Madagaskar: Poppern und Jiggen XXL

Mit Popper und Jig auf Fische jenseits aller Norm? – Solch einen Spot gibt es im äußersten Nordwesten von Madagaskar. Um das Cap d’Ambre und in der Baie du Courrier werden regelmäßig Riff-Giganten wie etwa Giant Trevally jenseits der magischen 50 kg-Grenze gefangen.

„Die Baie du Courier ist unser Jurassic Park“, sagt Nicolas Schaller, Miteigner der Operation „Emeraude Fishing“. Die Bucht, in der einst segelnde Postschiffe bei widrigen Winden Halt machten, erstreckt sich über rund 100 km Länge und ist mit all den Untiefen, Riffen und starken Tidenströmen ein perfekter Lebensraum für große Fische. Und nur mit bestem Gerät hat man eine Chance, sie auch zu fangen.

Verlorene Träume…

Ausgangspunkt der Safaris ist das Hotel „Emeraude“ in Diego-Suarez (auch Antsiranana genannt). Von dort aus starten Nicolas und Philippe Marrone jeweils im Frühjahr und Herbst ihre mehrtägigen Safaris mit einem großen Katamaran. Er dient mit seinen 4 Doppelkabinen aber nur zum Schlafen sowie den Mahlzeiten der Angler und wird in einer windstillen Ecke verankert. Gefischt wird dann auf zwei 10 m langen Center Console-Booten mit meist 4 Anglern an Bord.

Frühmorgens, am späten Nachmittag oder abends bei Flut beißen große GTs am besten auf Popper. „Groß“ heißt hier wirklich groß: So fing der französische Gast Cyril Mougeot an einem Tag ein Dutzend GTs zwischen 30-40 kg, dann sein Highlight: ein Fisch mit über 50 kg! In derselben Woche konnte ein weiterer GT mit 55 kg releast, und dann das Highlight: Einen 62 kg schwerer GT, der den Popper 3 m vor dem Boot genommen hatte… 

Der GT- „Hausrekord“ liegt übrigens bei 63 kg. Die Crew legt großen Wert darauf, die empfindlichen GT so schonend wie möglich zu behandeln: An Bord werden sie sofort per Wasserschlauch beatmet, gewogen, markiert und nach einem schnellen Foto zurückgesetzt. Das zahlt sich aus. Etliche Fische mit bis zu 56 kg wurden bereits ein zweites Mal gefangen.

Aber auch beim Jiggen werden beeindruckende Fische gefangen. GTs bis zu 60 kg, Napoleon-Fische mit rund 50 kg und 72 kg schwere Dogtooth Tuna sowie Grouper mit bis zu 120 kg!

Wie alle Paradiese hat aber auch dieses ein Manko: Der Wind bläst manchmal zu heftig. Deshalb ist die Angelsaison an der Westküste beschränkt auf die Monate April-Juni, sowie September-November. – Vor der Nordostküste sind auch Tagesfahrten zum Poppern und Jiggen möglich. Geangelt wird dort (auf nicht ganz so große Fische) von Dezember bis Ende März.

Erfolgreich beim Poppern ist neben den Standards wie dem Halco Roosta ist auch der Amegari Urpekari, er verursacht bei kurzen Schlägen eine weithin sichtbare Blasenspur und fängt vor allem auch in flacherem Wasser.

Weitere Infos:

Bei Nicolas Schaller, er spricht perfekt Englisch

Mail: hotelemeraude@yahoo.fr

Web:  www.emeraudefishing.com

Und hier nun noch einige weitere Impressionen:

Welcher Snapper: Flame, Ruby oder Rusty Jobfish?

Beim Jiggen in größeren Tiefen fangen wir immer wieder rötlich gefärbte Snapper, die sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlichsehen. Doch ob es sich um einen Flame Snapper, Ruby Snapper oder Rusty Jobfish handelt, zeigt ein zweiter Blick auf die Form der Rücken- und Schwanzflossen. Ich stelle die drei Arten mit ihren Erkennungszeichen hier kurz vor.

Flame Snapper (Etelis coruscans)

Der Fisch kommt im gesamten Indo-Pazifik von der afrikanischen Ostküste bis nach Japan und Hawaii vor. Er hat deshalb entsprechend viele Namen. Einer davon lautet „Deepwater Longtail Red Snapper“ und weist schon auf ein besonderes Merkmal dieser Art hin: Die Schwanzflosse des Flame Snappers ist sehr tief gegabelt. Der obere Teil der Schwanzflosse ist bei erwachsenen Fischen extrem lang und endet in einem fadenförmigen Strahl. Vom Rusty Jobfish unterscheidet er sich (ebenso wie der Ruby Snapper) auch durch seine in der Mitte geteilte Rückenflosse. Weiteres Detail: Beim Ruby Snapper ist der letzte Strahl der Rückenflosse länger als der vorletzte Strahl.

Flame Snapper werden bis 120 cm lang, üblich sind Größen um 50 cm. Der langlebige und langsam wachsende Fisch lebt in Tiefen von 100 bis 400 m. Der Fisch hat nicht nur in Japan und Hawaii wegen seines delikaten Geschmacks einen hohen Handelswert.

Ruby Snapper (Etelis carbunculus)

Der wegen seiner leuchtend rubinroten Färbung Ruby Snapper genannte Fisch ist im Indo-Pazifik ebenfalls weit verbreitet und kommt vom Roten Meer, der ostafrikanischen Küste über Australien bis Hawaii und Japan vor. Die Schwanzflosse des Ruby Snappers ist tief gegabelt, aber im Gegensatz zum Flame Snapper symmetrisch, die beiden Lappen sind vergleichsweise kurz. Die Rückenflosse des Ruby Snappers ist in der Mitte am Übergang vom stacheligen zum weichen Teil deutlich eingekerbt. Daran kann er von dem Rusty Jobfish unterschieden werden. Dessen Rückenflosse fällt vom dritten Flossenstrahl an relativ gleichmäßig zum Schwanz hin ab.

