Kategorien

Produkte

DAIWA SALTIGA DOGFIGHT 7000H

erstellt am: 17.09.2013 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Gerät & Technik

Wolfgang Borchers

Heute einige Ausführungen zu Daiwas neuestem Flaggschiff der Dogfight 7000H. Beim Vorgängermodell, der Z6500H, hatte ich an zwei Rollen schwere Mängel festgestellt, die zum Totalausfall der Rollen führten. So war ich gespannt, die neue 7000H auf den OP-Tisch zu bekommen. Ich musste nicht lange warten: Eine 7000er kam gemeinsam mit der Information, dass der Rotor wie ein Lämmerschwanz wackelt…. Stimmt: Der Rotor bewegte sich rauf und runter um einige Millimeter und mit lautem Klackgeräusch, wie folgende Videosequenz zeigt. Rotorschraube lose? Nein, war fest angezogen. Bei abgenommenen Rotor nichts Ungewöhnliches festzustellen und ihn wieder montiert. Wieder Wackeltest gemacht, nur diesmal nicht am Rotor sondern am Bailarm angefasst. Dann tauchte ein neues Wackelgeräusch auf. Es fühlte sich an, als ob der Arm nicht fest verschraubt war. Schraube angedreht – war fest, rausgedreht und dann gesehen, das das Lager für die Aufnahme viel zu weit ist. Ist das Rotormaterial aus Zaion im Gegensatz zu Alu für das harte Meeresangeln zu weich? Schwer zu sagen, tippe eher auf einen Produktionsfehler. Erschreckend jedenfalls zu sehen, das keine Schrauben mit einem Gewinde von Schlossschrauben im Rotor stecken, sondern solche mit einem Holzschraubengewinde. (hoffe habe das so verständlich ausgedrückt). Wie von Plasterollen bekannt, leiern diese Gewinde leicht aus, wenn die Schrauben auch nur etwas zu fest angezogen werden. Dann wäre ein neuer Rotor fällig…. Dann weiter nach dem wackeligen Rotor geforscht. Unterschiedlich starke Distanzscheiben unter den Rotor gelegt, Rotor wieder angeschraubt und Wackeltests gemacht. Muss passen, kann leider nicht erkennen woran es liegt, sondern nur vermuten: Eventuell am Clutch Ring #46, der nach meiner Meinung etwas zu weit aus die Rücklaufsperre ragt. Wenn ein Ersatzteil vorrätig wäre, hätte ich das Teil step by step eingekürzt. Habe auch kontrolliert ob evtl. eine U-Scheibe darunter liegt, die zu stark aufträgt, aber da ist keine: So bleibt es bei der Vermutung…… Goldene Zierkappen mit Carbonunterscheiben machen optisch viel her Daiwa hat viel für die Optik der Rolle getan. Sieht ja auch wirklich sehr schick aus. So hat man an beide Seiten des Gehäuses Zierkappen angebracht. Ich habe Kappen abgenommen und schon kam das Dilemma an Licht: Eingedrungenes Salzwasser hat an der neuen Rolle nach nur einer Woche Fischen (Ascension Island) für Korrosion an den Unterseiten der Abdeckkappen gesorgt!!! Salzkristalle bis unter die dünne Zierscheibe aus Carbon. Salopp gesagt, das Salz hätte für zwei Frühstückseier gereicht….. Auch stellt sich die Frage, was passiert wenn Salzwasser in den Zierrahmen der Spule eindringt? Öffnen zum Reinigen geht nicht. Ich habe etwas Korrosionsschutzöl darauf geträufelt, welches in Sekunden eingezogen war. Nur: Wo Öl eindringt, sollte das auch kein Hindernis für Salzwasser sein, mit den üblichen negativen Folgen…. Nach Abnahme der Gehäuse-Abdeckkappe sah es darunter nicht besser aus. Salzkristalle und Beginn von Korrosion an der Kappe. Und das trotz Gummidichtung! Danach habe