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Haken für Marlin-Lures
Welche Haken nehme ich für Marlin-Schleppköder: Edelstahl oder geschmiedet und kadmiert, mit nach innen gebogener Spitze oder einer, die parallel zum Hakenschenkel verläuft? Und rigge ich nur einen, oder zwei Haken? – Diese Fragen werden diskutiert, seit Skipper Plastikfransen durchs Wasser ziehen, um daran Marline zu fangen und feststellen, dass sie nur ein Bruchteil der geraisten Fische auch haken können.
Woran das zunächst liegt, zeigen folgende Bilder eines Videos, die der französische Unterwasserfilmer Gerad Aulong mit einer Kamera machte, die vor dem Lure geschleppt wurde. Dass das mehr als ein Jahrzehnt her ist und wir damals beim Fischen vor Ghana von GoPro’s nicht einmal zu träumen wagten, sieht man den Fotos zwar an. Die schlechte Qualität ändert aber nichts an den Lehren, die sich aus den Bildern ziehen lassen.
Die Aufnahme zeigen eine typische Situation: Ein Marlin schwimmt neben einem Lure einher und beäugt es (Manchmal eine Minute lang: Gerard sah die Fische am Monitor in der Kabine lange vor uns und kündigte Strikes an).
Auf dem zweiten Bild schlägt er dann nach einigem Hin und Her erstmals mit dem Schwert nach dem Lure. Auf dem dritten Bild hat sich der Haken dann am Schwert verfangen…
Auf Bild 4 ist der Haken am Schwert entlang gerutscht und hat sich festgeklemmt, der Marlin zieht den Lure in einer Blasenfahne hinter sich her. Wenn nun Spannung auf die Schnur kommt, löst sich der Haken entweder (wenn der Fisch in Richtung Boot schwimmt), oder er klemmt sich noch mehr fest. Auf dem folgenden Bildausschnitt sieht man solch eine erfolgreiche “Nasenklemme“ sehr gut.
Und man sieht auch, dass es der zweite, der sogenannte trailing hook ist, der gegriffen hat. Zeigt die Nase des Marlins beim Drill in Richtung Angler, kann die Nasenklemme zwar wieder runterrutschen. Dass der Haken dies auf dem Foto oben nicht getan hat, liegt aber am Material des Hakens: An seiner braunen Spitze erkennt man, dass es sich nicht um einen Edelstahlhaken, sondern um einen gut federnden, weil geschmiedeten (und kadmierten) Mustad Haken vom Typ Sea Demon handelt, der rostet, sobald die schützende Kadmierung fehlt. Um nachgeschliffene Hakenspitzen zumindest etwas vor Korrosion zu schützen, färben sie Crews mit einem schwarzen Edding-Stift ein. Daher die dunkle Hakenspitze auf dem Foto.
Damals fischten wir nur mit den geschmiedeten Haken, weil die Edelstahlvariante des Sea Demon zu weich war und ab und an aufbog. Der Schenkel des geschmiedeten Hakens (12/0) ist allerdings auch um mehr als ein Millimeter stärker als der des Sea Demon in SS. Das folgende Bild zeigt, welche Hebelkräfte solch ein Haken „wegfedern“ und trotzdem große Fische fangen kann.
Auch hier war es der trailing hook, der gegriffen, damals noch als „Freischwinger“ montiert. Von dieser Montage rate ich inzwischen ab. Sie ist unethisch, weil der Haken nach einem Schlag mit dem Schwert rotierend Halt sucht und oft im Auge des Fisches landet. Das Hakenöhr und der Stahldraht sollten deshalb mit Schrumpfschlauch versteift werden. Auf den Fronthaken (hier wieder mit schwarzer Spitze), kann man übrigens getrost verzichten.
Die Lehren, die war damals zogen, lauteten: Geschmiedete Mustad-Haken sind stärker als die Edelstahlvarianten, und die Form und Montage des trailing hooks ist entscheidend für den Erfolg, wenn sich Marline nicht in einem crash ctrike auf den Köder stürzen, sondern ihn „scheibenwischernd“ erschlagen wollen. Zudem kam der Gedanke auf, dass Haken, deren Spitzen leicht nach innen zeigen (etwa wie beim Southern Tuna) noch besser an den Schwertern klemmen müssten. Unser Skipper Les Gallagher (mittlerweile einer der weltbesten in Sachen Marlin!) schweißte sogar Stahldornen in die Bogen von Haken, gab das Experiment dann aber nach einem „No!“ der IGFA auf.
Geschmiedete Haken von Mustad haben nun aber den Nachteil, dass die Spitze täglich gefeilt werden muss. Und zwar so:
Vielen von uns, die nur hin und wieder zum Marlin-Angeln fahren und ihre eigene Lures mitnehmen, ist solch ein Aufwand aber zu viel. Ihnen kann mittlerweile geholfen werden, etwa mit den Edelstahlkaken(!) „693“ von Braid.
Folgendes Bild zeigt den Haken in der Größe 11/0 im Vergleich mit einem Sea Demon aus Edelstahl. Was auffällt, ist die Materialstärke und die leicht nach innen gebogene Spitze des 693er. Der rechteckige Hakenschenkel ist mit 5,7 x 4,2 mm sogar stärker als die geschmiedete Variante des Mustads (5,7 x 3,2 mm).
Der Haken kann damit guten Gewissens an größeren Lures mit Glasköpfen, wie etwa die von Stephan Kreupls „Bluewaterfishing“ montiert werden:
An das obere Lure habe ich einen 12/0er Haken gelegt und zum Vergleich unten einen 11/0er. Der kleinere scheint mir der passendere zu sein. Die frühere Regel, wonach der Fronthaken einen größeren Durchmesser haben sollte, als der Kopf des Lures, stimmt zwar noch immer:
Doch heute fischen viele erfolgreiche Skipper nur noch mit einem Haken, der so weit wie möglich am Schürzenende montiert wird. Wer eine nach innen gebogene Hakenspitze nicht mag und stattdessen Schenkel und Spitze möglichst parallel will, für eine möglichst große Öffnung, der greift mittlerweile zum „Dozer“-Haken von Melton Tackle.
Dass macht auch Skipper Les Gallagher auf den Azoren. Er ist in der glücklichen Lage, von Sponsoren mit Gerät überhäuft zu werden. Dass auch er, wie viele andere, eher kleinere Haken bevorzugt und nur mit Einzelhaken fischt, die – „semi-stiff“ – mit Schrumpfschlauch am wilden Pendeln gehindert werden, zeigt sein folgendes Foto mit Dozers in der Größe 10/0.
Für mich ist solch eine Einzelhaken-Montage mittlerweile ein Muss: Sie haken Fisch nicht weniger schlecht und verhindern Verletzungen beim Releasen, sowohl beim Fisch als auch beim Mate.
Die Braid Haken 693 führt Kai Häffner:
www.tackle-import.com
Die Dozer Haken gibt es nur bei Melton Tackle in den USA:
www.meltontackle.com