Irland – Light Tackle auf Blauhai und Co

Es gibt Zeiten, da weiß man nicht so recht, wo man(n) mit der Familie Urlaub machen kann. Vor allem, wenn das Budget von den letzten Big Game Reisen noch angegriffen ist und angeln im Salzwasser sein muss. Für mich heißt die Lösung dann: Cobh an Irlands Südküste. Es gibt Zeiten, da weiß man nicht so recht, wo man(n) mit der Familie Urlaub machen kann. Vor allem, wenn das Budget von den letzten Big Game Reisen noch angegriffen ist und angeln im Salzwasser sein muss. Für mich heißt die Lösung dann: Cobh an Irlands Südküste. Die Hafenstadt ist mit einem Mietwagen von Dublin aus in weniger als drei Stunden zu erreichen und Angelgepäck ist beim Flug auch kein Problem.

Mit den Planungen begann ich im Dezember 2012. Mein guter Freund Dirk wollte mit Frau und Kind auch mit, denn mein ganzes Gerede um krumme Ruten und schreiende Bremsen konnte er nicht mehr hören und auch nicht mehr die Bilder von meinen Fängen ansehen. Es sollte für ihn also der erste Trip zum Salzwasserangeln werden. Für mich würde es das 16. Mal Irland sein, kein Problem also, um den September-Urlaub in Cobh zu organisieren.

Zum Urlaub sollten auch ein Rahmenprogramm mit Besichtigungen in der Stadt, Shopping und ein Besuch mit Verkostung in der berühmten Whiskey-Destille Jameson gehören.

Unser Plan war:
Wolfbarsch ohne Ende
Pollack mit feinen Zanderruten
Conger so dick wie (Reinholds ) Oberschenkel
mindestens zwei Ausfahrten auf Blauhai
Blauhai mit der Spinnrute
Albacore (…verrückt aber machbar)
und so viel verschiedene Fischarten zu fangen, wie möglich
Nach einer problemlosen Anreise wartete unser Guide und Hotel-Besitzer Kevin auf uns, genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte: mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht. Wir überfielen ihn sofort mit einer Flut von Fragen zum Fischen – und nach den Blauhaien. „Kein Problem, Haie gibt es genug. Jeden Tag fangen vier Angler 5-15 Stück“, sagte er. Und dass er ein neues Rubby Dubby gemischt habe: unschlagbar aber gefroren. (Ja, dachte ich mir, er will mir verkaufen, was weg muss.)
Ich sagte, „Ich mach meins lieber selber“ … Er dann: „Nein, nein, ich schenk dir eins. Aber bitte probiere es, die anderen Boote fangen nur mal 1-2 Haie am Tag.“

Kevin ist ein so leidenschaftlicher Angler, dass er fast jeden Tag draußen ist mit Kunden oder alleine angeln geht. Er hat fünf „Warrior 175“-Boote mit 100 PS Mariner Außenbordern, 46 Knoten schnell und mit humanem Verbrauch.

Am ersten Angeltag waren wir zu fünft an Bord und wollten nur mal eben Makrelen fangen, wir brauchten ja Köderfische. An einer Abbruchkante machte ich meiner Freundin Claudia die Rute fertig, Dirk kümmerte sich derweil um das Gerät seiner Frau, und da sagte Claudia bald: „Ist aber nicht tief hier!“ Ich: „Klar, so 45 Meter etwa“. Doch ihr Paternostersystem war im Mittelwasser stehen geblieben und die Rute krumm.

Wenig später hatten wir 20 Makrelen und 5-6 Sandaale an Bord. Wir montierten um auf Pilker und Gummifisch und Dirk hatte schon seinen ersten Pollack drauf, während ein Kalmar Marias Pilker verfolgte, aber nicht hängen blieb.

Dann Stellungswechsel in eine schöne Bucht. Da gibt es keine Hänger und eine Menge Katzenhaie, die Dirk auch noch nicht kannte. Ich erklärte kurz das System und beim Runterlassen des letzten Fetzenköders pfiff auch schon die erste Rute ab. Nach 6 Katzenhaien und 2 verfressenen Makrelen machten wir Mittagspause im Hamburgerladen, brachten Frauen und Kind ins Hotel und fuhren wieder raus.

Mittlerweile hatten wir Niedrigwasser, also fiel Wolfbarsch aus. Dirk war heiß auf Conger und so fuhr ich zur Nord Boje Nr. 1 ( So, jetzt kennt ihr meinen besten Platz, also last mir noch einen übrig ). Wir ankerten etwa 30 m von der Boje entfernt. Dirk ließ seine 30 lb.- Rute runter und ich holte ihm noch ein Bier, da zuppelte es schon. – Jetzt bloß nicht anschlagen und erst warten bis der Conger gleichmäßig zieht.

Die Bisse kamen wie beim Rotaugenangeln. Ich ließ meine Rute runter und in dem Moment setzte Dirk erfolgreich den Anschlag. Sein frohes Lachen hallte über das Meer. Ich fixierte meine Rute, zog Handschuhe an, und schon kloppte ein Fisch in meine Rute rein! – Egal. Erst Dirks Conger landen: ein schöner, so 130 cm lang. Dann setzte ich meinen Anhieb und brachte einen ähnlich großen zum Boot. Nach knapp einer Stunde hatten wir 5 Conger und ein Nagelrochen, also genug von den Kameraden und fuhren zurück.

