Hoch und Tief auf den Azoren – Sao Miguel Ende Sept. 2014

Von Gerhard Nörr

Die Saison auf der Azoreninsel Sao Miguel begann dieses Jahr sehr vielversprechend. Wie die Jahre zuvor wurden bereits Ende April von riesigen Bluefin Tuna in der 300-400 kg Klasse berichtet. Auch von unendlichen Drillzeiten und Abrissen trotz 130er Gerät. Dagegen wurden Bigeyes und Yellowfins in beachtlichen Größen gefangen. Freund und Skipper Peter konnte zudem unseren Thunfisch-Bootsrekord (140 kg) auf der MEA vom letzten mit einem 170 kg schweren Bigeye überbieten. Weiter ging es mit großen Mahi Mahis und extrem vielen Weißen Marlinen.

Was sollte da die Blue Marlin Saison darüber hinaus noch hervorzaubern? Die Frage ist leicht beantwortet: Sehr viel Sturm!

Bis Ende August konnten einige Blues bis 250 kg vor Sao Miguel released werden. Für die Azoren ist das eher mittelmäßig. Die großen Blauen Marline kommen zumeist im September-Oktober. Doch die Stürme der ersten Septemberhälfte brachten alles durcheinander. Die Temperatur des warmen Oberflächenwassers fiel von 25 auf 21 Grad.

Keine optimalen Voraussetzungen, zumindest musste ich Ende September nur 2 Tage bis zur ersten Ausfahrt warten. Die Schönheit der Insel mit ihren vielen Vulkanseen und Ausflugsmöglichkeiten entschädigte aber aufs Neue.

Bei unserer ersten Ausfahrt bekamen wir gegen Ende des Tages unseren ersten Strike: ein strammer Großaugenthun mit geschätzten 110 kg. Bei der 3. Ausfahrt konnten wir dann zwei weitere Bigeyes in der 60-70 kg Klasse landen und einen Blauen Marlin mit geschätzten 200 kg + nach kurzer „Verschnaufpause“ releasen.

Auch wenn die Erwartungen nach der fulminanten Vorsaison etwas größer waren, hatte ich wieder eine phantastische Zeit auf Sao Miguel und komme schnellstmöglich wieder!

Anmerkung der Redaktion
Nicht nur vor Sao Miguel, auch um Faial wurden viele Träume und Hoffnungen auf einen großen Marlin von anhaltend starken Winden verweht. Das könnte womöglich zu einem Dauerzustand werden: Klimatologen zufolge erwärmt sich die Arktis vergleichsweise schneller und stärker als der restliche Nordatlantik. Deshalb ändern sich auch die Windsysteme. Der Jetstream (der in 10 km Höhe mit Geschwindigkeiten von 200-500 km/h über die Nordhalbkugel pfeift) mäandert nun sehr viel stärker in Schleifen nach Süden.

Das hat Auswirkung bis auf die Azoren, die zum Dauerzustand werden könnten, befürchtet Skipper Les Gallagher. Aber so schlimm wird es hoffentlich nicht kommen. Die Kehrseite dieser Medaille zeigt sich derzeit um die Kanaren. Dort wurde und wird (vor allem um La Gomera) noch immer so viel Blauer Marlin gefangen, wie seit langen nicht.

TL
Jürgen

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar