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Fischereiindustrie stöhnt über EU – Schärfe Kontrollen der Freizeitangelei

erstellt am: 02.06.2018 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Blauflossenthun, News

Mein Bericht zum Fang der laichbereiten Blauflossenthune hat mir einige Mails eingebracht. Ich muss nun aber anmerken, dass die ICCAT und nicht die EU der Bösewicht mit dem rauchenden Colt ist:  Der früheren EU-Kommissarin für Fischerei und maritime Angelegenheiten, Maria Damanaki, und ihren scharfen Fangbeschränkungen ist es zu verdanken, dass sich die Bluefinbestände überhaupt erholen konnten.  2010 kaum im Amt, entließ sie erst einmal einen EU-Spitzenbeamten, der als verkappter Lobbyist der großen Fischereifirmen galt. Sie setzte dann gegen großen Widerstand durch, dass die EU die Fangquote für Bluefins um über 50 %  kürzte und die Fangzeit auf einen Monat  beschränkte. Nur deshalb konnten sich die Bestände erholen!

Damanaki wollte auch erreichen, dass diese Fangzeit (26. Mai-24. Juni für Purse Seiner) außerhalb der Laichzeit liegt, konnte sich aber gegen die Fischereilobbyisten nicht durchsetzen.
Ihr Nachfolger ist seit 2014 der frühere maltesische Minister Kamenu Vella. Er hat die Thunfischfangquoten (Total Allowed Catch: TAC) nun zur Freude der EU-Fangnationen zwar erhöht auf 28,200 t in diesem Jahr,  32,240 t in 2019 und 36,000t in 2020. Davon gehen 15.850 t in diesem Jahr an die EU-Staaten. So weit, so schlecht.

Zugleich sagte Vella aber der IUUFischerei (illegal, undokumentiert und unreguliert) so scharf den Kampf an, dass dieselben Lobbyisten nun aufstöhnen:

Die Organisation Europêche repräsentiert 10 nationale Verbände der industriellen Fischerei aus 8 EU-Staaten. Sie erklärte nun am 31. Mai mit Blick auf die schärfen Fischerei-Kontrollen der EU (ich habe darüber berichtet), dass damit die Industrie erneut „belastet“ werde.
Europêche kritisiert vor allem, dass Fangboote nun alle CCTV -Videoüberwachungssysteme (CCTV:  Closed Circuit Television) an Bord installieren müssen. Diese Kameras können alles, was an Deck geschieht an nationale Behörden und dann an die mittlerweile schlagkräftige European Fisheries and Control Agency (EFCA – https://efca.europa.eu) übertragen. Die Lobbyisten finden das gar nicht gut: Die CCTV-Kameras sollten doch bitte nur auf freiwiliger Basis eingeführt werden…

Zudem schlimm für sie:  Auch alle kleineren Fangboote (die Masse) mit einer Länge von unter 12 Metern sollen nun ein Tracking System an Bord installieren, das ihre Position und Geschwindigkeit an Überwachungsbehörden an Land funkt.

Neben vielen neuen Fischereiinspektoren setzt die EFCA nun ein 62 m langes weiteres Kontrollschiff ein. Die zunächst für zwei Jahre gecharterte  Lundy Sentinel  kann drei Beiboote zur Kontrolle von Fischereifahrzeugen zu Wasser lassen.

Europêche verweist auch auf dieses neue Schiff und lamentiert in der Erklärung über weitere Maßnahmen, bis folgender Satz aufhorchen lässt: “Finally, Europêche applauds the EC’s ambition to include recreational fisheries in the Control Regulation, whose fishing activities until now have been largely been uncontrolled and unaccounted for.”
Was ich bereits berichtet habe, verschärfte Kontrollen der Freizeitangler auf Blauflossenthun, etwa beeim Fsichen an Mastfarmen oder Öl- und Gasplattformen durch die Wasserschutzpolizei oder per Drohnenüberflug, wird nun auch laut Europêche Wirklichkeit.