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Lechts oder rinks? – Warum Segelfische erfolgreicher in der Gruppe jagen

erstellt am: 14.02.2017 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Umwelt

Unter Segelfischen ist immer jeweils eine Hälfte der Tiere links- und die andere rechtsseitig orientiert. Das macht Sinn: Bei der Jagd spezialisieren sie sich meist auf eine Angriffsseite und erhöhen somit ihre Erfolgsrate, wie ein Team um den Wissenschaftler Dr. Ralf Kurvers vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)… So manche Erwachsene mahnen noch immer die Linkshänder unter den Kindern, doch die „gute, rechte Hand“ zu benutzen. Segelfisch-Kindern passiert das nie: Unter den pelagischen Räubern ist immer jeweils eine Hälfte  links- und  die andere rechtsseitig orientiert. Und das macht Sinn: Bei der Jagd spezialisieren sie sich meist auf eine Angriffsseite und erhöhen somit ihre Erfolgsrate, wie ein Team um den Wissenschaftler Dr. Ralf Kurvers vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt zeigen konnte. Der entscheidende Trick dabei: Segelfische jagen stets in Gruppen, in denen von rechts und links angreifende Individuen etwa gleichstark vertreten sind. So bleiben Angriffe für die Beutefische wie etwa zu einem Bait-Ball zusammengetriebene Sardinen unvorhersehbar.  Foto: Rodrigo Friscione Kurvers und sein Team fanden heraus, dass die Spezialisierung auf Angriffe über rechts oder links – fachsprachlich Lateralisation genannt – Vorteile bei der Jagd bringt, und zwar umso mehr, je stärker die Lateralisation ausgeprägt ist: Die Fische können auf ihrer bevorzugten Seite nicht nur besonders schnell angreifen:  Kommen die Segelfische in einer Gruppe, können Beutefische die Spezialisierung der Segelfische auf rechts oder links auch  nicht mehr vorhersehen. Die Räuber sind  also für die Beute unberechenbarer und die kooperierenden Segelfische  gemeinsam erfolgreicher! Für ihre Untersuchungen analysierten die Forscher insgesamt 365 Angriffe von Segelfischen, die vor der mexikanischen Küste in elf Gruppen mit bis zu 14 Individuen auftraten. Außerdem untersuchten sie die Abnutzungsspuren der Mikrozähne auf den langen Schnäbeln, mit denen die Raubfische ihre Beute attackieren. Die Analyse bestätigte, dass die allermeisten Fische eine bestimmte Angriffsseite bevorzugen. Foto: Rodrigo Friscione Mit der jeweils hälftigen Verteilung auf rechts und links unterscheidet sich die Lateralisation der Segelfische übrigens  von der Händigkeit beim Menschen: Etwa 90 Prozent aller Menschen weltweit bevorzugen die rechte und nur zehn Prozent die linke Hand. „Die gleiche Hand zu nutzen, hilft bei kooperativen Tätigkeiten, weswegen sich im Laufe der menschlichen Evolution eine angeborene Bevorzugung einer Handseite entwickelt hat. Dass es trotzdem auch Linkshänder gibt, erklärt sich dadurch, dass diese alternative Lateralisation ebenfalls Vorteile mit sich bringt, allerdings in der heutigen Gesellschaft unwichtigere – die Unberechenbarkeit im Kampf. Bei Top-Fechtern sind beispielsweise noch jeweils 50 Prozent links- und rechtshändig“, erklärt Dr. Kurvers. Quelle: Kurvers RHJM, et. al (in press). The Evolution of Lateralization in Group Hunting Sailfish. Current Biology.