Hitze: Artensterben im Mittelmeer

Das Mittelmeer erwärmt sich so schnell wie kein anderes Meer. Die Artenvielfalt darin sei ernsthaft bedroht, sagten Experten des WWF. Mittlerweile seien Weichkorallen wie die fächerartigen Gorgonien, aber auch die größte mediterrane Muschelart, die Großen Steckmuschel, von einem „Massenaussterben“ bedroht.

Selbst der Weltklimarat (IPCC) bezeichnet das Mittelmeer als „Hotspot des Klimawandels“. Spanische Forscher beobachten ein Massensterben von Schwämmen, Korallen und Neptungras. Dies habe ernste Folgen für die Artenvielfalt, denn jede fünfte Mittelmeerart benötige Neptungras als Lebensraum. Laut Untersuchungen kann Seegras etwa doppelt so viel CO2 speichern wie es Wälder an Land vermögen.

Die Unterwasserwiesen speichern laut WWF bis zu 42 Prozent der CO2-Emissionen aller Länder des Mittelmeeres und sind deshalb auch als Kohlenstoffsenke wichtig.

Wegen der marinen Hitzewellen verbreiten sich zudem trpische Quallenarten seit 2003 immer mehr, auch im Winter. Die massive Überfischung von fast 90 % der Fischbestände sorge zusätzlich dafür, dass die Fressfeinde und Nahrungskonkurrenten der Quallen fehlen.

Manuel Vargas vom spanischen Institut für Meereskunde erklärt: Das Ökosystem des Mittelmeeres habe Tausende Jahre Zeit gehabt, sich an die klimatischen Bedingungen anzupassen. Nun gebe es einen Wandel in nur 100 oder 150 Jahren. „Einige Arten werden das nicht schaffen. Wir verlieren die Artenvielfalt.“

Zudem zeigen nun am Meeresgrund winzige Meeresarchitekten, sogenannte falsche Korallen (Bryozoen), alarmierende Anzeichen von Stress. Die vom Klimawandel bedingte Erwärmung als Versauerung des Wassers führt zu einer Schwächung des Skeletts und mikrobiellen Veränderungen der falschen Korallen, wie französische Wissenschaftler herausfanden.

Falsche Korallenkolonien wachsen normalerweise zu dreidimensionalen Gerüsten heran, die vielen Meeresorganismen Schutz bieten.  

Blanca Figuerola, Forscherin am ICM-CSIC und Hauptautorin der Studie weist darauf hin, dass die bislang kaum erforschten „Bryozoen eine sehr wichtige ökologische Rolle spielen“. Sie seien aber wegen der zunehmenden Versauerung und Erwärmung gefährdet. Ihr Verschwinden könnte auch Kettenreaktionen bei vielen anderen Arten auslösen, die auf sie als Schutz oder Nahrungsquelle angewiesen sind.

DOI: 10.1038/s42003-025-08524-8

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