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Auf dem Prüfstand: Die schwere Spinnrolle Hart No.1, Modell 8000
Unser Rollendoktor Wolfgang „Wolli“ Borchers hatte meine Spinnrolle Hart „No.1“ auf seinem Prüfstand. Das Exemplar stammt aus einer frühen Serie, und ich bekam es vor einigen Jahren zum Testen. Die Rolle leistete bislang anstandslos ihre Dienste und fing schwere Grouper und kampfstarke Amberjacks. Wollin schaute nun erstmals in ihre Innereien – und bekam große Augen wegen diverser Fertigungsmängel. Ein neueres Vergleichsmodell zeigte diese Mängel – bis auf einen undichten Dichtungsring nicht mehr. Fazit des Rollendoktors: Mit Blick auf das Preis-Leistungsverhältnis ist die Rolle durchaus erwägenswert für Angler, die damit nur ein bis zwei Mal im Jahr im Urlaub auf große Fische angeln, den Kauf einer Highend-Rolle von Shimano oder Daiwa aus Kostengründen aber scheuen.
Hier nun Wollis Bericht zum Nachschrauben:
Hart No.1 Modell 8000
Dann mal sehen was uns in diesem Beauty Case erwartet.
Die Rolle wird angeboten für extremes Jigging und Tiefseefischen. Die vorliegende Rolle aus der ersten Produktionsserie wurde von Jürgen drei Jahre intensiv gefischt und hat alle Belastungen schadlos überstanden.
Spule von oben und unten. Die Durchbrüche in der Spule sind nicht entgratet. Bei einer weiteren Rolle (neueres Modell) war die Innenseite jedoch sauber bearbeitet.
Die elf Bremsscheiben, davon fünf aus hochwertigem CFK, sollten sicherlich
die genannte Bremskraft von 30 kg bringen. Beim Einsetzen darauf achten, dass der Metal Washer mit der Auswölbung zu oberst liegt. Sonst drückt die Druckplatte die Scheiben nicht ausreichend zusammen!
Bewährtes Umschlagsystem Der braune Streifen ist festes Fett, kein Rost.
Hier immer ölen! Eingedrungenes Seewasser kann Korrosion verursachen.
Schnurlaufröllchen gelagert in einer Keramikbuchse. Über die Haltbarkeit wird die Praxis entscheiden. Könnte gegen ein KL getauscht werden.
Stabile Spulenaufnahme. Gesichert mit einem Splint.
Die werksseitige Distanzscheibe aus Kunststoff gegen CFK (10x23x1 mm) gewechselt. Bietet sich aufgrund der großen Auflagefläche der Spule an, und verbessert noch das Bremsverhalten.
Abdeckkappe der unendlichen Rücklaufsperre
Abdeckkappe, Dichtring, Clutch Bushing, Ritzel, Distanzscheiben, Kugellager
Unendliche Rücklaufsperre
Alle Teile der unendlichen Rücklaufsperre. Ein schmaler Streifen Klebeband hilft, die Zylinder bei der Montage zu fixieren. Nur so kann man das Teil in die Aufnahme #2 stecken, ohne dass die Zylinder immer wieder rausfallen. Bin auf den Trick gekommen nachdem ich kurz davor war die Rolle in die Tonne zu werfen….In der Zeit wäre eine Stella 20000 komplett gewartet.
Sitz des Ritzels. Nicht KL gelagert. Leichte Kratzgeräusche beim Drehen des Ritzels und Materialabtrag ist zu sehen. Verbessert durch Unterlegen einer 0,2mm stainless Distanzsscheibe.
Blick in das Getriebe mit zusätzlicher Rücklaufsperre.
Getriebegehäuse und Deckel. Im Gehäuse ein umlaufender Dichtring.