Im Hotel angekommen, schaute ich mit Kevin den Wetterbericht an, und es stand fest: Morgen geht's auf Hai und vielleicht auf Albacore. Andere Angler hatten heute sechs Haie gefangen und Kevin zeigte mir wo: Es war gerade mal 15-20 sm weit, direkt am Riff! Auf Albacore müsste ich aber 40 sm raus, bis in Sichtweite der Ölplattformen, meinte Kevin. – Puh, ganz schön weit. Erst mal sehen, was die Motoren schlucken.

Also ging es am nächsten Morgen um 6.00 Uhr los, mit Kevins Rubby Dubby. Unterwegs fingen wir noch 30 Makrelen als Köder und zum Chummen. Dann die Maschine auf 2000 Touren und mit 24 Knoten etwa 30 sm weit raus.

Dort war weit und breit kein Boot zusehen und auf dem Echolot nix als Sand. Egal. – Dirk schnitt Makrelen in Stücke und fütterte an, der Sack mit dem gefrorenen Rubby Dubby hing über Bord und ich legte die Makrelen-Köder aus an drei 30-lb-Reiseruten mit 6/0 Senator-Rollen und 500 Meter 120 lb. Schnur (Ja, ist dick. Aber ich brauchte die ja auch zum Conger Fischen.) und 80 Meter 80 lb. Mono-Topshot.

Die letzte Rute war ausgelegt und Dirk fragte noch wie lange wir warten müssen, da stammelte er auch schon los: „Da, da, Biss, Biss, Biss!“ Ich drehte mich ungläubig um und schon lief eine Bremse als gäbe es kein Morgen mehr! Ich setzte den Anhieb, drillte 2 Minuten und schon pfiff die zweite Rute ab. Dirk kloppte an und auch der Fisch hing! – Wir guckten uns an, lachten und freuten uns wie kleine Kinder.

O.k. Das bekommen wir schon hin… und dann: „Oh nein, da guck mal! Da ist noch ein Hai an der Oberfläche!“ Mist. Ich steckte mir meine Rute zwischen die Beine und kurbelte wie verrückt die dritte Rute ein, bis der Hai dann vor dem Boot wegdrehte. Geschafft!

Mein Hai machte ganz schön Action. Um keinen Tüddel zu bekommen, öffnete Dirk die Bremse und ich pumpte meinen Fisch knallhart ans Boot. Dirk nahm dann das Vorfach, ich packte den Hai am Schwanz und so hoben wir ihn gemeinsam ins Boot. Nach dem Hakenlösen und einigen Fotos durfte er dann wieder zurück.

Nun hatte Dirk alle Zeit, seinen Fisch zu genießen. Er drillte ihn prima, obwohl er noch nie mit Multirolle gefischt hatte und das noch ohne Schnurverlegung. Auch sein Hai durfte nach einer Fotosession wieder zurück ins kühle Blau. Geil, das ging so schnell: 2 Traumfische in paar Minuten

Nun legte ich noch eine Rute aus, die mit der kleinen Avet-Rolle, denn wir wollen ja Spaß haben und den bekamen wir: Nach 4,5 Stunden hatten wir 8 Haie von 180 cm bis 232 cm. Und während Dirk den großen drillte, zerfetzte ein anderer Hai gar den Rubby Dubby Sack.

Genug also, und ich dachte an meinen Wunsch: Einen Blauhai an der Spinnrute. Dazu montierte ich meine Makrelen-Rute (eine Penn Oceanfigter 240 cm, WG 600gr) eine 6000 F Twinpower mit 30er Geflecht: Ballon dran und raus damit. Und was passiert? Beim Runterlassen knallte schon einer drauf und die Roll pfiff in höchsten Tönen.

Was für ein Drill: Von links nach rechts, mal unterm Boot, dann wieder 50 m Schnur nehmend. Cool, genau, was ich wollte! Künftig fische ich nur noch mit der Spinnrute auf Blauhai, die Multis bleiben zu Hause. Nach 15 Minuten hatten wir den Hai im Boot. Er war sehr quirlig, also nur 2 Fotos und schnell wieder zurück. Beim Hochheben biss er mir noch ein Stück Schnürsenkel ab. – Glück gehabt!

Alles in allem hatten wir zwei traumhafte Wochen mit viel Spaß, tollem Wetter und jeder Menge Fisch. Wir konnten an den Riffen in 5-6 Stunden bis zu 50 Pollacks und Seelachse fangen. Einen extra Koffer mit 18,5 kg Filets konnte Dirk mit nach Hause nehmen. (Mir reichen Barsch und Zander vor der Haustür.)

Insgesamt haben wir 14 verschiedene Fischarten gefangen, bis hin zu Lippfisch, Knurrhahn, Flunder und Leng. Der Wolfbarsch ist ausgeblieben, da die Tide in den zwei Wochen zur ungünstigen Zeit kam und zudem Neumond war. Und der Albacore ist auch aufgeschoben, aber ein Plan fürs nächste Mal schon geschmiedet.

Und noch ein Tipp: Man muss keine besonderen Ruten und Rollen kaufen. Wer hier auf Hecht und Zander fischt, hat alles Nötige zu Hause, um einen mega-lustigen Angelurlaub zu erleben.

Und ich möchte mir hier nochmals bei Kevin und seiner Frau bedanken. Sie haben ein tolles Hotel mit klasse Apartments, alles super gepflegt und mit neuen TV-Geräten.
Infos dazu unter www.bellavistahotel.ie

Tight lines
Daniel

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