Suche nach dem Weißen Hai – in Wassertropfen

Der Weiße Hai ist vor der italienischen Küste wahrscheinlich vom Aussterben bedroht. Das schlussfolgern Wissenschaftler der Universität Siena in einer nun veröffentlichten Studie. Begründung: Zwischen 2017 und 2024 sei kein einziges Exemplar der Weißen Haie an italienischen Küsten ‚gesichtet‘ worden. Forschung per Augenschein also. Moderne Wissenschaft ist da weiter: Sie sucht im Wasser nach sogenannter environmental DNA (e DNA), nach einem Molekül, das in den Zellen aller Lebewesen vorkommt und deren spezifische Erbinformationen enthält.

Weiße Haie gebären nach 18 Monaten Tragezeit. Die Jungtiere sind bei der Geburt 120-150 cm lang. Dieses ‚Mädchen‘ sieht imposant aus, ist aber erst wenige Wochen alt.

Der Wissenschaftler Jeremy Jenrette macht also genau das, was die Polizei bei der Suche nach Verbrechern an Tatorten macht. Jenrette sucht im Wasser nach verräterischer DNA. Haie hinterlassen ihr genetisches Material etwa in verlorenen Hautschuppen oder mit dem Kot und Urin, den sie absetzen. Für den Nachweis, ob Haie an einem bestimmten Orten vorkommen, genügt schon ein Tropfen Wasser, so gut ist die Analytik.

Das Team um Jenrette suchte nach Weißen Haien in der Straße von Sizilien, der Meerenge zwischen Tunesien und Sizilien. Dort fingen Schleppnetzfischer in Tiefen von 200 m immer wieder frisch geborene Jungtiere. Deshalb wird vermutet, dass hier ein Kreißsaal und die Kinderstube der Weißen Haie liegt. Zudem kamen die letzten Sichtungen der Haie alle aus dieser Region. – Die Suche war erfolgreich. In vier von 69 Proben fand sich Genmaterial von Weißen Haien. Immerhin!

Rote Punkte zeigen den Nachweis von DNA im Wasser. In der Straße von Sizilien liegt auch die Wanderoute von Blauflossenthunen, der natürlichen Beute der Weißen Haie.

Geholfen haben dem Team sogenannte Bürgerwissenschaftler (siehe hier den Beitrag: Marline kommen ins Schwitzen – und wandern aus). Diesmal waren es allerdings keine Angler, sondern die Besitzer von Superyachten, die im Programm „Yachts for Science“ Wasserproben entnommen hatten.

Jenrette hat nun ein Nachweis-Kit für die Probenahme und Filterung von Oberflächenwasser und die Konservierung von eDNA entwickelt, damit noch mehr Bürgerwissenschaftler beim Nachweis von Weißen Haien im Mittelmeer helfen.

Die erste Konsequenz wäre bereits jetzt, die industrielle Schleppnetzfischen in der Straße von Sizilien zumindest in den Sommermonaten zu verbieten, damit der seltene Nachwuchs der Weißen Haie überhaupt die Chance hat, deren bedrohten Bestände zu erhalten. Schon seit 2016 wird der Weiße Hai von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als im Mittelmeer ‚vom Aussterben bedroht‘ eingestuft.

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