Trevally reagieren beleidigt auf C&R

Fische werden hakenscheu und wandern aus

Das zu den Seychellen gehörende Alphonse Atoll ist eine der weltbesten und auch teuersten Destinationen für das Angeln auf Giant Trevally. Vor allem an Fliegenfischern aus aller Welt verdienen die lokalen Lodges und Guides so gutes Geld, dass sie diesen Markt, die sogenannte „Blaue Ökonomie“, mit Blick auf möglichst viele Angler und möglichst gute Fischbestände nachhaltig optimieren wollen. Etwa indem Riffe mit hohem Befischungsdruck für eine Zeit geschlossen werden, damit einmal gefangene und hakenscheu gewordene GT den Stress vergessen und dann dort wieder erfolgreich befischt werden können.

Reiseberichte von Stefan Kreupl zu den Seychellern findet ihr auf bluewaterfishing.eu

Deshalb entschlossen sich die Alphonse Fishing Company, (heute bekannt als „Blue Safari Seychelles Fly Fishing“) gemeinsam mit der Island Conservation Society und Biologen von zwei US-Universitäten zu einem bislang einzigartigen Experiment. Sie fingen in den Flats und Riffkanten rund um Alphonse Giant Trevally und markierten sie mit akustischen Sendern, um das Verhalten der Fische nach dem Releasen zu erforschen.

Glück im Unglück für die Wissenschaftler, die Fische wurden unmittelbar vor Ausbruch der weltweiten Covid-Pandemie gefangen und besendert. Weil deshalb dort dann für knapp zwei Jahre nicht geangelt werden durfte, wurde das Experiment zu einer Langzeitstudie – mit allerdings ernüchterndem Ergebnis: Die relativ standorttreuen GT reagierten auf C&R ‚beleidigt‘, wurden hakenscheu und wanderten von ihren Stammplätzen mit hohem Befischungsdruck ab. Wegen der insgesamt großen GT-Bestände wurden diese Plätze von Zuwanderern zwar wieder besetzt, doch die waren meist kleiner als jene mit einem Piercing am Maul.

Der Studienleiter Lucas Griffin fasst das Ergebnis der Untersuchung so zusammen: „Wir sind Teil der Ökologie dieser Fische. Wenn wir mehr von ihnen fangen wollen, müssen wir vielleicht die Anzahl der Angler begrenzen, die sie an einem bestimmten Ort beangeln“. –Mit anderen Worten: Das GT-Fischen auf Alphonse wird teuer werden.

Die Studie erschien im Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences

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