Ruby Snapper leben über felsigem Grund in Tiefen von 90 bis über 300 m. Sie werde bis etwa 30 kg schwer und gelten als wichtige Speisefische. Ältere Exemplare sind allerdings stark mit Schwermetallen belastet.

Rusty Jobfish (Aphareus rutilans)

Der Rusty Jobfish teilt das Verbreitungsgebiet der beiden andere Arten von Ostafrika über Australien bis Japan und Hawaii. Die Farbe des Fisches changiert von Rot über helles Blaugrau bis Malvenfarben.

Die Rückenflosse fällt vom dritten Flossenstrahl an gleichmäßig zum Schwanz hin ab und zeigt keine abrupten Einbuchtungen oder Erhebungen wie bei anderen Snapper-Arten. Rücken- und Afterflosse enden in jeweils einem langen Strahl, beim Ruby Snapper ist das nicht der Fall.

Der erste Kiemenbogen des Rusty Jobfish’ ist häufig mit einer silbernen Schicht bedeckt. Der Fisch lebt über Korallen und Felsen in Tiefen von 100 m und mehr. Er wird bis 1,1 m lang und 13 kg schwer.

Schöner Schwertfisch vor Jezerea

Skipper Ivan Babic hat einen 80 kg schweren Schwertfisch vor Jezera/Kroatien gefangen!  Weil das Angeln auf Thun schwierig geworden war, entschied sich Ivan mit Gästen auf seiner 9 m langen „Calypso“ zum Driftfischen auf Schwertfisch an der Kante des 200 m tiefen „Lochs“ südlich der Insel Zirje. Eine gute Entscheidung. In 140 m Tiefe kam der Biss auf eine tote Makrele, die er als Köder angeboten hatte. Nicht nur seine Gäste freuten sich, Ivan hat eine Lizenz zum Entnehmen von Schwertfischen…

Thune satt vor Istrien

Skipper Marc Inoue berichtet von glücklichen Kunden und großen Thunen vor Istrien (Kroatien). An seinem besten Tag fing er 8 Bluefins in 2,5 Stunden. Sein Trick: Er setzt sich hinter einen Schleppnetz-Trawler und zeigen sich dann Thune auf dem Fishfinder, werden sie mit angefütterten Sardinen hochgelockt. Marcs größter Thun war 21,16 m lang und wog 164 kg.
Kontakt: ohanafishing.com

Dicke Fische am Ebro-Delta

Die Zwischenbilanz am Ebro-Delta ist laut Skipper Ron Nieuweboer hervorragend. Vor allem Spinnfischer kamen auf ihre Kosten. Von April/Mai bis August gingen kampfstrake Bluefins an Popper und Stickbait. Zudem war die Saison (April-Mitte Juli) auf Little Tunnies spitze. Bis zu 18 Fische am Tag mit Gewichten von 8-15 kg lieferten harte Kämpfe.

Zudem wurden Große Gabelmakrelen (Palometa) bis 35 kg gefangen und im Fluss unzählige Bluefish an leichten Spinnruten. Beim Driften auf große Blufins an den Mastkäfigen fingen Rons Kunden allein im Juli innerhalb von 2 Wochen rund 5 Tonnen Fisch! Der bislang schwerste Thun dieser Saison wog geschätzt an die 300 kg! – Kontakt:  sportfishingspain.com  

Winterfischen – mit Familienanschluss

Auf Amberjack vor Kroatien

Winterfischen vor Kroatien. – Ich hatte das 2013 schon einmal versucht. Damals waren 30 Boote auf dem Wasser vor Zirje, dazwischen die Polizei und ein Ausflugsdampfer mit Dutzenden Anglern, die von zwei übereinander liegenden Decks aus Chaos produzierten. Wir blieben natürlich Schneider.

Sechs Jahre später war ich wieder im Winter wieder dort, auf der Insel Zirje. Im Winter heißt: Struppige Katzen, kaum Menschen, eine kleine warme Küche mit bestem Essen, dicke Fische, ein Postauto, das mich zum Boot bringt und mit dem Vermieter Naser im Duett „Sur le pont d‘Avignon“ singend, bis ich vor Lachen nicht mehr konnte. Das war mein Trip auf die Kroaten-Insel in kurzen Worten. Und dann war da noch ein neuer, leuchtender Shooting Star auf meinem Ranking der besten Skipper. Damir Brajcovic heißt er, und den Namen sollte sich merken, wer je von Sibenik aus fischen will.

Der groß gewachsene Damir, der mit seinem melierten Vollbart ein wenig an die U-Bootfahrer im Film „Das Boot“ erinnert, hatte mich vom Flughafen in Split abgeholt. Nach einem Zwischenstopp im Supermarkt ging es dann in Sibenik auf sein Boot, die rund 8 m lange CRNI TIC (Thunfischvogel).

In von Blitzen zerrissener Dunkelheit eines noch fernen Gewitters setzten wir dann 12 Seemeilen über nach Zirje, zum „Haupt“- und Fährort Muna im Norden der etwa 12 km langen Insel.

Patrick wollte mich zuerst in einem kleinen abgelegenen und im Winter eigentlich geschlossenen Gasthaus im Nordwesten der Insel unterbringen, aber nachdem Damir gehört hatte, dass ich Schlafapnoe habe und nachts für mein cPap-Gerät auf Strom angewiesen bin, hatte er entschieden „No way!“ Strom gebe es dort nur aus dem Aggregat und nachts manchmal auch nicht. Dieses Risiko gehe er nicht ein. So brachte mich Damir dann im Muna unter, bei Hausherrn Naser und seiner Frau, der Postlerin Nada.

