Haifischforschung im Museum

Auch ohne Eisen lassen sich blutige Krieg führen: mit eisenharten Haifischzähnen an hölzernen Speeren und Schwertern. Bis Ende des 19. Jahrhunderts nutzten Südsee-Völker wie etwa auf den Gilbert Inseln (Kiribati) diese grausamen Waffen für Landnahme, Frauenraub und Kannibalismus. Auch ohne Eisen lassen sich blutige Krieg führen: mit eisenharten Haifischzähnen an hölzernen Speeren und Schwertern. Bis Ende des 19. Jahrhunderts nutzten Südsee-Völker wie etwa auf den Gilbert Inseln (Kiribati) diese grausamen Waffen für Landnahme, Frauenraub und Kannibalismus.

Für den Distanzkampf trugen die Krieger bis zu 6 m lange Speere, deren Spitzen mit vier Reihen Haizähnen besetzt waren. Im Nahkampf kamen die „Te Tuangai“ genannten Zahnschwerter zum Einsatz.

Zum Bau der Waffen bohrten sie kleine Löcher in einzelne Zähne, die mit Kokosnuss-Fasern oder auch menschlichen Haaren an kleinen Holzstücken befestigt wurden. Diese „Module“ wiederum wurden an dem Schaft der jeweiligen Waffe angebracht.

Um sich vor deren fürchterlicher Schlagkraft leidlich zu schützen, trugen die Mikronesier Brustpanzer aus dicht verwobener Kokosfaser. Ihre Köpfe schützen sie mit den hohen, dicken Kragen, sowie Hauben aus der getrockneten Haut stacheliger Igelfische (Pufferfische).

Ein deutsche Missionar den die Insulaner „Bruder Urwald“ nannten, war noch Zeuge solcher Kämpfe: Er schildert, wie mit Trommeln, die mit Haifischhaut bespannt waren, zum Schlachtfeld gerufen wurde. Zuerst fielen die Frauen der gegnerischen Stämme übereinander her. Dann bekämpften sich die Männer mit Lanzen und Schwertern. Die Sieger töteten möglichst viele ihrer Gegner und aßen die Tapfersten in einem Akt von ritualisiertem Kannibalismus teilweise auf.

Rund 120 dieser Haizahnwaffen befinden sich im naturkundlichen Museum von Chicago und dort untersuchten sie Wissenschaftler auf ihre Herkunft. Ihr ernüchternder Befund: An den Waffen fanden sich Zähne von zwei Arten, die dort mittlerweile ausgerottet wurden, schreiben die Forscher um Joshua Drew Joshua Drew von der New Yorker Columbia University im Fachmagazin „PloS One“.

Die Wissenschaftler identifizierten anhand der Zähne acht Hai-Arten. Zwei davon sind weder in historischen noch heutigen Aufzeichnungen erwähnt: der Schwarzhai (Carcharhinus obscurus) und der Sorrahhai (Carcharhinus sorrah).

Mit dem neuen Forschungsansatz will Drew gegen das „kulturellen Vergessen“ ankämpfen. Menschen könne am Beispiel der Haizahn-Waffen bewusst gemacht werden, wie lebhaft und dynamisch Korallenriffe einst waren: „Als wir danach suchten, fanden wir diese „Schatten-Artenvielfalt“, Geflüster und Hinweise darauf, wie diese Riffe einst waren“, erläuterte Joshua Drew. „Es ist unsere Hoffnung, dass wir durch dieses Verständnis und über geeignete Schutzbemühungen den Riffen wieder zu ihrer früheren Pracht verhelfen können.“ Drew untersucht im Department für Ökologie, Evolution und Umweltbiologie das Umfeld von Korallenriffen auf unterschiedlichen Ebenen.

Quelle: „Shark Tooth Weapons from the 19th Century Reflect Shifting Baselines in Central Pacific Predator Assemblies“, J. Drew, C. Philipp; PLOS ONE, DOI:10.1371/journal.pone.0059855

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