ich auch das Mag Seal (Magnetische Dichtung) zerlegt, das eigentlich dicht halten sollte. Doch Öl war in der ganzen Rücklaufsperre zu sehen. Mag Seal Rücklaufsperre Ob das System der Weisheit letzter Schluss ist, muss mehr als angezweifelt werden. Gut schließende manuelle Dichtungen bewähren sich seit vielen Jahren. Ich habe z.B. noch keine Stella gesehen, bei der Wasser in die Rücklaufsperre eingedrungen ist. Selbst weit über zehn Jahre alte FA und SW waren innen trocken. Es geht also einfacher und jedenfalls servicefreundlicher. Wenn das Öl in dem magnetisch gelagerten System wenigstens da bleiben würde, wo es hingehört. Aber nein: Öl war eingedrungen bis in die Zylinder der Rücklaufsperre und selbst nach oben auf den Verschlussdeckel. Wer die Rolle selbst wartet, sollte unbedingt Handschuhe dabei tragen. Das Öl klebt an den Fingern, wie die Tinte aus Druckern. Ich will ja nicht nur „meckern“ und will auch ein Produkt nicht bewusst schlecht machen. Aber ich schreibe, was ich gesehen habe und habe das entsprechend dokumentiert. Zum Positiven: Die Gehäuse-Schrauben sind im Gegensatz zur Z6500HDF mit blauem Loctite gesichert und lassen sich problemlos lösen. Hat sicherlich ausreichend Reklamationen gegeben. Lötkolben (Tip eines Daiwa-Technikers, die das auch so machen. Nicht aus Deutschland sondern aus dem Ausland) und oder Dremel, um Schraubenköpfe zu schlitzen (auch Notlösung bei Daiwa) werden nicht länger benötigt. Also auch keine neuen Gehäusedeckel mehr kaufen, die bei solchen OPs leicht beschädigt werden können. Positiv ist auch das neue Crosswind Gear. Der Zapfen der in die Steuerkurve des Crosswind Blocks greift, hat nicht mehr die bruchempfindlichen Plastikhülse der Z6500HDF sondern ist massiv. Im oberen Drittel ist ein Ring aus Gummi eingelassen, um Reibungsgeräusche im Crosswind Block zu reduzieren, wie die folgenden drei Bilder zeigen: In meinem letzten Beitrag habe ich das Problem mit der geplatzten Plastikhülse dargestellt und Abhilfe avisiert. Hier ist sie auf folgendem Bild zu sehen: Ein Hülse aus einer salzwasserfestem Messinglegierung, die ein Feinmechaniker für mich herstellt. Leider ist auch an dieser Rolle mit Fett und Öl (wie bei fast allen Herstellern heute üblich) mehr als gegeizt worden. Die Preise für Fett und Öl müssen so extraordinär hoch sein, das man eine Spendenaktion für die notleidende Branche organisieren sollte… Ist es wirklich zu viel verlangt, eine Rolle vernünftig zu schmieren? Noch trauriger bei einer Rolle dieser Preisklasse. Der Käufer ist doch seitens des Herstellers förmlich verpflichtet, vor dem Ersteinsatz nachzuarbeiten, um Korrosionsschäden zu verhindern, aber auch um die Laufkultur zu verbessern. Ein Rechtsstreit darüber, dass eine Rolle in der Garantiezeit nicht selbst geöffnet werden darf und zum Hersteller geschickt werden muss, wäre mehr als hochinteressant. Das nicht nur für Angler sondern besonders für Hersteller. Ein Glück für den Besitzer des oben dargestellten Montagsmodells, dass er sie innerhalb der EU gekauft hat und die Reklamation damit lt. EU-Recht bei Daiwa in Deutschland erfolgen kann. Ich freue mich schon darauf, wenn Alan Hawk die Rolle auf dem OP Tisch hat und mit bekannt spitzer Feder darüber schreibt….. Gruß Wolli