Indian Nino: Schlechtes Fischen vor Kenia

Regen heißt aber nicht nur Segen. Bei dem starken Niño von 1997 und 2006 ertranken in Ostafrika hunderte Menschen. Nun trifft ein positiver IOD, der so stark ist wie zuletzt 2006 auf den stärksten Nino seit 20 Jahren.

Jürgen Oeder

Ich bin nun schon mehrfach gefragt worden, warum der El Niño vor Mittelamerika Auswirkungen um den halben Globus bis nach Kenia haben kann? Die Antworten eines Klimatologen haben auch mich überrascht: Die Abschwächung der Passatwinde über dem Ostpazifik bei einem El Niño (oder deren Verstärkung bei einem La Niña) hat über komplexe und noch nicht ganz verstandene Ursachen Folgen auf die Monsunwinde im Indischen Ozean entlang des Äquators.
Diese dann besonders starken oder schwachen Winde führen zu teils erheblichen Unterschieden der Oberflächentemperatur des Wassers zwischen Sumatra (Indonesien) im Osten und der afrikanischen Küste im Westen des Indische Ozeans. Wegen dieser beiden „Pol“ sprechen Wissenschaftler vom Indian Ocean Dipole (IOD).
Bei einem postiven IOD schieben anhaltende, ungewöhnlich starke Winde aus Osten warmes Oberflächenwasser nach Westen an die afrikanische Küste. Deshalb strömt vor Sumatra (Indonesien) kaltes Tiefenwasser auf.  Die Grafik unten zeigt solch einen Zustand im November 1997, als ein besonders starker IOD (und El Niño) herrschte. Die  Wassertemperaturn vor Sumatra  waren deshalb um 4 °C kälter als normal und die die vor Ostafrika um 4 °C wärmer. 

Die Folgen dieses natürlichen Phänomens sind wie auch beim El Niño manchmal verheerend:  Warmes Oberflächenwasser verdunstet und  transportiert dabei viel Energie in die Höhe, die sich in tropischen Wirbelstürmen entlädt:  Ein von El Niño angeheizter Wirbelsturm war Ende Oktober Hurrikan „Patricia“. Er erreichte vor der mexikanischen Küste  den zuvor noch nie gemessenen Spitzenwert von 325 Stundenkilometern. Bei seinem Landgang hatte er „nur“ noch Tempo 270.
Am vergangenen Dienstag wurde nun die (für ihr großen GT und Grouper bekannte)  jemenitische Insel Sokotra von einem Zyklon heimgesucht, der vom Indian Ocean Dipole angetrieben wurde. Der „Chapala“ benannte Sturm fegte mit über 200 Stundenkilometer und schwersten Regenfällen über die Insel.

Erste Bilanz, drei Tote, mehr als 200 Verletzte  und unzählige Menschen obdachlos. Zudem ging der Kontakt zu 30 jemenitischen Boten und einem indischen Schiff verloren. Chapala ging dann in der Region Mukalla/Hadramaut an Land und setzte dort sein Zerstörunsgwerk fort.
 
Die Auswirkungen eines starken IOD  reichen bis tief  in das Hochland Kenias und die Küsten des Roten Meeres: Wenn das Alte Testament von den sieben fetten und sieben mageren Jahren am Nil spricht, sind damit IOD (und Niño/Niña) Vorkommnisse gemeint: Ein stark positiver IOD/Niño bringt in Ostafrika und am Oberlauf des Nils viel Regen und damit fruchtbaren Schlamm als Dünger auf die Felder am Unterlauf.  (Aber Dürre am anderen Ende des Dipols im gesamten südoastasiatischen Raum). Umgekehrt gilt: Ein negativer IOD/Niña sorgt für ausbleibenden Regen und Dürre in Ostafrika und fruchtbaren Regen in Indonesien und Westaustralien.
Regen heißt aber nicht nur Segen. Bei dem starken Niño von 1997 und 2006 ertranken in Ostafrika hunderte Menschen. Nun trifft ein positiver IOD, der so stark ist wie zuletzt  2006 auf den stärksten Nino seit 20 Jahren.
Was das für Auswirkungen auf die „kleine“ Regenzeit nun im November-Dezember in Kenia haben wird? – Das kenianische Wetteramt warnt bereits vor außerordentlich starken Regenfällen und “blitzartigen Überflutungen“ auch entlang der Küste,  und es warnt vor steigender Malaria-Gefahr.
Wer es genauer wissen will: https://www.meteo.go.ke/ranet/Wx/seasonal.pdf
Die Tagetemperaturen liegen derzeit in Malindi bereits bei außerordentlich hohen bei 33 °C. Ich habe heute mit meinem Freund und ehemaligen Skipper der SNOW GOOSE, Andrew Wright gesprochen. Er sagt, das Wasser sei so warm, dass der Segelfisch-Run im Oktober an Malinidi vorbeigegangen ist.
Sails konnten 10 Tage lang im Norden vor Lamu gefangen werden sowie weiter südlich in Mtwapa und Diani, bei den Kingfisher-Booten in Malindi dagegen: lange Gesichter. Aber selbst in Lamu war das Angeln kein Vergelcih zu früheren Jahren. Das Spitzenboot dort, die  SIMBA, freute sich über 8 Segelfische in 7 Tagen ( Ja, sieben!).
Das Malindi International Festival im Oktober war ebenfalls ernüchternd: Das Siegerboot punktete mit Trevally, Thun und Wahoo. Von Segelfisch und Marlin keien Spur. Noch schlechter verlief der Churchill Cup. Dem Angler Phil Revett genügte ein 13 kg schwerer Wahoo für den Sieg.
Andrew zufolge regnet es derzeit in den Bergen des Hochlands bereits jeden Tag heftig. 1997 und  2006 war der Ozean vor Kenia wegen all des Regens bis zu 40 Meilen ins Meer hinaus schmutzig grün. Derzeit nach Kenia? – Eher nicht.

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