Sie begrüßten uns am Montagabend mit luftgetrocknetem Schinken, selbstgebranntem Apfelschnaps und jede Menge warmer Pfannkuchen. „Hier bin ich richtig!“, dachte ich und wurde in einem vom Hausherrn Naser „Studio“ genannten, perfekt ausgestatteten Appartement untergebracht: Selbst Hausschuhe standen vor dem französischen Bett und auch mein kleiner, vorsorglich mitgebrachter Reisewasserkocher für den ersten Kaffee war überflüssig.

Dass Damir auf der Südseite der Insel in einer Bucht ankerte und dort morgens auf mich wartete (wir waren von dort innerhalb 6 Minuten am Spot!), war kein Problem. Nada, packte mich am ersten Tag um 7.00 Uhr in ihr Postauto und lieferte mich zehn Minuten später in einer stillen Bucht ab: XXL-Paket, Expresszustellung! Das hatte ich in meiner langen Anglerkarriere auch noch nicht erlebt!

Damir hatte am Abend zuvor und in der Morgendämmerung Kalmare gefangen, darunter einen Prachtkerl mit gut einem Kilogramm Gewicht. „Die großen fangen Amberjacks, die kleinen nicht so gut“, hatte mir Damir erklärt. Nachdem ich mich dann beim Jiggen an einem 400 gr schweren Gummifisch, einem „Kveitejig“ erst einmal warm- und abgearbeitet hatte, war ich insgeheim dankbar, als Damir den großen Kalmar an das 7 m lange Fluorocarbon-Vorfach riggte. Davor kamen nochmals 7 m Topshot (auch aus Fluorocarbon) und ein 750 g schweres Schleppblei an einem 1,5 m langen Stück Mono. Damir schleppte den Kalmar dann in 80-100 m Tiefe, etwa 10 m über Grund.

Der „Aquantic Kveitejig“ vom deutschen Händler Sänger ist eigentlich für norwegischen Heilbutt entwickelt, fängt aber vor allem in blau und schnell geführt noch ganz gut Amberjacks. Allerdings muss der lange Haken abgezwickt und durch zwei Assisthooks – je einer oben und unten an kurzem Vorfach ersetzt werden.

Auf glänzend bunte Speedjigs fallen die Fische nicht mehr rein, sagt Damir. Nicht weil sie dazu lernen, dazu fehle ihnen der Verstand. Aber weil die gierigen und unvorsichtigen in den vergangenen 7 Jahren immer wieder weggefangen wurden, hätten immer mehr der vorsichtigen, misstrauischen Fische ihre Gene weitergegeben. Der Kveitejig sei nun einer der wenigen Kunstköder, die noch blieben, und das auch nur, wenn Amberjacks in Gruppen zusammenstehen. – Während meiner Angeltage war das nicht der Fall und der Kveitejig hatte auch bei anderen Anglern in den beiden Wochen zuvor kaum Erfolg gebracht. „Die größeren Schulen bilden sich erst Anfang Februar“, meinte Damir.“

Der große Kalmar überlebte dann keine Stunde. Ein vehementer Biss an der PE 3-5 Jigrute von Graphite Expert und der rund zehnminütige Drill an der Stella wurde für mich Genuss pur. 19 kg schätzte Damir dann den Fisch, der später 20,3 kg auf die Waage brachte. Ich freute mich sehr, mein letzter Drill eines Amberjacks, gefangen auf der North Kenya Bank, lag immerhin 7 Jahre zurück.

Nun hatten wir nur noch Kalmare in der 400 gr. Klasse. „Das wird jetzt zäh“, dachte ich – und bekam große Augen, als Damir das Vorfach austauschte gegen eines mit 6 Haken, 5 davon waren verschiebbar: Er montierte daran einfach zwei Kalmare unmittelbar hintereinander. „Das verlockt sie eher zum Biss als nur ein einzelner“, sagt er.

Ich war verblüfft! Aber wenn man vom studierten Diplomökonomen umsattelt auf Berufsfischer und davon seit 7 Jahren eine Familie ernähren kann, dann muss man offenbar auch solche Tricks draufhaben.

Dass solch eine Kombi fängt, erwies sich dann am frühen Nachmittag. Wieder ein Biss, wieder schnellstes Kurbeln, um den Schnurbogen des Trollingbleis einzuholen und dann der Anhieb. Doch dieser Fisch verhielt sich seltsam. „Das ist kein Amberjack“, sagte Damir – und behielt Recht. Ein etwa 1,5 m langer Hai hatte den Köder geschluckt. Damir machte schnell ein Foto von der Unterseite des Kopfes und schickte es einem befreundeten Berufsfischer: „Ein kapitaler Glatthai, die sind häufig, schmecken gut, und den dürfen wir entnehmen“ war die Antwort.

Und stimmt: Abends briet Nada ‚shark-snitzel‘ für uns beide und Kottelet für Naser, der keinen Fisch isst. Das Haifischfleisch war sehr zart und frei von jeglichem Eigengeschmack. Sie hatte es zuvor in Milch eingelegt. Gleichwohl habe ich mit Damir vereinbart, dass die nächsten gehakten Haie nicht getötet werden. Ich mag Haie lieber lebend.

Am 2. Angeltag drehte dann der Wind auf Süd (Yugo) und kurze steile Wellen – auch in meinem Magen – machten das Fischen draußen unangenehm. Wir fischten deshalb unter Land auf Dentex. Eine interessante Erfahrung: Damir stand im Heck, in der linken Hand die Schlepprute, in der rechten die Fernbedienung für den elektrischen MinKota eMotor am Bug des Bootes und den Blick konzentriert auf die Tiefenlinien des Sonars gerichtet.

So schleppten wird dann einen kleinen Kalmar und hatten auch einen Biss. Statt des erhofften Dentex‘ hatte sich aber ein kapitales Petermännchen den Kalmar geschnappt.

