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Angler töten immer mehr Haie

erstellt am: 06.02.2020 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): News, Umwelt

Laut einer internationalen Studie entnehmen und töten wir Angler immer mehr Haie.  In ihrem in „Frontiers in Marine Science“ veröffentlichten Papier erklären die Experten, dass Freizeitangler weltweit fast 1 Million Tonnen Fisch pro Jahr entnehmen. Insgesamt sind diese Freizeitfischfänge von 280.000 Tonnen pro Jahr in den 1950er Jahren auf etwa 900.000 Tonnen Mitte 2010 gestiegen. Von dieser Gesamtmenge entfallen etwa 54.000 Tonnen auf Haie und Rochen!  Besonders groß ist der Anstieg in Ozeanien und Südamerika.

Der Anstieg der Hai- und Rochenfänge durch Hobbyangler ist für die Wissenschaftler besonders beunruhigend, da viele Arten bereits durch die kommerzielle Fischereiindustrie und durch illegale Fischer bedroht sind.

Das Internet ist voll davon: Haie, vom Ufer aus gefangen. Viele davon sind Todeskandidaten.

„Das Problem mit Haien und Rochen ist, dass, selbst wenn sie wieder ins Meer zurückgeworfen (catch-and-release) – nicht alle Individuen überleben“, sagte Daniel Pauly, Mitverfasser der Studie und Hauptforscher der Sea Around Us Initiative am Institut für Ozean und Fischerei der Universität von British Columbia. „Zum Beispiel sterben 98 Prozent der Hammerhaie“, sagt Pauly.

Hammerhaie sind extrem empfindlich und geraten nach einer Drillzeit von nur 20 Minuten bereits in Lebensgefahr: Ihre Muskeln übersäuern schnell und bilden große Mengen an Milchsäure. Sie verstopft die Nieren der Fische und lässt sie, auch wenn sie scheinbar unverletzt davonschwimmen, Tage später sterben. (siehe hier mein Bericht: „Totgedrillt: Viele Haie sterben nach dem Releasen“)

Dies gilt selbst für den robusten Schwarzspitzenhai vor. Er wird vor Florida häufig gefangen. Angler dürfen einen pro Tag entnehmen, alle anderen müssen zurückgesetzt werden. Für einen releasten Hai ist der Überlebenskampf aber damit noch nicht zu Ende. Laut einer Studie des Mote Marine Laboratory in den USA brauchen Schwarzspitzenhaie durchschnittlich elf (!) Stunden, um sich von dem Stress zu erholen. Knapp jeder zehnte Schwarzspitzenhaie schafft es aber nicht und starb innerhalb von zwei Tagen an Übersäuerung des Blutes! (siehe hier: „Sensor misst Überleben von Haien nach Drill)

Lange Drillzeiten sind deshalb für viele Haiarten eine tödliche Bedrohung. Dies gilt vor allem für das in Florida, oder Namibia populäre Haifischangeln vom Strand aus.

Auch allem in Australien ist das Strandangeln auf sehr große Tigerhaie und Hammerhaie beliebt. „Diese großen Tiere sind für die Gesundheit der Population unerlässlich und es ist unwahrscheinlich, dass sie einen lange Kampf und des anschließenden Hinaufziehens am Strand überleben“, sagte Jessica Meeuwig, Mitverfasserin der Studie und Leiterin des Marine Futures Lab an der University of Western Australia. „Angesichts des weltweit bedrohten Status dieser Arten sind solche Praktiken unangemessen“, kritisiert sie.

Einen Schutz der Haie gibt es gleichwohl nicht. Bespiel Westflorida: Dort folgen Hammer- und Tigerhaie den Tarponen bei küstennahen Wanderungen. Statt einer Schonzeit in dieser wenige Wochen umfassenden Periode schreibt der Angelschein für das Fischen auf Hai vom Ufer aus nur vor, dass geschützte Arten nicht entnommen und noch im Wasser (mit bedeckten Kiemen) releast werden müssen. Zu den 27 Arten zählen auch Hammer- und Tigerhaie. Sie dürften nach einem überlangen Drill gleichwohl Todeskandidaten sein.

Quelle: Kátia Meirelles Felizola Freire, et. Al. Estimating Global Catches of Marine Recreational FisheriesFrontiers in Marine Science, 2020; 7 DOI: 10.3389/fmars.2020.00012