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90 Cent fürs Glück: Spitz-spitzer-Voosen!
Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre: Dann würden wir alle ganz konsequent unsere Haken schleifen, damit sie in den beinharten Kiefern von Marlin, Tarpon, Giant Trevally und all den anderen Traumfischen auch halten. Aber stattdessen haben wir Schreckensbilder im Kopf von Marlinen und Tarponen die sich aus dem Wasser schrauben und mit einem wilden Schüttler, Lures oder Streamer weit von sich werfen. Und Bilder von dem einen, dem riesigen, den so noch nie gesehenen Giant Trevally, der dann doch weiter schwimmt, weil wir den Anhieb wegen eines stumpfen Hakens nicht durchgebracht haben.
Ok, das Bild ist kitschig, aber der Traum vom ultimativ spitzen Haken: Er ist jetzt Realität.
Auch ich gehörte in die große Gruppe jener, die tausende Euro für einen Urlaub ausgeben und hunderte für Tackle, die aber aus Nachlässigkeit nicht auf das entscheidende letzte Glied der Kette, den Haken, geachtet und damit sich selbst geschädigt haben: Ein sehr großer Marlin ging mir vor vielen Jahren vor Kenia verloren, weil ich das Lure mit einem fabrikfrischen, einigermaßen spitzen Edelstahlhaken von Mustad geriggt hatte. Die sehr viel stabilere kadmierte Variante war ja von Werk aus stumpf und hätte – lästig, lästig – geschliffen werden müssen. Den bitteren Preis musste ich dann allerdings zahlen: Der Marlin bog den weichen Sea Demon SS im nu auf und war schnell weg. – Den Schrotthaken habe ich noch immer.
Heute würde mir das nicht mehr passieren. Nicht, dass ich zu einem äußerst peniblen Hakenschleifer geworden bin. Aber ich kenne nun einen, der die allerspitzesten Spitzen an Haken schleifen kann, die ich je mit Daumen und Fingernagelprobe erfühlt habe. Marc Voosen heißt der junge Mann und hat sich in der Karpfenszene den Nom de Guerre „Der Scharfmacher“ verdient.
Mit stumpfem Haken?- Keine Chance!
Kai Häffner hatte mich in einem Anruf auf den Scharfmacher hingewiesen: „Jürgen, das hast Du noch nicht gesehen. Marcs Karpfenhaken sind spitzer als jede medizinische Kanüle“, hatte mir Kai gesagt.
Dass die Steigerung „spitz-spitzer-Voosenspitz“ auch für unsere Haken möglich ist, hat mir Marc mittlerweile bewiesen. Ich hatte ihm für einen Test vier Haken geschickt: einen 12/0-er Sea Demon kadmiert, einen 10/0-er Sea Demon in Edelstahl, einen 8/0-er VMC mit kegelrunder Spitze (fürs Schwertfischangeln), und einen an sich schon scharfen Owner Jobu mit Spearpoint und Teflonüberzug.
Dass die Haken, die ich von Marc nadelspitz zurückbekam, in einen Waffenschrank gehören, beweisen die folgenden Vorher-Nachher-Bilder.
Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen macht Marc übrigens mit einem Mikroskop und Kameraaufsatz. Damit kontrolliert er auch schnell das Ergebnis seiner Arbeit.
Zunächst zum 12/0-er Mustad Sea Demon, kadmiert: Das erste Bild zeigt die Spitze vor und nach dem Schleifen. Das Gebilde links ist weder der Auffangbehälter einer Gummi-Tüte, noch das Ende eines runter gerubbelten Malstifts aus dem Kindergarten. Es ist wirklich die original Spitze des 12/0er Sea Demons!
Der Vergleich der beiden Hakenspitzen in einer Makro-Aufnahme verdeutlicht nochmals, was Voosen-spitz bedeutet: Mehr geht nicht (oben das Original, unten der bearbeitet Haken).
Die folgenden Bilder des 10/0-er Sea Demon SS zeigen, dass die Edelstahlvariante von Haus aus zwar schon spitzer ist. Die gestauchte Form der Spitze unter dem Mikro belegt aber auch, dass ein „Nasenstüber“ auf das weiche Material genügt, um es aus der Form zu bringen.
Die nächste Serie zeigt einen Big Game Haken von VMC, dessen kegelrunde Spitze wiederum vion Haus aus spitzer ist, als die der Mustad-Modelle. Auch an diesem Haken hat Marc ganze Arbeit geleistet. Zum Schwertfischangeln, wo es in der Tiefe oft aufs Selbsthaken der Fische ankommt, ist solch eine spitze Kegelspitze (ohne Schneidflächen, wegen des weichen Mauls) sicher von großem Vorteil.
Der Owner Jobu ist ab Werk der spitzeste der vier Haken, wie das Mikroskop-Bild belegt. Es zeigt aber auch, dass aus der Spearpoint-Spitze noch viel herauszuholen ist.
Marc bearbeitet die Hakenspitzen zunächst mit einer Diamantfeile und danach mit einer feinen Steinfeile. Zu Hause arbeitet er dabei unter einer großen, beleuchteten Lupe und spannt die Haken in einen Schraubstock ein.
Wer sich beim nächsten Angeltrip zu hartmäuligen Großfischen nicht mehr aufs Glück verlassen will, der sollte Marcs Künste in Anspruch nehmen: Präzisionsschützen laborieren ihre Munition selbst, um gute Treffer zu landen. Warum sollen wir nicht einen Set von speziell geschärften Haken mitnehmen, um den Traumfisch, wenn er denn beißt, auch sicher haken zu können?
Der Preis für solch ein Glück ist bei unseren Kostendimensionen lächerlich gering: Nur 0,90 Euro (in Worten: neunzig Cent!!!) verlangt Marc für das Schliefen einer Hakenspitze, egal ob sie an einem Karpfenhäkchen sitzt oder an einem 12/0-er Mustad. Drillinge kosten dann entsprechend mehr.
Dass geschliffene Hakenspitzen durch Korrosion im Salzwasser stumpf werden, ist klar. Verzögern kann man dies mit einer „Lack“-Schicht, etwa aus einem schwarzen Edding-Marker. Die hält immerhin für einige Stunden. Danach sollte nachgeschärft werden: Einige Striche mit einer speziellen Steinfeile (1000-3000 Grit) reichen schon. Sie hat Marc ebenso im Programm seines Shops, wie eine Diamantfeile für den ersten groberen Durchgang, eine Lupe mit 40-facher Vergrößerung und Beleuchtung (!) zum Prüfen, sowie einen Handschraubstock zum Einspannen der Haken. Alles in allem kostet das komplette Set rund 40 Euro. Eine scharfe Investition!
Und hier nun die Anleitung zum perfekten Voosen-Schliff:
Zunächst wird die Feile auf die Schraubstockbacke aufgesetzt und in engem Winkel an der Hakenspitze entlang nach vorne geführt. Auf der gegenüberliegenden Seite wird das wiederholt.
Die abgeflachte Seite ist deutlich zu erkennen, die Hakenspitze wurde nicht verkürzt.
Mit der Lupe lässt sich jeder Arbeitsgang überprüfen.
Beim Schleifen der Außenseite folgt man dem Verlauf der Spitze
Bei gebogen Spitzen muss die Feile abgekippt werden
Mit der feinen Steinfeile werden die Kanten abgerundet
Im Vergleich: Runde und dreieckige Spitze
Nur Übung macht den Meister, sagt Marc. Am Anfang einfach die alten rostigen Haken aus der Tackle-Box klauben und los geht’s!
Mehr dazu in Marc Voosens Onlineshop: www.pinpoint-hooks.de