Kategorien

Produkte

Skandal um illegalen Thunfisch-Handel reicht bis in Politik Maltas

erstellt am: 14.02.2019 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Blauflossenthun, News

Im Skandal um illegalen Thunfischhandel in Millionenhöhe im Mittelmeer rollen die ersten Köpfe. Die Direktorin des maltesischen Fischereiministeriums, Andreina Fenech Farrugia, wurde vor wenigen Tagen wegen Korruptionsverdachts vorläufig aus ihrem Amt entfernt: Das spanische online Medium „El Confidental“ hatte Abhörprotokolle der spanischen Polizei veröffentlicht, wonach Farrugia von dem Hauptverdächtigen und weltgrößten Thunfischhändler José Fuentes García Geld für die Vermittlung in die Politik verlangt haben soll. Der maltesische Umweltminister José Herrera bestätigte die Suspendierung der Frau.

Die spanischen Behörden hatte mit Unterstützung von Europol eine massive Operation gegen den illegalen Thunfischhandel im Mittelmeer gestartet und 79 Verdächtige verhaftet. Malteser sollen der Fuentes-Gruppe geholfen hat, nicht gemeldeten Thunfisch im Wert von bis zu 25 Millionen Euro einzuführen.

Zu den Hauptverdächtigen in Spanien zählen die Brüder José und Juan Pedro Fuentes García, beide Gesellschafter der Holdinggesellschaft der Grupo Fuentes-Gesellschaften.

Das investigative „El Confidental“ (das auch an der Erstellung der Panama-Papers mitwirkte) zitiert aus Abhörprotokollen, wonach Fenech Farrugia dem Thunfischkönig Fuentes am Telefon sagte: „Ich bin in Bulgarien nur für dich. Du musst mich bezahlen, weil ich ein Treffen mit dem Generaldirektor von Brüssel habe“. Demnach fand das Gespräch am 20. Juni 2018 statt. Damals trafen sich die EU-Fischereichefs unter der Schirmherrschaft der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft.

El Confidencial zufolge zeigen die Dokumente, dass Farrugia und Fuentes „seit Jahren“ zusammenarbeiteten. Dies habe es der Fuentes-Gruppe ermöglicht, mehr Thunfisch einzuführen, als in den maltesischen Mastfarmen deklariert wurde. „Dank ihrer Fähigkeit, das Ministerium zu beeinflussen, hätte Fenech Ferrugia Bestechungsgelder angenommen“, berichtet El Confidencial.

Kamenu Vella mit
EU-Fischereikommissar Karmenu Vella mit der verdächtigen Fenech Farrugia

Fenech Farrugia habe in ihren Gesprächen mit Fuentes García immer ein Telefon mit einer spanischen Nummer benutzt, wenn sie mit Fuentes sprach.

José Fuentes García ist Vizepräsident der Ricardo Fuentes e Hijos Gruppe mit Sitz in Cartagena. Die Fuentes-Gruppe besteht heute aus mehr als 40 Unternehmen in Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Kroatien, Malta, Marokko und Tunesien. Die Gruppe ist der weltgrößte Anbieter von Blauflossenthun und fängt Fische auch in Cádiz, Portugal, Italien und Marokko.

Zur Gruppe gehören zwei maltesische Unternehmen – RF Malta Holding sowie der Mastbetrieb Mare Blu Tuna Farm Ltd. Mare Blu nutzt laut „El Confidental“ Fangboote mit französischer, libyscher, tunesischer und algerischer Flagge, um ihre Käfige in Malta zu füllen. „Gerüchte unter Aktivisten, hochrangigen europäischen Beamten und Geschäftsleuten hatten immer auf Malta als Ort hingewiesen, an dem Thunfisch betrügerisch in den Handel kommt“, heißt es im Bericht. Mare Blu sei berechtigt gewesen, bis zu 3.000 Thunfische zu mästen, habe aber eine Kapazität für 9.000 Thune gehabt.

Fenech Farrugia vertrat 2018 ihr Land bei den Treffen des Fischereisektors im bulgarischen Sofia. Von diesem Posten war sie vom damaligen Umweltminister George Pullicino abgelöst aber 2013 vom neugewählten Parlament wieder eingesetzt worden. Der Parlamentarische Staatssekretär für Fischerei Clint Camilleri erklärte nun, es gebe keine Unterlagen, aus denen hervorgeht, warum sie von ihrem damaligen Fischereidirektor versetzt wurde.

Farrugia war für interessierte Kreise offenbar hilfreich. Sie hatten sich 2017 dafür stark gemacht, dass die Frau Vorsitzende der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) wird. Allerdings erfolglos. Die ICCAT bestimmt die jeweiligen Thunfisch-Fangmengen für ihre Mitgliedstaaten.

Karmenu Vella, der für Umwelt, maritime Angelegenheiten und Fischerei derzeit zuständige EU-Kommissar und Landsmann der Verdächtigen, verurteilte die „Verstöße und Fehlverhalten“, die spanische Behörden in ihrer „Operation Tarantelo“ aufgedeckt hatten. Vella (auf dem Foto unten mit Farrugia) bot jede Unterstützung an, die die zuständigen Behörden benötigen.