Getriebeteile: Das Crosswind Gear ist in eine Buchse gelagert und verschraubt,
wodurch es unter Belastung nicht verwindet. Warum bei der Rollen sieben
(kein Schreibfehler) Distanzscheiben zur Korrektur des Getriebespiels benötigt werden, sollte Hart erklären. Mehr als zwei bisher in keiner Rolle gesehen. Mit einer weiteren 0,2 mm Scheibe konnte das Lagerspiel korrekt eingestellt werden. Mit welchen Fertigungstoleranzen werden die Rollen gefertigt, oder ist das Gehäuse für verschiedene Getriebegrößen ausgelegt?
Sauber gearbeiteter Crosswind Block. Die Gleitrollen sollten gefettet werden
Nur mit einem Hammer konnte die Achse aus dem KL befreit werden. Das Kugellager wird mit vier Schrauben fixiert, jedoch nicht genau zentrisch! Die Achse hatte Schleifriefen die mit 1000er Schmirgel beseitigt werden konnten. Auch ließ sich der Deckel nach der Wartung nur mit Gewalt bis zur Hälfte aufsetzen. Erst nach Entfernen der vier Schrauben war das Problem gelöst. Das KL zentrierte sich, und der Deckel ließ sich sauber aufsetzen. Was aber bedeutet, dass die Ausfräsungen für die KLs nicht genau in der Flucht sind.
Seewasser war in den kurbelseitigen KL Sitz eingedrungen, obwohl eine „Pseudodichtung“ vorgeschaltet ist. Die hellen Flächen sind blankes ungeschütztes Aluminium. Nicht unerhebliche Spuren von Korrosion sind bereits zu sehen. So lange keine wirklich wasserdichte Dichtscheiben eingesetzt werden, sollten sicherheitshalber beide Gehäuseöffnungen mit einem festen Fett zugeschmiert werden. Zu empfehlen ist eine weichere, stärkere Scheibe mit einem geringeren Innendurchmesser.
Ich vermute, dass die Schrauben das KL halten sollen, um die vorgelagerte Dichtung zu fixieren. Hier ist das Problem, das nur der linke Schraubenkopf über den Rand des KLs reicht. Die anderen drei Schraubenköpfe drücken seitlich dagegen, wodurch das KL nicht mehr zentrisch ausgerichtet ist. Darum war der Gehäusedeckel nur mit Gewalt abzunehmen bzw. wieder aufzusetzen. Bei der werkseitigen Montage muss jemand den Deckel mit roher Gewalt aufgesetzt haben.
Die Grundkonstruktion der Rolle ist stabil und für das schwere Meeresfischen ausgelegt und auch geeignet. Einzelne Punkte müssen verbessert werden.
Diese schmälern den Gesamteindruck und mittelfristig die Funktion der Rolle.
Summe der Mängel:
• die Durchbrüche in der Spule sind innen nicht entgratet.
• Lagerung des Ritzels
• Eloxierung/Beschichtung des KL Sitzes im Deckel
• Dichtungen in den KL Aufnahmen
• Getriebejustierung
• Innengehäuse und Schraubengewinde nicht gegen Korrosion gefettet
Zusätzlich stand noch eine weitere ungefischte Rolle (neues Modell, technisch weiterentwickelt) zur Verfügung. Diese war ordnungsgemäß gefettet und geölt. Das KL im Deckel saß zentrisch zur Achse. Der Deckel ließ sich ordnungsgemäß auf- und abnehmen. Die Durchbrüche in der Spule waren auf der Innenseite entgratet. Statt sieben Distanzscheiben auf der Achse reichte bei dieser Rolle eine.
Zu bemängeln war leider auch hier die nicht geschützte blanke Aluminiumausfräsung im Gehäusedeckel, und die gleichen nicht wasserdichten Dichtscheiben.
Daten:
Gehäuse, Rotor, Spule aus Aluminium
Zahnrad und Ritzel rostfreier Stahl
Maße der CFK Bremsscheiben: 11x25x0,8 mm
Schnurfassung: 0.35/520 m, 0.40/430 m, 0.50/320 m
Übersetzung: 4.1:1
Einzug: 101 cm
Gewicht: 900 g
Kugellager 9+1