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Fliegenfischen wie Brad Pitt

erstellt am: 10.10.2021 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Reiseziele

„Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ (A River Runs Trough It), an diesen wunderschönen Film um zwei fliegenfischende Brüder muss ich jedes Mal denken, wenn wir – Robert und ich – in dem nicht minder schönen Fluss in den Kalkalpen in Österreich stehen.

An seiner Lieblingsstelle watet Robert dann immer bis zur Brust in das kristallklare Wasser, um die steigenden Regenbogenforellen am andern Ufer mit seiner Trockenfliege zu erreichen. Ich überlasse ihm diesen Platz zumeist und stehe dann etwas weiter oberhalb, am Ende eines schnellen Riesels, das von Steinklammerern (Heptagenia) bevölkert ist und fische eine Etage tiefer mit langschwänzigen Nymphen (GRHE).

Für mich sind diese Tage Balsam für die Seele. Das Fischen in der traumhaften Landschaft ist so schön, dass dabei alle Sorgen und alles Denken vergehen und alle Sinne vereint sind auf die Leine, den Wurf und den Fisch.

Dass wir in diesem Kleinod angeln dürfen, verdanken wir Johannes, dem das Privatwasser gehört. Ihn habe ich vor einigen Jahren beim Big Game Angeln vor Mallorca kennen und schätzen gelernt. Und auf dem Heimweg nach solch glücklichen Tagen frage ich mich dann immer ein wenig wehmütig, ob mir ein weiterer Ausflug im kommenden Jahr noch einmal vergönnt sein wird. 

Wir brauchten auch diesmal nur wenige Muster, wie ein Blick über das Wasser und unter die Steine zeigte.

Beim Steineumdrehen hatten Vivien, der ich die schönen Fotos ver-danke(!), besonders viel Spaß beim Anblick eines Steinklammeres. Aus seinem dunklen Nass gehoben, stellte er sich auf die Hinterbeine und streckte uns seine Klauen entgegen, ganz nach dem Motto „Trau Dich, wenn du kannst!“ Natürlich wurde er vorsichtig zurückgesetzt.

Gefischt haben wir mit Sedges, eine vom Typ „Welshman‘s Button“, die ich mit olivgrauem Seehund Dubbing und dunklem Rehhaar binde. Und dann ging auch noch eine helle Deerhair Sedge mit deutlichen Fühlern – aktiv geführt – ganz gut. Eine der erfolgreichsten Trockenfliegen ist dort die „Royal Coachman“. Ich habe sie seit Jahren als Suchmuster in meiner Dose, aber eigentlich nie wirklich benutzt – bis Robert sie angeknüpft und mich diesmal an einem Mittag damit ausgefischt hat.

In dem schönen Wasser wurde tagsüber diese Coachman mit weißen Kalbshaar-Flügeln unterhalb der Rauschen zum Renner. Gegen Abend übernimmt dann dort ein Rotspinner die Führung, schlank gebunden und mit drei langen Schwanzfäden. Das Muster hatte ich diesmal vergessen, aber die CDC Spent MP 81 von Marc Petitjean war ein guter Ersatz.

Gefangen haben wir Regenbogenforellen. In dem Wasser vermehren sie sich selbstständig seit Jahren und sind unglaublich schön gezeichnet. Wir hatten zudem noch eine einzige sehr schlanke Bachforelle am Haken, aber keine Äschen mehr wie in den Jahren zuvor. Am Kormoran liegt das nicht, der findet durch die beiden Gewässeraufseher und Jäger ein rasches Ende. Gerhard, einer der Aufseher, vermutet die wachsende Population der Gänsesäger als Ursache. Doch wo Gefahr ist, wächst das rettende auch – womöglich sind im kommenden Jahr finale Vergrämungsschüsse möglich.

Nun machen Robert und ich schon wieder Pläne. Mit einem Kanu (Johannes hatte das großzügig erlaubt) sind wir durch völlig unzugängliche Abschnitte gefahren. Das war aber so wackelig, dass ich im Bug auf Roberts Geheiß noch nicht einmal tief einatmen durfte, an Fischen war deshalb nicht zu denken.

Nun reden wir über ein kleines aufblasbares Rafting Boat, wie es die FlyFishers in Montana nutzen. In Johannes Wasser gibt es nämlich einen Canyon in dem die Fische vermutlich noch nie eine künstliche Fliege gesehen haben. Und unten im Staubereich steigen am gegenüberliegenden, unerreichbaren Ufer Ende Juni große, gelbe Ephemera danica….