Kategorien

Produkte

1.Internationales Tigershark-Tournament in Kenia beendet

erstellt am: 08.12.2013 | von: Jürgen Oeder | Kategorie(n): Kenia, Reiseziele

Von Klaus Bars

Dieser Text entstand aufgrund der beharrlichen Bettelei Jürgen Oeders. Beharrlichkeit führt zum Erfolg. Dieser Text beschreibt einen Misserfolg. Deshalb musste er erbettelt werden. Niemand, der bei Verstand ist, macht persönliche Misserfolge öffentlich, es sei denn, er ist ein Masochist, und bei allen besorgniserregenden Eigenschaften, die meiner Person zugeordnet werden, ob zu Recht oder Unrecht, Masochismus gehört nicht dazu. Die Dynamik eines Desasters Einige, vor allem BGFC-Mitglieder, werden sich an meine Ausschreibung zum 1. Offenen Internationalen TST mit seinem verrückten Regelwerk erinnern. Dann kamen die erhofften Zusagen, die Teams wurden eingeteilt, die Boote vorbestellt, Fragen der Unterkünfte geklärt (an dieser Stelle noch einmal ein Riesendankeschön an Martin Joswig) und die Termine festgelegt. Eine Idee wurde Wirklichkeit, meine Idee, ich konnte es nicht fassen. (Das war das, wovon Marx und Engels immer geträumt hatten, nur nicht ganz so weltbewegend.) Ich stand auf dem Gipfel des Mount Kenia, links von mir die Zuversicht, ich in der Mitte und zu meiner Rechten der bescheuert bunte Phönix. Wir schauten den Berg hinunter und dachten, man ist das ein Ausblick: Wir sind die, die ihr erst sein werdet. Dann begann der Abstieg. Er kündigte sich mit unheilverkündenden Klingeltönen an, die aus meinem Telefon kamen. Absage plus Entschuldigung, Absage plus Entschuldigung, jedes Klingeln eine Absage, jede Absage eine Ebene tiefer, am Ende vom Gipfel meines Berges weit entfernt und der Talsohle bedrohlich nahe. Was mich wirklich am meisten zerstörte, war die Weiterleitung der Tatsache des sich mehr und mehr reduzierenden Personals an die kenianischen Bootskapitäne. Das sind tolle Burschen, die sich über dieses Projekt gefreut hatten und die ich sehr schätze. (Ich hatte mir natürlich nur Boote `rausgesucht, deren Kapitäne Haierfahrung besaßen und auf denen ich unvergessliche Angelabenteuer absolviert hatte.) Am 3. November 2013 war die erste Ausfahrt geplant. Der Termin rückte näher, und wir waren noch ganze drei Sportfreunde, die sich für den Fang eines Tigerhais begeistern konnten. (Vielleicht hatten die Tigerhaie davon Wind bekommen und sich gesagt, wenn ein so mangelhaftes Interesse an uns besteht, dann machen wir am Wettkampf auch nicht mit. Die haben das wirklich durchgezogen!) Mangels Konkurrenz waren wir und die „Alleycat“ also Sieger. Die Frage war nur noch, wie hoch unser Sieg ausfallen würde. Jeden Morgen starteten wir 6:00 Uhr wie die Vollblüter, fingen die besten Tigerhaiköder, die sich ein Tigerhai vorstellen kann und bastelten sie an unsere Montagen. Nichts! (Die zogen das durch!) Unser Hotel „Jacaranda Beach Resort“ lag 10 Meilen vom Liegeplatz unserer „Alleycat“ entfernt. Keine Straße führte zu dieser Unterkunft, deren Frühstück aus Kaffee, Keksen und zwei Bananen pro Person bestand (Nach zwei Tagen haben wir uns vom Management noch ein gekochtes Hühnerei erbettelt, auch pro Person, mussten dieses aber mit der Währung Wahoo (tot) bezahlen, also einen für alle Hühnereier.). Zehn Meilen ohne Straße, hin und zurück, macht über eine Stunde Tageszeit in Kenia. Wir waren also jeden Tag 4:30 Uhr auf den Beinen zu unseren Keksen und schalteten dabei die Beleuchtung der Speisehalle an. Dieses Licht weckte auch das Personal. Alle begannen ihren Tag etwas früher, wegen uns. (Aber auch das half nichts!) Wir hatten uns ein Taxi samt Fahrer organisiert, er war pünktlich, freundlich und hilfsbereit (Er erledigte all unsere Drogeneinkäufe (Zigaretten, Bier, Wasser) zu Preisen, die so niedrig waren, dass wir es nicht glauben konnten.) Momentan baut er für sich und seine Familie ein neues Haus, wir hatten ihn elf Tage engagiert, ich hoffe, das Haus wird gemütlich. Ich gönne es ihm von ganzem Herzen. Als wir nach vier Tagen so erfolglos waren, wie nur ein Siegerteam sein konnte, stand ich zehn Minuten eher auf und machte mich auf den Weg zur „Mensa“, ich ließ die Lichter aus und