An diesem Tag hatten auch die anderen Boote in der Gegend keinen Erfolg: Der Wind war der Vorbote eines Sturmes (erst Yugo dann Bura), der mich dann 2 Tage an Land hielt.

Die Zwangspause brachte mir aber auch sehr nette Erlebnisse. „Wir machen Ausflug“, sagte Naser und schon waren wir unterwegs in seinem kleinen Citroen ohne Nummernschild. Kaum eines all der auf die Sommersaison wartenden (und in der salzigen Luft leise vor sich hin rostenden) Autos hat ein Nummernschild. „Das braucht niemand hier. Ich habe in vielen Jahren erst zweimal Strafe bezahlt“, lachte Naser. Am Straßenrand stehen deshalb Autos  in jeglich denkbarem Zustand – von völligem Schrott, den niemand entsorgt (wohin auch?), über Klapperkisten die noch fahren, bis hin zu Autos, die einigermaßen gut aussahen.

Naser brachte mich auf eine Anhöhe und zeigte mir stolz eine kleine, von der Kirche aufgegebene Kapelle, die er trotzdem in Schuss hält. Ich frage ihn nach seiner Religion, da sein Name für mich muslimisch klingt. „Ja“, sagt er, „ich bin Mischung“. Der Vater war ein muslimischer Bosnier, der sich offenbar bei der Namensgebung durchgesetzt hat, die Mutter, eine kroatische Christin, gab ihm den Glauben. Die Kapelle hatte Naser mit Heiligenbildern, Devotionalien und Kruzifixen geschmückt. „Ob Kirche oder Muschel, alle gleich“, sagt er. „Muschel? Naser???“ Er stutzt. „Wie sagt man? – Ah. Moschee!!!“, entfährt es ihm. Er muss wieder lachen.

Zurück im Auto erzählt der 60-Jährige, dass er Deutsch in der Schule gelernt hat und auch Französisch: „Sehr schöne Wörter wie Melodie. Aber vergessen“, sagt er. „Du sprichst auch?“ – Ich nicke, und stimmt er an: „Sur le pont d’Avignon on y dance on y dance…“, und ich singe mit.  Zu absurd: Ich singe mit einem aus seiner Heimat im Krieg vertriebenen Bosnier im Nirgendwo auf einer kroatischen Insel ein französisches Volkslied in schrägen Tönen, weil ich überhaupt nicht singen kann – und fühle mich dabei pudelwohl!

Weiter geht’s. Ein alter Mensch auf der Straße. Naser hupt freundlich zum Gruß und stoppt für ein kurzes Schwätzchen. Nur noch etwa 80 Menschen leben auf der Insel. „Jeder kennt jeden“, sagt er. Nada, seine Frau ist mit 55 Jahren die zweitjüngste. Eine ist unter 50 Jahre, „die Altenpflegerin“, erklärt mir Naser.

Die Fahrt führt uns zu einem Aussichtspunkt mit Rundumblick. “Dort liegt Sibenik“, sagt Naser. Auf dem Geländer vor mir sind die üblichen Angaben eingraviert, „New York, 7000 km“, heißt es etwa. Ein wenig rechts davon weist die Richtung auf den „Sonnenuntergang am 22.Juni“. Ich schaue dorthin ins Ungefähre aufs offene Meer… „Aha“, denke ich. – Das Gemäuer einer alten Burgruine beäugen wir aus der Ferne. Damit sind die Sehenswürdigkeiten abgehakt.

Beim Gang durch die leeren Straßen sehe ich Katzen, viele, von kleiner Statur mit dickem Winterpelz. Die Mülltonnen sind ihr Revier. Ansonsten fällt mir die Stille auf. Es ist die Stille der fehlenden Menschen.

Am Tag nach den Stürmen war das Wasser von dem erneut drehenden Wind noch kabbelig, aber fischbar. Den Amberjacks, die wir auf dem Sonar sahen, war aber das Maul vernagelt.

„Das liegt vermutlich an den schweren Gewittern in der Nacht“, erklärte mir Damir: Die Fische würden durch die starken, hellen Blitze extrem irritiert und seien auch am Tag danach noch sehr nervös. Bei Thunfischen in den Mastfarmen komme es dann vor, dass die Bluefins bei Gewitter in Panik in die Netze rasten und etliche Fische verendeten. Ein kleiner Dentex mit knapp 2 kg Gewicht erbarmte sich dann aber doch und wurde von Nada mit glänzenden Augen in Empfang genommen.

Am Tag darauf, ein Sonntag, war dann Kaiserwetter: Strahlender Sonnenschein, wenig Wind und eine ruhige See. Drei Amberjacks, mit 17 kg, 25 kg und rund 30 kg hatten wir bis nachmittags an Bord – und waren das einzige von 7 weiteren Booten, das an diesem Tag fing!

Ein Zufall war das nicht: Zwei der Boote fuhren für einige Zeit neben uns her und Damir, ein überaus fairer Angler, gab ihnen noch Tipps, wie etwa mit einem Kalmar-Tandem zu fischen. Was Damir neben seiner intimen Kenntnis der Fangplätze und bester Angeltechnik aber zum erfolgreichen Skipper macht, ist auch sein eMotor, mit dem er das Boot lautlos über die Fische steuert. „Sie reagieren mittlerweile auch empfindlich auf Lärm“, sagt Damir.

Gefischt wird auf Amberjacks relativ schwer, um die Fische unmittelbar nach dem Biss vom Riff wegzubekommen. Das gelingt nicht immer. Skipper Ivo hatte am Tag meiner Ankunft einen etwa 50 kg schweren Amberjack verloren, der unaufhaltbar zwischen die Steine zog und Sieger blieb. Die beste Zeit? Amberjacks beißen: wenn der Wind auffrischt, eine Stunde vor Ebbe in der Morgen- oder Abenddämmerung, in der Zeit nach Neumond bis Vollmond. Die Tage um Neumond und danach sind nicht so gut. An diese Regel halten sie sich aber nicht immer…

Gelernt habe ich viel in diesen Tagen. Unter anderem, dass Tintenfisch fangen eine Kunst für sich ist. Etwa das Schleppen mit großen Squid-Wobblern. Damir hat dazu eine Handleine aus starkem Mono mit vielen Bleioliven beschwert.

Er schleppt daran zwei der Wobbler mit etwa 2,4 Knoten Geschwindigkeit, 40 m hinter dem Boot, 12-13 m tief und etwa 1,5 m über dem Grund. Am erfolgreichsten ist das ab 60% Mondlicht, egal ob zu- oder abnehmend (in der Vollmondnacht auf Montag fing Damir über 20 kg Kalmar!). In mondlosen Nächten macht dieses Trolling aber keinen Sinn: „Dann hängt grün leuchtendes Plankton an der Schnur und die Kalmare beißen nicht“, sagt er. Damir fischt dann driftend und lockt Kalmare mit Licht unters Boot.

Mir hat diese Woche viele neue Eindrücke und Erfahrungen gebracht, und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. An Land beim freundlichen Naser und Nada, die mich in der kleinen Küche jeden Abend köstlich bekochte.

Und ich fühlte mich auch auf stürmischer See gut aufgehoben bei Damir, der ein hervorragender Skipper ist. Mit ihm kann man an Bord auch gute Gespräche führen und gute Musik hören. Für mich steht fest: Mit Damir und der Winterfischerei hat sich nun ein Juwel aufgetan, dessen Glitzern ein hohes Suchtpotenzial hat. Zumindest für mich…

Kontakt:

www.tunabird.eu

Russland: 50 Riesen-Trawler sollen Gewässer vor Westafrika plündern

Angeln vor Kanaren bedroht

Russland plant die Stationierung von 50 riesigen Fisch-Trawlern vor Westafrika. Die „größte Aktion seit Jahrzehnten sei bereits gestartet und wird vor allem auch die Gewässer vor den Kanaren betreffen, wie die „Mallorca Zeitung“ nun berichtet. Demnach stachen zwei Fischereiforschungsschiffe im Auftrag der russischen Fischereibehörde Rosrybolovstvo am 21. August in Kaliningrad in See. Der Landwirtschaftsminister Russlands, Dmitri Patruschew, begleitete den Beginn der Expedition, heißt es unter Berufung auf die russische Nachrichtenagentur TASS.

Die beiden Schiffe sollen nun die verschiedenen Fischbestände Marokko bis nach Sierra Leone erkunden. Analysiert werden dabei die Gewässer vor Mauretanien, Nigeria, Kamerun, Gabun, Äquatorialguinea, der Republik Kongo, Angola und vermutlich auch den Kapverdischen Inseln. Mit Sonar und Schleppnetzen wird geprüft, wo sich in dem Gebiet die Fischerei in großem Stil lohnt. Dies betreffe pelagische Arten ebenso, wie Grundfiche, Garnelen und andere biologischen Ressourcen. Es ist die größte Aktion zur Analyse und Überwachung der Fischbestände vor den Kanaren und Afrika seit Jahrzehnten, heißt es in dem Bericht

Courtesy: Mallorca Zeitung

Russland will vor den Kanaren in großem Stil fischen

Ist die Exploration abgeschlossen, wird Russland dann bis 2030 eine Fangflotte 50 sehr großen Trawlern vor Westafrika und den Kanaren in Dienst stellen. Von welchen Küstenstaaten aus operiert werden soll, ist noch nicht bekannt.

Russland will damit zur einstigen Größe als Fischfangnation zurückfinden. Dem weiteren Bericht zufolge sieht Russlands Präsident Wladimir Putin in der Afrika-Expedition humanitäre Hintergründe. Auf der Website des Kremls erklärte Putin: “Die Forschungen der russischen Spezialisten werden dazu beitragen, die Effizienz der Fischerei unserer afrikanischen Partner zu erhöhen, was wiederum der Ernährungssicherheit des afrikanischen Kontinents dient.” – Gelebte Nächstenliebe also? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Das neue Buch: Angeln im Mittelmeer

Eigentlich wollte ich den Vertrieb meines ersten Buches zum Angeln im Mittelmeer nur an einen Verlag abgegeben, weil mir der Verkauf über Amazon zu stressig geworden ist. Der auf Angelbücher spezialisiere Müller Rüschlikon Verlag hatte sofort Interesse, wünschte sich aber eine Aktualisierung. Klar, das war auch aus meiner Sicht notwendig. Und nun ist einen schöneres, größeres, umfangreicheres und um weitere Angeltechniken ergänztes neues Buch daraus geworden. Mit schickem Layout, 240 Seiten stark. Dass meine Lektorin auf dem Untertitel „Der ultimative Ratgeber“ bestand, bedrückt mich noch immer ein wenig. Aber ich muss zugeben, ich bin ein bisschen stolz auf das neue Buch.

Was euch darin erwartet, sind konkrete Tipps zu Angelrevieren und alle Techniken, die im Mittelmer zum Fisch führen. Dies gilt für Urlauber, die mit der leichten Spinnrute mal Spaß haben wollen, ebenso wie für all jene, die es gezielt auf „Dickfisch“ vom Thun bis hin zur Bernsteinmakrele (Amberjack) oder der Große Gabelmakrele (Palometa, Leerfish) abgesehen haben.

Wenn man weiß, wo, wie und wann (das wird im Buch detailliert beschrieben), kann man auch im Mittelmeer Sternstunden erleben.

