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Fliege am Downrigger auf der Ostsee
So machte ich mich also wie üblich im Frühjahr auf den Weg nach Rügen um hauptsächlich Hechte in den Bodden zu fangen und je nach Wind und Wetter ein paar Tage auf der offenen Ostsee auf Dorsch zu schleppen. Weil ich von einem guten Freund hörte, dass er beim Dorschangeln einen Lachs gefangen hatte, nahm ich meine Trollingausrüstung, die sonst nur im schwedischen Simrishamn zum Einsatz kam, mit nach Rügen. Seit über 10 Jahren fische ich nun vor Rügen auf Lachse. Damals hieß es noch, den Fischen auf eigene Faust nachzustellen. „Versuch und Irrtum“, sozusagen, denn Informationen über das Trolling auf Lachs zu bekommen oder gar Berichte darüber in den Angelzeitungen lesen können, das gab es damals nicht.
So machte ich mich also wie üblich im Frühjahr auf den Weg nach Rügen um hauptsächlich Hechte in den Bodden zu fangen und je nach Wind und Wetter ein paar Tage auf der offenen Ostsee auf Dorsch zu schleppen. Weil ich von einem guten Freund hörte, dass er beim Dorschangeln einen Lachs gefangen hatte, nahm ich meine Trollingausrüstung, die sonst nur im schwedischen Simrishamn zum Einsatz kam, mit nach Rügen.
Unser Heimathafen war damals noch Altefähr, da es ja ursprünglich nur auf Hecht gehen sollte. Endlich war dann der Tag gekommen, an dem das Wetter passte. Doch bevor wir, mein Onkel und ich, aufbrechen konnten, musste erst einmal das Boot vom Schnee befreit werden.
Trollingboot in Altefähr
Nach über 1,5 h Fahrtzeit erreichten wir die offene Ostsee und begannen auf der 20-Meter-Tiefenlinie mit dem Trolling. Anfangs legten wir jeder jeweils eine Downriggerrute und zwei Sideplanerruten aus, weil die Anzahl der Ruten damals noch auf drei pro Angler begrenzt war. Doch auch mit so „wenig“ Gerät war der Erfolg verblüffend: Wir fingen an diesem Tag einen Lachs und hatten noch 2 Aussteiger, und wir verloren einen weiteren Lachs direkt vor dem Boot beim Keschern. Aber ab diesem Tag hatte uns das Lachsfieber gepackt.
Ein neuer Startpunkt sollte her, damit die Anfahrwege so kurz wie möglich gehalten werden konnten. Wir entschieden uns deshalb für das kleine Fischerörtchen Schaprode auf Rügen, denn dort befand sich eine gute Slipanlage und eine Wassertankstelle.
Anfangs wurden wir noch belächelt, als wir dem Vermieter unserer Unterkunft erzählten, dass wir es nicht auf Hecht, sondern auf Lachs abgesehen hatten. Auch hatten wir im Hafen freie Platzwahl, denn mein Boot war dort das einzige, das auf Lachs fischen wollte.
Eis im Hafen von Glowe
So machten wir uns also im folgenden März gleich wieder auf den Weg zu den Lachsgründen. Es dauerte damals nicht lange, bis wir unseren ersten Biss bekamen. Er entpuppte sich als ein halbstarker Lachs. Danach allerdings eine lange Flaute: Wir probierten alles Erdenkliche aus, blieben aber auch in den nächsten Tagen ohne Erfolg. Dann montierten wir am unteren Downrigger eine kanadische Lachs-„Fliege“, weil sie eine natürlichere Köderbewegung für die vorherrschenden Wassertemperaturen von 2°C zeigte.
Die Fliege „Ace Hi Fly“ von Silver Horde (hier eine Montageanleitung von der salmonuniversity.com
Die Fliege hatte ich von meinem amerikanischen Arbeitskollegen in Detroit geschenkt bekommen. Anfangs war ich noch skeptisch, aber dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Wir fingen 4 Lachse, alle der Reihe nach, alle auf Fliege. War es nur Zufall? Bestimmt nicht, denn bei der geringen Wassertemperatur sind die Fische nicht so aktiv wie bei wärmeren Temperaturen. Deshalb stellten wir die Theorie auf, dass bei kalten Tagen eine langsame Köderbewegung mit nur schwachen seitlichen Ausschlägen am attraktivsten ist.
