Lesen darüber.
Dass auch in der Savanne der Tod in Gestalt von Löwen, Geparden und Hyänen umgeht und unter Gnus ebenso reiche Ernte hält, wie Marline oder Haie etwa unter Thunfischen, das ist in den Tiersendungen der TV-Sender ein grausam dargestelltes Ereignis. Doch „live“ erlebt, gehört der Tod hier zum Gesamtkunstwerk von Mutter Natur und er stört das friedvolle Bild erstaunlicherweise nicht.
Und der Tod stört auch nicht, wenn beim Picknick am Mara River das Auge über die hinabtreibenden Kadaver der Gnus schweift, die beim Versuch der Flussüberquerrung ertrunken sind.
Dass auf ihnen hin und wieder Geier saßen und Köpfe und Hälse bis zum Anschlag in den aufgedunsenen Inseln verschwanden, nahm meine Freundin Elke zu meiner Erleichterung mit Gleichmut hin: „Das ist hier so“, sagte sie vor einem herzhaften Biss ins Sandwich.
Was neben den Big Five vom Elefant über Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard noch alles „hier hin“ gehört, erklärte uns Dominic Maitai. Der junge Massai war unser Guide auf der sechstägigen Safari, die uns einmal auch zu Fuß und mit weiteren Massai-Kriegern als Behüter durch den Busch geführt hat.
„Stay! Don‘t be a coward: do not run!“, war Dominics Antwort auf meine Frage, was zu tun sei, wenn wir auf Löwen stoßen. Und sein fröhliches Lachen auf die Frage, „und wenn es Büffel sind“, ist mir noch heute im Ohr. – Dann war es aber ein dickes, grasendes Nilpferd, das auf unserem Pfad stand (oder wie vielmehr auf seinem) und das mit zwei wohl platzierten Steinwürfen ins Gebüsch hinter ihm abgelenkt und brummelnd zum Rückzug ans Flussufer veranlasst wurde.
Dominic, das muss ich Alex Walker, dem Besitzer der „Serian“-Camps am Mara bescheinigen, ist jeden Shilling wert, den er verdient: Der 24-jährige Massai, der aussieht wie ein Enkel von Nelson Mandela, ist eine wandelnde Enzyklopädie und in der Lage, ebenso über den Kommensalismus von Vögeln zu referieren, die Nahrung in den Fußstapfen von Elefanten im sumpfigen Grasland finden, wie klug über den sozialen Wandel der Massai zu sprechen und die Folgen des Bevölkerungswachstums für das Tierreservat.
Und wenn ich schon am Loben bin: Kirsty Smith, Project Managerin des kenianischen Reisveranstalters New African Territiories (www.africanterritories.co.ke) bewies ihre Professionalität als Condor unseren Abflug von Frankfurt nach Nairobi um 18 Stunden verschob. Ein Anruf (am Freitagabend in Nairobi) auf ihrem Handy genügte und alles, von der zusätzlichen Hotelübernachtung bis zu den geänderten Anschlussflügen in und aus der Mara war am nächsten Tag organisiert! (Kirsty, Du bis die beste!)
Das Niveau der Camps war nicht minder beeindruckend. Die Frage nach eventuellen Lebensmittelallergien oder -abneigungen bei Ankunft ist dort ebenso selbstverständlich, wie die Option auf ein heißes Wannenbad am Steilufer des Mara-River mit Ausblick auf Nilpferde und Krokodile: Zu jedem der auf einer gemauerten Terrasse fest installierten Zelte gehört jeweils ein eigenes Badehäuschen, das auch nachts gefahrlos besucht werden kann. Und auch andere Gefahren, die Elke zu Hause noch befürchtete hatte, blieben aus. Stechendes, saugendes oder beißendes Getier mit vielen Beinchen sahen wir nicht: Zelte und Betten sind mit Moskito-Netzen ausgestattet und Malaria-Prophylaxe auf rund 1800 m Höhe (5500 Feet) eigentlich unnötig und nur als Standby zu empfehlen.
Doch zurück zu Dominic und unserem umsichtigen Fahrer Kim. Sie brachten uns mehrmals im offenen Geländewagen mitten unter Löwen oder Elefanten. Und dort, Aug in Auge von einer großen Leitkuh gemustert, bevor sie den Weg frei gab für ihre Schwestern und all die Kälber, glaubte ich verstanden zu haben, wovon der alte Santiago träumt. Es ist das das Gefühl der Freiheit und der natürlichen Würde, die von den Big Five, ob Löwe oder Elefant, ausgeht.
Männer, deren tickenden Zahnrädchen im Kopf bislang alles im Leben nach geldwertem Nutzen kategorisieren, seien vor solch einer Erfahrung aber gewarnt. Diese Würde und Freiheit der Tiere so unmittelbar und stark zu erleben, kann auch sie aus der Spur heben sie verändern und verpflichten. Wozu, das beschreibt der französische Schriftsteller Romain Garry (der vom Großwildjäger wie Hemingway, nach einem knapp überlebten Flugzeugabsturz in Afrika wie Hemingway zu einem Naturschützer wurde) in seinem 1956 erschienen Roman „Die Wurzeln des Himmels“ so:
Unerbittlich verlangt der Fortschritt von Menschen und Kontinenten, dass sie auf ihre Eigenart verzichten, ihr Geheimnis verletzten, und irgendwo wird dieser Weg mit Sicherheit vom Skelett des letzten Elefanten markiert. (…) Man muss der Entwürdigung Widerstand leisten, der Entwürdigung der letzten Schönheit auf Erden. Sind wir wirklich nicht mehr fähig, der Natur mit Ehrfurcht zu begegnen, der lebendigen Freiheit, die keinen Ertrag hat, keinen Nutzen, kein Ziel, als uns hin und wieder ihren Anblick zu gewähren? … Es ist unbedingt notwendig, dass es den Menschen gelingt, auch noch etwas anders zu bewahren als das, woraus sie Schuhsohlen machen oder Nähmaschinen, dass sie einen Spielraum lassen, ein Schutzgebiet, in das sie von Zeit zu Zeit fliehen können.
Solch ein Raum ist die Massai Mara. Wer sie individuell erfahren will (was ich unbedingt empfehle), der ist in den Serian Camps (www.serian.net/seriankenya.html) bestens aufgehoben. Und wie jeder Big Game Angler Hemingways scheiternden Santiago ins Herz geschlossen hat, gehört Garys ebenso ergreifender Roman und sein wahr gewordener Traum von Schutzgebieten für Menschen und Tiere ins Handgepäck aller Savannen-Safaris.
Weitere Infos zu den Serian Camps beantworte ich gerne per Mail an: juergen.oeder(at)gmx.de und auch Fragen zum Fotografieren, denn in Afrika ist, wie Gary richtig beschreibt, „mittags das Licht so stark, dass alles, was es berührt, seine Farbe verliert und nur ein grauer oder schwarzer Umriss davon übrig bleibt“.