Das Foto oben ist nur ein Beispiel von vielen. Diesen tollen Amberjack fing ich in der Adria. Hier im Blog findet ihr den Beitrag dazu; „Winterangeln mit Familienanschluss“. Es geht aber auch ohne solch einen Anschluss, etwa ab September vor Mallorca. Die Fische dort können groß sein. 51 kg wog der schwerste, der an Bord der „Mad Max“ von Skipper Vince Riera gefangen wurde.

Wer es etwas leichter mag, ist am Ebro-Delta gut aufgehoben, etwa beim Spinnfischen auf Blauflossenthune in der 30-40 kg Klasse, oder Little Tunny, bis hin zum Trolling auf kampfstarke Palometa.

Das neue Buch richtet sich also an alle Angler auf der Suche nach ihrem jeweiligen Wunschfisch. Und selbst angelunerfahrene Segler kommen hier auf ihre Kosten! In einem eigenen Kapitel wird im Detail erklärt, wie sie mit wenig Kosten ihre Bordküche bereichern können.

Das Buch bekommt ihr hier im Shop EU-weit versandkostenfrei und auf euren Wunsch auch gerne mit einer individuellen Widmung von mir. Schickt mir dazu bitte einfach eine Mail. Unten haben ich noch die Seiten mit der Inhaltsangabe angefügt. – Und nun viel Spaß beim Lesen

Euer Jürgen

Rot, Grün, Blau? – Ich schau dir in die Augen Großer

Im Marlin Magazine ist 2018 ein Artikel erschienen, der sich mit dem Sehvermögen von Marlinen befasst. (https://www.marlinmag.com/do-marlin-see-color?cmpid=enews0314189)

Nun ja: Ein Capt. Skip Smith berichtet da, dass Marline, die er in rund 30 m Wassertiefe auf dem Soanr sieht, meist sofort hochkommen und ein Lure nehmen. Damit ist für ihn die „sharp vision“ der Fische schon mal abschließend geklärt. Dass sie vielleicht erst einmal vom großen weißen Schaumteppich hinter den Booten nach oben gelockt werden, weil die ja im reflektieren Licht wie ein Schwarm Beutefische aussehen könnten, oder dass Marline vom Lärm der Motoren und Schrauben angelockt werden, das erörtert der Skipper nicht.

Noch einfacher macht er es sich dann beim Farbsehen. Zitat:
“What colors do they (marlin) see? What I see on the boats fishing around me, it must be red squid and black mudflaps, because that’s about all I see hanging from the outriggers of the boats around me. For the surface teasers, you usually have one red and one green squid chain on each side of the boat.”

Die Aussage ließ mich doch so sehr den Kopf schütteln, dass ich nun einen früheren Artikel aus meinem Archiv gezogen habe  und hier recyceln möchte. Um das Fazit vorwegzunehmen: Marline sehen zwar Farben, aber nur manche und anders als wir. Vor allem Rot sehen sie nicht. Ein Lure, das im Kontrast der Sonne an der Wasseroberfläche seine Bahn zieht, sieht für den Marlin von unten zunächst „schwarz“ aus. Marlin-Skipper mit jahrelanger Erfahrung setzen deshalb auch auf den Kontrast  und das Laufverhalten der Lures. Farben sind Verkaufspsychologie der Hersteller – kaum mehr.

Und nun zu dem Papier von einst:
Die Schwertträger haben unter allen Fischen mit die größten Augen und ein Großteil ihres Gehirns dient zur Verarbeitung visueller Reize. Weil zudem die Augen mit wachsender Körpergröße ebenfalls größer werden (und der Augendurchmesser bei einem bis zu 4,50 m langen Schwertfisch dann etwa 19 cm betragen kann), ist die Vermutung nicht abwegig, dass Schwertträger zuallererst Augenjäger sind. Für diese These spricht auch, dass Marline und Schwertfische einen Teil ihrer Augenmuskeln als „Heizung“ verwenden, damit auch noch in kälteren, tieferen Wasserschichten bei einer Betriebstemperatur von 20-25 Grad Celsius die volle Sehkraft gewährleistet ist.

Was sehen die Marline, wenn sie ihre großen Augen auf die bunten Skirts (Schürzen) an unseren Marlin-Lures richten? Darauf hat die Wissenschaft Antworten. Doch um die interpretieren zu können, muss hier ein kleiner Exkurs über die Grundlagen des Sehens vorangestellt werden:

Farbe ist nichts als eine optische Erscheinung, ein durch das Auge dem Gehirn vermittelter Sinneseindruck. Alle Gegenstände in der Natur sind an sich farblos. Ihr farbiges Aussehen erhalten sie erst durch auftreffende und reflektierte Lichtstrahlen. Wie diese Farben als Sinneseindruck etwa von Mensch, Maus oder Marlin wahrgenommen werden, hängt davon ab, über wie viele Sensortypen für unterschiedliche Wellenlängen das jeweilige Auge verfügt.

„Bunt“ sehen können wir, weil im menschlichen Auge (neben den 120 Millionen stäbchenförmigen Zellen für das nächtliche Hell-Dunkel-Sehen) mehr als sechs Millionen zäpfchenförmige Zellen eingelagert sind, die beim Sehen am Tage zum Einsatz kommen. Diese Zapfen nehmen die drei Grundfarben Blau, Grün und Rot wahr, die zusammen wiederum „weißes“ Licht ergeben.

Das kombinierte Reizsignal der drei Sehpigmente ergibt unser Farbempfinden: Ein Blätterwald erscheint für uns grün, weil das Blatt alle Strahlung bis auf den grünen Anteil verschluckt. Ein gleich starkes Reizsignal auf die Rezeptoren für Grün und jene für Rot ergeben für uns im Gehirn die Farbempfindung Gelb (siehe oben). Nach diesem Prinzip der Addition sehen wir „weißes Licht“, wenn alle Wellenlängen des sichtbaren Lichts (zwischen 380 nm  und 780 nm) gleich stark strahlen.