begann aus vollen Lungen Strawinskys Feuervogel zu intonieren. Ich zog die komplette Ouvertüre durch. Dann machte ich das Licht an. So, heute musste einer beißen. (Aber die Haie hatten von Strawinsky keinen Schimmer, war auch `ne blöde Idee, aber Verzweifelten lässt man oft einiges durchgehen.) Die verbleibenden Morgenmahlzeiten verliefen von Tag zu Tag ruhiger. Wir schlürften unseren Kaffe, im Osten setzte die Morgenröte ein, und später kam dann die Sonne nach. (Auch im Osten, wenigstens das haute noch hin.) Das war nicht die Talsohle. Wir sind durch den Boden durchgebrochen und saßen in einer Höhle fest, in der es dunkel, feucht und hundekalt war. Letzter Tag, wir waren nur noch zu zweit. Mittag ein richtiger Biss. Die Rolle heulte los. Peter war dran. Vollgas – die Rolle heulte weiter. Wir hatten tatsächlich einen Hai „festgemacht“. Eine halbe Stunde später, alle stierten (Bis auf Peter, den ich über alles informierte, was meine Augen ausmachen konnten.) ins klare Wasser des Indischen Ozeans, ein wirklich großer hellbrauner Schatten in der Tiefe, mit großen Brustflossen dran. Aber der Hai war zu kurz. Das war kein Tiger. Ich sah zur Brücke hoch, zeigte in die Tiefe und zuckte mit den Schultern. (Die richtige Sprache hatte ich schon lange vergessen.) Peter auf der Brücke zuckte auch mit den Schultern. (Wir hatten immer zwei Peter an Bord, offenbar stand dieser Name vor einigen Jahrzehnten ganz oben auf der Liste, weltweit. Heute wird dieser Name nur noch an Kater vergeben. Keiner weiß genau, warum. Ist eben so.) „Kannst du was sehen?“ – Die Atemgeräusche von dem Peter mit dem Fisch an der Angel hätten jeden Pneumologen sofort zum Griff nach seinem Terminkalender veranlasst. Ja, ein riesiger Tintenfisch, log ich Peter ins Gesicht. Er machte ein komisches Geräusch, es klang, als würde jemand den Stöpsel aus der Badewanne ziehen. („Mein Gott!“, dachte ich!) Und dann kam er oben an: Ein großer Bullenhai, etwa 350 Pfund, funkelnagelneu und mit dem, was gerade mit ihm passierte, gar nicht einverstanden. Die Kamera lief, der Fotoapparat arbeitete, und alle Anwesenden (zu großen Teilen Peter) nahmen den gewaltigen Fisch in Augenschein. Dann wurde oberhalb des zweiten Hakens der Draht an der Öse durchtrennt, der Hai machte einen Purzelbaum unter Wasser und glitt langsam wieder in die Tiefe. Er hatte es nicht eilig. Tja, und das war`s! (Ich habe mir überlegt, aus dem Tigerhai- ein Bullshark-Tournament zu machen. Wir machen einen Wettkampf, und die genaue Definition legen wir nach Abschluss fest. Wir machen alles rückwärtsgängig. Ist aber auch Mumpitz, oder? Ist doch nur ein Lichtstrahl in die Höhle.) Nach zehn Tagen wurden wir durch unser Rückflugticket befreit. Wir wechselten noch einen Reifen im morgendlichen Stadtverkehr von Mombasa, setzten uns in unseren leeren Flieger B 767, jeder für sich, und träumten was Schönes auf dem Weg nach Frankfurt, 35000 Fuß über der Oberfläche unserer Erde, während an den Stränden von Somalia die Fliegen ihre Eier in die verfaulenden Piraten legten. Redukt Ende! Was blieb an unseren Angelhaken? Unser Team bestand aus Peter Albrecht, Gerald Voigt und mir, nennen wir mich Klaus- Dieter Bars. Unser Team hatte keinen offiziellen Namen. „Lucky Losers“ wäre ein geeigneter Name, mit Vorbehalten, was das lucky betrifft. Haie: 1 Schwarzspitzen- Riffhai ca. 85kg released, Gerald 1 Silberspitzen- Riffhai ca. 70 kg released, Peter 1 Bullenhai ca. 175kg released, Peter Andere Arten mit Zähnen: 1 Wahoo 34,5kg Klaus (50lb Leine, deutscher Rekord) 1 schwarzer Snook 12,2kg Klaus (130lb Leine, deutscher All-tackle-Rekord) 3 Wahoo ca. 10kg Team Andere Arten ohne Zähne: Diverse Yellowfin Tuna bis 15kg Diverse kleine Tune (Skipjack, Fricky, Kawa-Kawa, Bonito) Einige Rainbow Runner Fazit Tigerhaie beißen nur, wenn ein gleichnamiges Tournament mit vielen Booten ausgetragen wird. Auch Strawinsky ist hier machtlos. Die Sonne scheint auf alle, auch auf die Erfolglosen. Ich werde es an anderen Orten (Südafrika, Kapverden) weiter versuchen. Ich suche dringend nach begeisterten Hai-Anglern, weltweit, mit denen ich zusammen fischen kann. Tight lines, Euer Klaus