Erster Rügenlachs
An den darauf folgenden Tagen konnten wir dann noch weitere schöne Lachse bis 12 kg fangen und wieder alle nur auf „Fliege am Downrigger“. Die sonst so erfolgreichen Grizzly Spoon, Grizzly Salar, Apex, Big Ed und Co. blieben weiterhin in unserer Angelkiste: für die wärmeren Monate mit höherer Wassertemperatur und großem Aufkommen an Futterfischen.
von oben links nach unten rechts: Grizzly Spoon, Big Ed, Grizzly Salar, Grizzly Spoon, Rhino, ?????, Apex
Wer die Heringsgrößen vor Rügen kennt, der weiß auch, dass die Köder für Lachs dann nicht groß genug sein können. So fingen wir an einem Apriltag 10 Lachse, wovon 8 Stück zwischen 10-12 kg wogen und zwei weitere mit 8 kg und 6 kg. Darüber hinaus hatten wir an mehreren Tage bis zu 8 Strikes gleichzeitig. Und von dänischen Kollegen habe ich gehört dass die sogar ein 12fach- Hook-Up hatten.
Nicht zu verachten sind auch die Strömungsgebiete auf der Ostsee. Vor jeder Ausfahrt holen wir deshalb nicht nur den aktuellen Wetterbericht ein, sondern studieren auch die Wassertemperaturen und die Strömungsgebiete genau. Hierzu helfen uns stets die Internetseite von www.windfinder.com bzw. die Internetseite des Bundesamtes für Seeschifffahrt (www.bsh.de).
1,24m und 1,22m auf einen Schlag
Übrigens sollte man die Wassertemperaturanzeige des Echolots so einstellen, dass man ein Diagramm zur Ansicht bekommt: Ddann kann man steigende Temperaturen sofort erkennen. Meist war es bei uns so, dass schon nach einem plötzlichen Temperaturanstieg von nur 1-2°C kurz darauf die Bisse folgten.
Gut sind überdies Tage mit plötzlichem See-Nebel. Der tritt nicht gerade selten auf – und ist gefährlich. Weil zudem immer mehr Trolling-Boote um Rügen unterwegs sind, kann man nur an alle appellieren, ein vernünftiges Radargerät an Bord zu haben und den Umgang damit zu lernen. Und auch entgegen der viel gelesenen Kommentare reicht ein AIS- Gerät allein nicht als Schutz vor einen Unfall.
Auch Big Game Skipper Olaf „Grimml“ Grimkowski fischt auf Lachs
In den letzten Jahren ist um Rügen ein Lachshype entstanden, und die Liegeplätze und Unterkünfte in den Orten Schaprode und Glowe sind heiß begehrt. Gerade um Ostern und im März/April ist dies meist so, deshalb sollte man Monate im Voraus eine Unterkunft organisieren.
Es gibt aber auch Jahre wie dieses, wo der Wind einen Strich durch alle Planungen machen kann (So erging es vielen, die im März/ April fahren wollten). Ausfahrten waren meist nur sporadisch möglich, da der Wind sich von Tag zu Tag änderte und eine zusammenhängende Woche fürs Angeln kaum zustande kam. Aber zum Glück gibt es auch immer wieder eine sehr gute Vorsaison, deshalb kann man sagen, dass die Hauptfangzeit von Mitte Dezember bis Ende April reicht.
Meerforelle auf Fliege
Entscheidend sind eigentlich immer nur der Wind und die Temperaturen, bzw. die damit verbundenen Eisverhältnisse in den Häfen. Nach April kann man zwar auch noch Lachse fangen, aber da erscheint dann auch schon der Hornhecht, der die Kontrolle der Köder und ständiges Neuauslegen zur Last macht. Darüber hinaus wird dann meist auch wieder vor dem dänischen Bornholm bzw. vor Simrishamn besser gefangen. – Noch Fragen? Mail: axel.nanko (ad) icloud.com