Menschen und viele andere Primaten können sehr gut Farben sehen, weil es für ihre Vorfahren überlebenswichtig war, in einem grünen Blätterwald reife, rote oder gelbe Früchte entdecken und von grünen Früchten unterscheiden zu können.

Wenn es in der Natur auch beim Farbe-Sehen ums Überleben geht, warum haben dann etwa Mäuse, Hasen, Rehe oder Antilopen kein grünes Fell, um sich vor ihren Feinden, den Raubkatzen, besser verstecken zu können? Ganz einfach: Katzen sind nachtaktive Räuber mit extrem gutem Dämmerungssehen. Doch weil nachts nicht nur Katzen, sondern mangels „Licht“ alles grau erscheint, brauchen Katzen zum Überleben keine Sehpigmente – meint die sparsame Mutter Natur – und deshalb sind Katzen farbenblind und fangen trotzdem Mäuse!

Dem Mäuschen ist sein sprichwörtliches mausgraues Fell zumindest gegenüber Katzen eine gewisse Tarnung. Aber sie und selbst „mucksmäuschenstilles Sitzen“ in völliger Dunkelheit reichen nicht weit: Klapperschlangen können im Gegensatz zu uns auch langwellige infrarote Strahlung sehen: Die Wärme, die die Maus abstrahlt, leuchtet der Schlange den Weg. Und tagsüber? Da schwebt der Tod über dem Mäuslein in Form eines Bussards. Auch er sieht mehr als der Mensch: Er kann das von der Sonne kommende, energiereiche ultraviolette Licht wahrnehmen, das besonders stark und „hell“ von Mäuseurin reflektiert wird. – Ein Raubvogel, der über einer Wiese auf der Stelle rüttelt, hat denn meist auch noch keine Maus im Visier sondern zuallererst das Mäuseklo – und wo das ist, ist die Beute meist nicht weit.

Auch in der Welt der Fische ist die Wahrnehmungsfähigkeit und das bessere Erkennen von Beute das Ergebnis der natürlichen Auslese. – Wie Forschungen des ‘Vision, Touch and Hearing Centre‘ an der Universität von Queensland in Australien zeigen, sind viele Fische keineswegs farbenblind. Manche sehen sogar ebenso wie Raubvögel, Bienen oder Ameisen bis weit in den ultravioletten Bereich hinein, wie etwa unsere heimische Plötze.

Rotaugen sehen auch UV-Licht und damit mehr als Menschen

Der Hogfish, eine in der Karibik beheimatet Meeresbrasse, hat auf der Haut sogar licht- und farbempfindliche Sinneszellen, die ohne Umweg über Augen und Gehirn eine blitzschnelle Farbänderungen des Fisches zur Tarnung und Anpassung an die Umgebung ermöglichen.

Verschiedene Riffbewohner sowie Marlin und Segelfisch haben Hautpigmente, um UV-Licht willentlich als ein Signal reflektieren zu können. Marlin und Segelfisch sehen aber dieses UV-Licht selbst ebenso wenig wie wir.


Die Wissenschaftler in Australien untersuchten Augen von Blauen, Schwarzen und Gestreiften Marlinen, die beim Billfish Tournament vor Hawaii gefangen wurden und stellten fest, dass das Marlin-Auge zwei Bereiche mit höchster Sehschärfe und zwei weitere mit unterschiedlicher Farbwahrnehmung aufweist.
Am schärfsten sehen die Fische demnach parallel zum Schwert nach vorne. Aber nahezu genauso scharf können sie nach hinten sehen, ohne sich oder ihre Augen verdrehen zu müssen (Auch in der Natur naht der Feind von hinten). Die Wissenschaftler um Kerstin Fritsches und Jack Pettigrew fanden überdies heraus, dass Blaue und Schwarze Marline ein Objekt von 10 cm Größe in einem Abstand von 50 cm noch optisch auflösen können.

Das ist wenig: Wegen ihrer großen Augen müssten Marline schärfer sehen, als Fische mit kleinen Augen. Bei der Untersuchung der Retina, der Augennetzhaut, stellten die Wissenschaftler dann allerdings fest, dass die Marline, um den Preis der vergleichsweise geringeren Sehschärfe, sehr viel lichtempfindlichere Augen besitzen als viele andere Arten. Fazit: Marlin-Augen sind zwar nicht gut geeignet um Details zu erkennen; aber sie sind perfekt angepasst, um Beute auch noch im schwächsten Lichtschein schemenhaft auszumachen.

Farbe sehen Marline im Gegensatz zu den Tiefenjägern Schwertfisch und Großaugenthun durchaus. Allerdings nicht so wie wir, denn ihre Augen sind auf die Farbwahrnehmung im Wasser ausgerichtet: Beim Eintritt in dieses Medium wird Licht gebrochen und in die Spektralfarben von Violett bis Rot zerlegt. Weil die langwelligen Anteile dabei von Rot über Gelb und Grün bevorzugt gestreut werden, dominieren mit zunehmender Wassertiefe die energiereichen blauen Anteile: Die Unterwasserwelt wird einfarbig blau (Deshalb sind so viele Grundfische auch feuerrot: Sie reflektieren nur rotes Licht, das da unten nicht ankommt und erscheinen für ihre Jäger deshalb farblos grau).

Farbrezeptoren im Auge eines Gestreifen Marlins: Die höchste Konzentration sitzt in dem nach oben schauenden Teil des Auges (dorsal/blau)

Im Kampf ums Überleben haben Marline (aber auch Skipjack-Thune und Amberjacks) ihre Augen dieser Welt – unter ihnen dunkel und blau und über ihnen hell und oftmals bunt – angepasst: Im unteren Teil des Marlin-Auges, das ist der Bereich, der nach oben ins Helle schaut, fanden die Wissenschaftler die vermehrte Einlagerung von unterschiedlichen Farbrezeptoren. Dagegen kann der obere Teil der Retina, der ins Dunkle und Tiefe schaut, bis auf Blau-Grün keine anderen Farben erkennen. Dafür enthält dieser Teil des Auges überwiegend die Stäbchenzellen, die auf das Sehen in schwächstem Licht spezialisiert sind (rollen Marline am Boot deshalb ihre Augen nach unten – um diese empfindlichen Sensoren vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen – oder schauen sie dorthin, wo sie gerne wären?).

