20 km in 4 Jahren: Thun-Wiederfang belegt Kindergarten-These

Der Thun war am 15. Juli 2013 an einer Fischfarm unterhalb der Nordwest-Spitze der Insel Pasman markiert worden. Zwischen dem ersten und dem zweiten Fangort liegen demnach nicht einmal 20 km!

Von Jürgen Oeder

Bei dem Angelseminar von Patrick und mir hatte gleich bei der ersten Ausfahrt der junge Johannes Baehr einen markierten Thun gefangen, der rund 64 kg schwer war. Auf dem Bild der untere, größere Fisch:


Ich habe dann die Tag-Daten an die ICCAT in Madrid geschickt und von deren Mitarbeiter Alfonso Pagá García folgende Informationen erhalten:
Der Thun war am 15. Juli 2013 an einer Fischfarm unterhalb der Nordwest-Spitze der Insel Pasman markiert worden. Zwischen dem ersten und dem zweiten Fangort liegen demnach nicht einmal 20 km!
Der Fisch war beim Taggen 103 cm lang und 22 kg schwer. In den rund vier Jahren verdreifachte der Thun sein Gewicht, war geschlechtsreif und sollte mindestens einmal abgelaicht haben. Auf meine Frage nach dem “Wo?” schickte mir Alfonso einige interessante Studien. Sie belegen zunächst, was schon frühere Widerfänge belegen: Junge Thune verlassen die Adria in der Regel nicht. Das folgende Bild zeigt die Wanderwege eines besenderten Fisches von Juni bis September. Auffällig ist der „Schlenker“ im August hin zur italienischen Seite. Andere Fische zeigten ähnliche Routen.

Wo adriatische Thune womöglich laichen, zeigt die folgende Karte der Wanderwege von 54 besenderten größeren Bluefins: Orangefarben sind Gebiete, in die im Mittelmeer markierte Fische zogen. Gelbe  Flecken stehen für Gebiete, in die Thune aus dem Atlantik (Fische, vor Marokko getaggt) ein typisches Laichverhalten zeigten.

Die in der Adria besenderten Thune (grüne Linie) laichen demnach offenbar im offenen Meer zwischen Süditalien/Sizilien und den westlichen griechischen Inseln.
Für die Wissenschaftler sind drei Punkte interessant:
Beide Gruppen (Atlantiker und MiMe-Treue, die dort auch überwintern) teilen sich Laichgebiete wie etwa südlich von Mallorca oder in der Großen Syrte vor Libyen.
Alle Laichgebiete liegen unterhalb des 40. nördlichen Breitengrades (weiß gestrichelte Linie)

Und für das Management wichtig: Keiner der 54 Thune schwamm in das östliche Mittelmeerbecken. Dies heißt, dass sich die Fische aus dem Atlantik oder die im westlichen und zentralen Mittelmeer nicht mit den Thunen im östlichen Mittelmeer vermischen.

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