Hilfe!

Unsere Passion, unsere Obsession sind das Angeln und die Fische. Und wir sollten uns mit Allem dafür einsetzten, dass unserem blauen Planeten nicht genommen wird, was wir lieben. Für uns, für unsere Nachfahren, für alle! Ich denke, wir Angler stehen an einem Scheideweg und müssen uns einmischen und der Gier der schwarzen Seite nach immer noch mehr Profit bis zum unwiderruflichen Ende aller Ressourcen Einhalt gebieten.

Von Constantin Camesasca

Im Oktober zog es mich wieder einmal nach Mallorca, in den Norden nach Alcudia, um genau zu sein. Oft und lange saß ich in der Zeit mit den Brüdern Toni und Vincent Riera in Tapas-Kneipen. Wir redeten über Essen, Trinken und das Leben auf Mallorca, vor allem aber über das Fischen, und den schrecklichen Druck der Berufsfischer auf alles Leben im Meer.
Eigentlich wollten wir nachts raus, auf Schwertfisch. Doch mehr und mehr sah ich die Zweifel in den Augen der Brüder. Nicht nur wegen den Wettervorhersagen: „Der Bestand ist erschöpft. Longliner fischen hier den letzten Schwertfisch weg“, sagte Toni. Ich selbst sah vor vier Jahren noch springende Schwertfische, wir schätzten sie auf über 100 kg. Ein Anblick, den ich nie vergessen werde. – Nun wir werden es ein anderes Mal versuchen. Bei besserem Wetter. Eventuell hilft das der Hoffnung auf die Sprünge. 
 
Wir angelten stattdessen auf Little Tunny. Nach einer Ausfahrt und der Sichtung von drei Schleppnetz-Trawlern und zwei Longliner-Booten berichteten mir die zwei erfahrenen Skipper von der absolut irrsinnigen Lage auf der Insel: Es gibt den Brüdern zufolge allein in Alcudia drei Trawler, die mit Schleppnetzen tagtäglich zehn Stunden lang das Meer in eine Unterwasserwüste verwandeln. Davon gibt es in Soller weitere 6 Boote, in Port de Pollenca eines und Cala Radjada weitere vier. Und das ist nur der Norden der Insel. Longliner-Boote fangen Thune, Schwertfische und Haie in Unmengen… darunter immer mehr Jungfische, die an den Haken ersticken. 
Genau diese Fischer sind es übrigens, die die Mittelmeer-Robbe auf der Insel ausgerottet haben, weil sie deren Fisch essen. – Was ein Wahnsinn!
Wir wissen das, aber was tun wir dagegen?
Die Balearen könnten ein Paradies für Angler sein. Doch der Staat unternimmt nichts gegen die hemmungslose Ausbeutung und die mächtigen Lobbyisten der Fischereiindustrie dahinter. Hier ist Handlungsbedarf nötig, doch es passiert nichts. Die EU reagiert nun zumindest mit Abwrackprämien. Doch das ist keine nachhaltige Lösung. Vielmehr müsste in den Köpfen der Politiker das Verständnis geweckt und verankert werden, dass volle Meere mehr Geld bringen als leere.
 
Denn mit dem nachhaltigen Angeln auf Blauflossenthun oder Goldmakrelen oder dem Schwimmen und Schnorcheln von Ökotouristen mit den Fischen könnte eine sehr viel größere Wertschöpfungskette mit mehr Arbeitsplätzen generiert werden, als mit dem Verkauf aus der industriellen Fischerei.
Um die Balearen gibt es eine Artenvielfalt, die beeindruckend sein könnte, wenn sie sich denn entfalten dürfte. Taucher müssten nicht weit reisen, um mit Muränen, Barrakudas, Conger, Zackenbarschen oder Lippfischen und Meerbrassen zu schwimmen – ja sogar inmitten von schönsten Korallen-Gärten, wenn die nicht allesamt von Schleppnetzen ausgerissen würden.
 
Es gibt um die Balearen zu schützende Haie wie den Blauhai, Drescherhai, Sechs – und Siebenkiemen Hai, Makos und kleinere Katzenhaie. Staatlich geförderte Schutzprogramme würde Wissenschaftler und Filmteams auf die Insel locken, die außerdem Pottwale, Grauwale, Tümmler und Delfine beobachten und studieren könnten.
 
Und Wissenschaftler und Öko-Touristen könnten auch das unglaubliche Schauspiel beobachten, wenn unzählige Blauflossenthune im Frühsommer zum Laichen vor die Balearen ziehen. Es stimmt schon, die Bestände der wundervollen Fische haben sich in den letzten Jahren wieder etwas erholt. Warum aber gibt es keine Fangverbote in der Schonzeit? – Keiner käme bei uns auf die Idee, Hechte, Forellen oder andere Edelfische in der Laichzeit zu fangen.
Die internationale Industriefischerei schert sich um solch eine Arterhaltung einen feuchten Dreck. Thune vor dem Laichen sind fett und bringen mehr Profit in Japan als abgelaichte magere Fische. Warum aber zählt der Genuss in Fernost mehr als eine gesunde Natur bei uns? Warum machen Politiker dieses üble Spiel mit? Wieso kann Geld dem Artenschutz so im Weg stehen?
Ich weiß, ich bin noch jung und schreibe dies mit einer ordentlichen Portion Naivität und Zorn. Aber genau das brauchen wir Angler! Ein mittelalterlicher Gelehrter hat einmal gesagt: „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zu Hand geht.“ –  Solch ein gesunder Zorn, gepaart mit der großem Liebe für unseren Sport sollte uns Antrieb werden: Unsere Passion, unsere Obsession sind das Angeln und die Fische. Und wir sollten uns mit Allem dafür einsetzten, dass unserem blauen Planeten nicht genommen wird, was wir lieben. Für uns, für unsere Nachfahren, für alle! 
 
Mallorca ist mehr als Arenal, mehr als Komasaufen und von Balkonen stürzende Briten, und mehr als ein tatenloser Staat, regiert von schierer Geldgier. – Mallorca ist eine Perle vor unserer Haustür, die es zu schützen gilt. 
Wie wäre das?
Mallorca, eine Insel, die für ihre Artenvielfalt und das überbordende Leben im Meer bekannt ist. Laichgebiet und Kindergarten für hunderte Meeresbewohner, bis hin zu den majestätischen Blauflossenthunen, deren Magie schon Höhlenmalereien aus der frühen Steinzeit bezeugen.  
 
Für uns Big Game Angler ist die Insel keine zwei Flugstunden entfernt. – Wir wissen um die Gefahren für die Natur dort, wir wissen aber auch um das Quäntchen Hoffnung, mit dem es besser werden könnte.
 Und damit jeder Big Gamer zu einem zornig-überzeugten Botschafter dieser Hoffnung werden kann, sollte er sich von Toni und Vincent Riera zeigen lassen, was die Thunfisch-Bestände dort noch versprechen: Thune können dort ganzjährig gefangen, markieret und  releast werden! Wo sonst gibt es das? Man sagt man brauche Glück, um einen Thun zu Haken. Mit den beiden Brüdern, bräuchte man dagegen eine gehörige Portion Pech, um keinen an den Haken zu bekommen. Die beiden fangen fast immer! 
 
Ich denke, wir Angler stehen an einem Scheideweg und müssen uns einmischen und der Gier der schwarzen Seite nach immer noch mehr Profit bis zum unwiderruflichen Ende aller Ressourcen Einhalt gebieten.   
Mit der Bitte um Hilfe!!!
Constantin

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