Das Farbempfinden der Marline unterscheidet sich erheblich von dem des Menschen: Die Farbrezeptoren in ihren Augen sind zum kurzwelligeren und damit tiefer ins Wasser eindringende blau-violetten Licht hin verschoben, wie die folgende Grafik zum Sghene eisn gestreiften Marlins zeigt:


Auffällig an den Farbrezeptoren im Marlin-Auge ist, dass Rot (um die 650 nm) darin nicht vorkommt und vom Fisch nur als Schatten im Kontrast des Lichthintergrunds wahrgenommen wird. Die von Anglern beliebten schwarzen-roten Skirts machen aus Marlin-Sicht deshalb keinen Sinn!

Interessant ist auch die folgende Grafik: Sie zeigt, dass die Tiefenjäger Schwertfische und Großaugen-Thune im Gegensatz zu Marlinen völlig farbenblind sind, weil sie ausschließlich „blau-grünes“ Licht (wegen der Bioluminiszenz?) mit einer Wellenlänge von etwa 484 nm wahrnehmen. – Angler die sich bislang gefragt haben, warum rote Knicklichter beim nächtlichen Schwertfisch-Angeln nicht erfolgreich sind, wissen nun warum.

Halbwegs entschlüsselt haben die Wissenschaftler auch die Bedeutung der neon-blau leuchtenden Streifen und Brustflossen, die Marline und Segelfische im Jagdmodus wie mit einem Lichtschalter anknipsen können: Dieses Blau enthält Pigmente, die UV-Licht stark reflektieren. Ultraviolettes Licht können Marline und Segelfische zwar ebenso wenig sehen, wie wir. Sehen können es aber Pferde-Makrelen, sowie die vor Australien vorkommenden „slimy mackerels“ und andere Arten, die zum Beuteschema der Langnasen gehören.

Die Jäger bringen ihre Flossen und Streifen an den Flanken zum Leuchten, um ihre Kontur aufzulösen und Beutefische zu irritieren; die Voraussetzung für ein erfolgreiches Massaker. Die Schwerträger selbst sehen ihr eigens grelles Leuchten aber nicht.

Die so spannende Studie hatten Fritsches und ihre Kollegen im Jahr 2014 mit finanzieller Unterstützung der Geräteindustrie erstellt. Die Wissenschaftler wollten danach untersuchen, inwieweit Gestreifte Marline im Grünbereich sehen können (sie hatten entsprechende „Hardware“ in einigen Augen entdeckt) und vor allem, wie Lichtreize aus den Augen im Gehirn der Schwertträger umgesetzt werden: Was also die Fische „wirklich“ sehen. Doch nach dem Befund, dass Marline blind für viele Farben sind, hatte die Tackle-Industrie schnell das Interesse an dieser Forschung verloren. Verständlich: Die vielen bunten Lures ließen sich sonst kaum noch verkaufen. Demnach wurden die meisten Marlind in einem zehnjährigen Zeitraum an pink-schwarzen Lures gefangen: null „Farbe“, aber maximaler Kontrast…

Glatter Flötenfisch

Namen: Fistularia commersonii (wiss.), Bluespotted Cornetfish (engl.), Bokia raktaa (Ägypten), Kühla baliği (Türkei)

Der Fisch ist wegen seiner sehr schlanken, langgestreckten Körperform unverwechselbar. Auffällig ist zudem sein lang ausgezogener Kopf mit röhrenförmiger Schnauze. Der Kopf mit kleinem Maul nimmt etwa ein Drittel der Gesamtlänge ein.

Der Rücken des Fisches ist grünlich, über die Flanken bis zum Bauch geht die Färbung immer mehr ins Silbrigweiße über. Der Rücken ist mit zwei blauen Längsstreifen und einigen Reihen von blauen Punkten gemustert. Im Tod verliert sich die Farbe. Nachts (und im Stress) trägt der Flötenfisch „camouflage“ und durchbricht seine Silhouette mit schwarzweißen, breiten Bändern. Er kann bis zu 1,80 m lang werden, bleibt aber für gewöhnlich bei einer Länge von einem Meter.

Der Flötenfisch ist wie rund 70 andere Fischarten aus dem Roten Meer über den Suezkanal eingewandert und wurde erstmals im Januar 2000 im Mittelmeer vor Israel entdeckt. Er hat sich seitdem weiter nach Griechenland, in die südliche Adria, nach Italien und bis nach Sardinien ausgebreitet. Warum er so schnell und außerordentlich erfolgreich seinen neuen Lebensraum erobern konnte, ist der Wissenschaft nach wie vor unklar.

Seine Jagdtaktik ist clever: Er versteckt sich oft in Schwärmen von Friedfischen, um sich unauffällig anzunähern. Flötenfische lassen sich aber auch aufrecht auf ihre Beute zutreiben und folgen dabei wie ein Stück Tang mit ihrem Körper den Bewegungen von Wellen und Strömung.

In seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Indo-Pazifik und Rotes Meer) wird der Fisch gegessen. Also, experimentelle Köche, auf ans Werk!

Die hier abgebildeten Fische hat übrigens der 7 Jahre alte Robin alle an der Küste der griechischen Insel Rhodos gefangen. Sein Papa sagt, dass Robin mittlerweile immer und überall beim Angeln dabei ist und dieses Jahr schon ganz gute Fische alleine fangen konnte. Darunter auch diesen prächtige Zander.